Wennemen. Udo Kerstholt ist Berufskraftfahrer. Am Wochenende tauscht er Lkw gegen mobile Cocktailtheke. Unterwegs ist er überall dort, wo er gebucht wird.
Udo Kerstholt schüttelt, und er rührt auch mal. Und das schon seit vielen Jahren - aus Überzeugung und Leidenschaft. Letzteres strahlt er aus, sobald er hinter seiner Tiki-Bar steht, die inzwischen von einer einfachen Holz-Bar zur modernen Theke mutiert ist und dem Unternehmen des 56-Jährigen seinen Namen verliehen hat. „Udo´s Tiki-Bar“ ist eine mobile Theke, mit der er im Sauerland und der näheren Umgebung am Wochenende für Karibik-Feeling und kühle Cocktails sorgt.
Als Udo Kerstholt mit zarten 16 Jahren zum ersten Mal in die Gastronomie geschnuppert hat, hat er am liebsten „Sex on the Beach“ getrunken. „Das war ja damals schon ein Klassiker“, sagt er und bietet diesen Cocktail auch heute noch an. Hauptberuflich zog es ihn aber nicht in die Gastro-Branche: Unter der Woche ist Udo Kerstholt als Berufskraftfahrer tätig, seine Tiki-Bar und die meist alkoholischen Getränke packt er erst am Wochenende aus.
Kleinstgewerbe seit 2018
Das mag für den ein oder anderen anstrengend klingen, Kerstholt selbst sieht sein kleines Unternehmen aber nicht als Arbeit an. Gestartet ist er als selbstständiger Cocktail-Mixer mit einem Kumpel im Ruhrgebiet, 2018 folgte dann die Anmeldung seines Kleinstgewerbes in Wennemen. Seither hat er einige größere Feiern mit bis zu 1700 Personen gestemmt, aber ebenso vor wenigen Wochen eine Gruppe von sieben Erzieherinnen mit seinem Cocktailangebot beglückt: „Das war nicht schlecht, die haben zu siebt bis auf wenige Ausnahmen alle der 50 Cocktails, die im Paket dabei waren, geschafft“, berichtet Kerstholt von seinem ersten Auftrag nach der großen Corona-Flaute.
Auch interessant
Er und seine Frau Ulrike hatten Anfang des Jahres noch einen Großeinkauf gemacht, kurz danach kam der Lockdown und daraufhin wurden alle Events, für die „Udo’s Tiki-Bar“ gebucht war, gestrichen. Wirtschaftlich trifft ihn das natürlich weniger als hauptberufliche Gastronomen, doch auch ihm fehlt die Arbeit hinter der Bar, die auch gerne mal mehrere Wochenenden am Stück ansteht. Seine Frau Ulrike steht dann voll hinter ihrem Mann. Aus gesundheitlichen Gründen kann sie zwar nicht hinter der Theke helfen, „sie ist aber meine Feuerwehr im Rücken“, beschreibt Udo Kerstholt sie liebevoll. „Wenn mal schnell etwas nachgeliefert werden muss, weiß ich, dass ich mich auf sie verlassen kann.“
Soziales Engagement
Die beiden engagieren sich seit Jahren im sozialen Bereich, sei es in der Flüchtlingsarbeit oder der Betreuung von behinderten Menschen. Und so kam es auch schon dazu, dass „Udo’s Tiki-Bar“ alkoholfrei Cocktails am Josefsheim oder bei der Eröffnung der Kita Sonnenschein zum Selbstkostenpreis gemixt hat. „Das kommt bei den Kindern super an“, erzählt Udo Kerstholt, der sich auch durchaus vorstellen könnte, mit seiner Bar zu Kindergeburtstagen zu kommen. Im normalen Angebot hat er sonst zehn Standard Cocktails, wie Caipirinha, Tequila Sunrise, Zombie, Pina Colada und Co. „Die Rezepte habe inzwischen alle im Kopf, wenn jemand den Namen eine Cocktails sagt, weiß ich schon, wo ich als erstes hingreife und wie er gemixt wird“, so Kerstholt.
Auch interessant
Eine große Show braucht man aber nicht zu erwarten. Das ist nicht Udo Kerstholts Ding: „Ich frag dann immer, wollt ihr was vernünftiges trinken oder ’ne Akrobatik-Show?“ Unter vernünftig versteht er angemessene Mengen Alkohol, die bei ihm grundsätzlich frei Hand dosiert werden. Das wiederum hat schon zu einer ganz besonderes Anekdote geführt: „Da stand ein richtiger Bauer, ein Mann wie ein Baum vor mir und hat sich mehrfach beschwert, dass zu wenig Alkohol in seinem Cocktail sei. Ich hab ihm versichert, dass dem nicht so sei, habe aber auf eindringlichen Wunsch immer wieder nachgefüllt. Das endete dann so, dass er kurze Zeit später mit dem Kopf auf dem Biertisch ein Schläfchen machen musste“, plaudert Kerstholt aus dem Nähkästchen.
Um ordentliche Drinks müsse man sich bei ihm sicher keine Sorgen machen. Bis auf Weiteres serviert Udo Kerstholt übrigens hinter einer Plexiglas-Wand und natürlich mit Mundschutz. „Auch wenn wir nicht darauf angewiesen sind, freu ich mich unheimlich, dass es so langsam wieder losgeht.“