Ostwig. Im Bestwiger Ortsteil Ostwig ist die Ehrenamtskneipe „Kumm rin“ nach dem Lockdown wieder geöffnet: So sind die Erfahrungen in der Corona-Zeit.
Im Dorf ist ein Stück Normalität inmitten der Corona-Krise zurückgekehrt: Die Ehrenamtskneipe, das „Kumm rin“ in Ostwig, ist wieder geöffnet. Aber so ganz normal ist es eben doch noch nicht.
Seit dem Lockdown im März war dieser beliebte Dorf-Treffpunkt geschlossen gewesen.
„Zuletzt kamen dann die Stimmen: Warum macht ihr nicht wieder auf?“, sagt Klaus Schmücker, Vorsitzender des Heimat- und Fördervereins, der hinter dieser besonderen Kneipe steht. Erst einmal, sagt er, habe man den anderen Läden und Gastronomen die Chance geben wollen, wieder aufzumachen – „aber jetzt haben wir nachgezogen“.
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So sehr den Gästen ihre Kneipe fehlte, so sehr gab es auf der anderen Seite des Tresens aber auch erst einmal eine gewisse Zurückhaltung und berechtigte Vorsicht, räumt Klaus Schmücker ein: „Unsere Wirte hatten schon ein wenig Respekt davor, wieder tätig zu werden, das muss man ganz klar sagen – weil sie Sorge hatten, wie sie die ganzen neuen Corona-Regeln durchsetzen sollten.“ Im Moment ist das „Kumm rin“ deshalb auch nur an zwei Tagen geöffnet: Donnerstags und freitags, um zu testen, ob alles umzusetzen ist. Klaus Schmücker sagt jedoch: „Das klappt aber gut. Es wird wieder normaler, ab November wollen wir deshalb den Samstag wieder dazu nehmen.“
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Wieder unters Volk kommen
Es ist alles anders geworden. Das muss man wissen, wenn man ins „Kumm rin“ geht – aber das ist in jeder anderen Kneipe gegenwärtig auch so. Das Auffallendste ist das andere Gefühl, das aufkommt, hat auch Klaus Schmücker beobachtet: „Diese überbordende Feierstimmung, die wir sonst so oft hatten, die ist nicht mehr da.“
Das Normale in einer Kneipe fehlt: „Von Tisch zu Tisch zu gehen und sich irgendwo dabei zu stellen – das darf ja alles nicht sein.“ Das macht es auf beiden Seiten, bei Wirten wie bei den Gästen, so schwer: „Die Leute erwarten, dass es so ist wie früher. Da muss man aber ganz klar sagen: So wie früher wird es auch auf längere Zeit erst einmal nicht sein.“
Gefreut haben sich zum Beispiel die Damen-Stammtische mit ihren älteren Mitgliedern, „dass sie wieder unters Volk kommen können“, sagt Klaus Schmücker. Die Zeit der Schließung hat der Heimatverein genutzt, um sogar noch Geld auszugeben: Die Beleuchtung und die Beschallungsanlage wurden modernisiert – es war ja jetzt die günstige Gelegenheit, um Handwerker hineinzulassen.
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Langsam wird das „Kumm rin“ wieder angenommen: „Es ist schwierig im Moment, aber wir sind guten Mutes. Wir freuen uns, dass wir wieder etwas machen.“ Auch Schmücker kann nicht in die Zukunft schauen – vieles von dem, was er sagt, beendet er mit der Bemerkung, „Stand heute“: „Ob wir wieder zumachen müssen? Das steht in den Sternen.“ Corona ist und bleibt die große Unbekannte.
Zunächst Bedenken bei den Wirten
Das Umsetzen und Einhalten der Regeln sei kein Problem, sagt Klaus Schmücker, der selbst gerade als Springer im ehrenamtlichen Wirte-Team aushilft. Während des Lockdowns hätten auch ein paar Freiwillige gemerkt: Ja, es gibt durchaus auch ein Leben ohne „Kumm rin“ – „die mussten wir zurückgewinnen, die wurden beim Wirtestammtisch eingebunden. Gemeinsam haben wir ein Konzept entwickelt, wie es weitergeht.“ Aber das Team hat eben auch ein paar ältere Aktive weit über 60 Jahre: Die haben darum gebeten, erst einmal außen vor bleiben zu dürfen.
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Die Tische liegen im „Kumm rin“ immer schon weit auseinander, diese Corona-Abstandsregel ist leicht einzuhalten. Die ganze Theke ist mit Plexiglas abgesperrt.
An der Theke dürfen Gäste sitzen. Dahinter dürfen die Wirte wiederum auch ihren Mundschutz abnehmen: „Da gab es im Vorfeld die meisten Vorbehalte: Unsere Wirte sagten, sie möchten nicht die ganze Zeit mit Mundschutz arbeiten müssen.“ Jetzt ist der Thekenbereich eine absolut sichere Zone. Der Mundschutz wird dann wieder aufgesetzt, sobald der Wirt an die Tische geht. Denn sobald man sich bewegt, muss die Maske getragen werden.
Verweigerer? Fehlanzeige!
Verändert hat sich das Gefühl. „Die Stimmung ist nicht wirklich gedrückt“, beschreibt es Klaus Schmücker: „Es ist aber keine ausgelassene Riesenstimmung, wie sie sonst so war: Um 24 Uhr war es vor Corona voll, und da kamen noch mal 15 Leute rein und die Musik wurde lauter – das gibt es gerade natürlich nicht. Die schöne Kneipenstimmung fehlt, es ist alles etwas ruhiger.“ An den Tischen haben die Leute natürlich ihren Spaß wie eh und je – sie erfüllen auch alle Auflagen, die gefordert sind: „Wir haben weder Maskenverweigerer noch Eintragungsverweigerer.“
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Was dem Heimatverein mit Blick auf die Einnahmen weh tut: Die umsatzstarken Monate kommen jetzt eigentlich gerade erst mit den Weihnachtsfeiern. Schmücker sagt: „Da wird wohl nicht viel passieren.“
Gerade wird ein Konzept erarbeitet, wie ein Mini-Weihnachtsmarkt vor der Tür des „Kumm rin“ mit einer Glühweinbude aussehen könnte: „Wir dürften das machen, wenn wir draußen Sitzplätze für die Gäste draußen zur Verfügung stellen.“ Die Kneipe wäre dann geschlossen halten, sonst würde es zu unübersichtlich. Aber es gilt: Das ist nur der Stand heute.
>>>HINTERGRUND<<<
Im „Kumm rin“ sind nach der Wiedereröffnung die Zeiten angepasst und etwas verkürzt worden: Geöffnet ist derzeit donnerstags von 18 bis 23 Uhr, freitags von 19 bis 24 Uhr.
Samstags soll ebenfalls von 19 bis 24 Uhr geöffnet werden – wobei Klaus Schmücker schmunzelnd verspricht: „Wir machen ein bisschen früher auf, damit die drei alten Herren, die aus der Kirche kommen, schon mal ihr Bierchen bekommen.“
Völlig offen bleibt aktuell: Wird es zu einer offiziellen Sperrstunde kommen?