Heringhausen. Ein Unternehmer hat trotz Trockenheit enorme Wassermengen aus der Valme in Heringhausen abgepumpt. Jetzt droht ihm ein Verfahren.
Trotz der dramatischen Situation an Flüssen und Bächen hat sich ein Unternehmer in Heringhausen über mehrere Tage am restlichen Wasser der Valme bedient, um damit seine Flächen zu wässern. Für ihn wird es jetzt teuer.
Anwohner hatten den Mann bei der Wasserentnahme beobachtet und daraufhin die Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises informiert. Kreissprecher Jürgen Uhl hat den Vorfall gegenüber unserer Zeitung bestätigt. Nach Angaben von Zeugen waren in der vergangenen Woche von Montag bis Mittwoch trotz des niedrigen Wasserstands der Valme erhebliche Mengen Wasser abgepumpt worden. Aufgefallen war die Aktion durch die ständigen Transporte mittels eines Treckers mit großem Tankanhänger auf der Bestwiger Straße. Der Inhalt des 10.000 Liter fassenden Tankwagens sei zur Bewässerung auf ein großes Feld ausgebracht worden.
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Die Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises hatte sich unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls auf den Weg gemacht, um dem Hinweis nachzugehen. Sie verfügte laut Uhl, die Entnahmevorrichtung unverzüglich abzubauen. Den Unternehmer erwartet nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Unter 1000 Euro wird er nach Angaben des Hochsauerlandkreises nicht davonkommen. Wie Uhl mitteilt, war der Unternehmer bereits im vergangenen Jahr wegen einer Wasserentnahme aus der Valme verwarnt worden. Geholfen hat diese Verwarnung offensichtlich nicht allzu viel.
„Nur noch ein Rinnsal übrig“
Wie Zeugen beobachtet haben, dauerte die Entnahme in der vergangenen Woche jeweils etwa 5 Minuten, sodass von einer Absaugleistung von mehr 30 Litern pro Sekunde ausgegangen werden könne. Da die Fließwassermenge der Valme pro Sekunde in jedem Fall viel geringer gewesen sei, sei unterhalb der Entnahmestelle nach dem Abpumpen nur noch ein Rinnsal übrig geblieben.
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Erst vor wenigen Wochen hatte der Hochsauerlandkreis ausdrücklich auf die Lage an Flüssen und Bächen der Region hingewiesen. „Die Gewässer im Hochsauerlandkreis leiden unter dem Druck ausbleibender ergiebiger Niederschläge“, hatte der Kreis in einer Pressemitteilung geschildert. Nahezu flächendeckend liege der Abfluss in den Gewässern unterhalb des mittleren Niedrigwasserabflusses. Teilweise seien Gewässerabschnitte wie beispielsweise die Hillebringse in Brilon bereits trockengefallen. Gerade die kleineren Gewässer führten kaum noch Wasser.
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Vor diesem Hintergrund hat die Untere Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises bereits im August verboten, aus Bächen und Flüssen, die noch Wasser führen, Wasser zu entnehmen und etwa mit Pumpen den Garten zu bewässern. Ebenfalls zurückhaltend müssten sich auch diejenigen verhalten, die eine wasserrechtliche Entnahmeerlaubnis haben. Damit sei zum Beispiel bei Fischteichen die Entnahme zu reduzieren oder sogar gänzlich einzustellen. Die Wasserbehörde des Hochsauerlandkreises bittet aus aktuellem Anlass noch einmal ausdrücklich darum, rücksichtsvoll und verantwortungsbewusst mit dem Lebensraum Gewässer umzugehen. Sie will im Rahmen der Außendienste weiterhin verstärkt kontrollieren und Verstöße ahnden.
Entnahme aus Hydranten aktuell nicht verboten
Im Fall von Heringhausen war die besagte Fläche zusätzlich mit zwölf Sprinkleranlagen berieselt worden. Das hierfür benötigte Wasser stammte aus einem anliegenden Hydranten. Die Berieselungsanlage sei mindestens von Sonntag, 13. September, bis Mittwoch, 16. September, gelaufen. „Zu vermuten ist eine Verschwendung des kostbaren Trinkwassers im vierstelligen Kubikmeter-Bereich“, ärgert sich ein Beobachter gegenüber unserer Zeitung.
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Verboten ist die Wasserentnahme aus dem Hydranten allerdings nicht. Denn: Während der Wasserstand der Flüsse und Bäche massiv unter der anhaltenden Trockenheit gelitten hat, sei Trinkwasserknappheit in der Gemeinde Bestwig aktuell kein Thema, wie Angelika Beuter als Sprecherin der Hochsauerlandwasser mitteilt. Allgemein sei es so, dass sich jeder Kunde der Hochsauerlandwasser GmbH ein Standrohr zur Wasserentnahme aus einem Hydranten ausleihen könne. Zumindest so lange das Trinkwasser nicht knapp wird - aber das sei aktuell eben noch nicht der Fall. „Das entnommene Wasser wird dann ganz normal abgerechnet. Diese Möglichkeit besteht natürlich auch für Unternehmer“, so Beuter.
„Die Lage ist wirklich dramatisch“
Erst in der vergangenen Woche hatten sich Anwohner der Essel in Eslohe-Bremscheid an unsere Zeitung gewendet und auf den Zustand des Baches hingewiesen, der bereits seit Tagen keinen einzigen Tropfen Wasser mehr führt. Sie hatten Fische, die in einzelnen kleinen Resttümpeln standen, umgesetzt und so gerettet.
„Die Lage in den Bächen und Flüssen ist wirklich dramatisch“, hatte Eslohes Ordnungsamtsleiter Georg Sommer in diesem Zusammenhang betont. Das Problem sei nicht nur der erneut regenarme Sommer 2020. Die Trockenheit der vergangenen Jahre habe sich aufsummiert.