Meschede. Klaus Pech hat den Handyvertrag seines verstorbenen Sohnes 13 Monate lang bezahlt. Noch immer hofft er auf etwas Menschlichkeit des Anbieters.
Klaus Pech war Busfahrer. 30 Jahre lang hat er die Menschen in Meschede im Omnibus von A nach B befördert und noch heute geht der Rentner mit dem freundlichen Gemüt stets winkend und grüßend durch die Innenstadt. Weil Klaus Pech die Menschen mag und sie ihn. Seine Freizeit verbringt er gern mit den Enkeln, wenn man ihn anruft, erwischt man ihn auch schon mal bei einer Partie „Mensch ärgere Dich nicht“. Doch im wohlverdienten Ruhestand gab es auch schon tiefe Schicksalsschläge.
Um Kontakt zu halten
Etwa ein Jahr bevor Klaus Pech in Rente gegangen ist, hat er einen Handyvertrag für seinen Sohn abgeschlossen und zahlt dafür jeden Monat etwa 25 Euro. Damit hat er begonnen, um den Kontakt zum damals Arbeitslosen zu halten.
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Im August 2019 ist Pechs Sohn mit nur 43 Jahren verstorben. Seither läuft der Vertrag weiter - und Klaus Pech zahlt. Auf ein Entgegenkommen oder zumindest etwas Verständnis des Anbieters wartet er auch kurz vor Ablauf des Vertrages noch vergeblich. Und auch auf Nachfrage dieser Zeitung reagierte die Pressestelle der zuständigen „Freenet-Group“ nicht.
„Ich wollte ihm nur etwas Gutes“
„Das Problem ist, dass ich den Vertrag damals auf meinen Namen abgeschlossen habe, weil mein Sohn das finanziell nicht konnte. Ich wollte ihm nur etwas Gutes tun“, berichtet Klaus Pech. Im Vertrag ist auch ein Handy enthalten, für das er zusammen mit den Verbindungskosten jeden Monat etwa dreißig Euro an den netzunabhängigen Anbieter „Mobilcom-Debitel“ zahlt. Wo sich das Gerät heute befindet, weiß Klaus Pech nicht einmal. Die SIM-Karte hat er nach dem Tod seines Sohnes sperren lassen, damit niemand Zugriff auf den Vertrag hat und die Kosten womöglich noch weiter in die Höhe treibt.
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Einige Wochen nach dem Tod seines Sohnes hatte Pech zum ersten Mal bei „Mobilcom-Debitel“ angerufen und seine Situation geschildert. Jedoch wurde er kurz und bündig abgewimmelt. „Die haben nur gesagt, dass ich den Vertrag schließlich auf meinen Namen abgeschlossen hätte und man da deshalb auf keinen Fall früher rauskommt.“
Klaus Pech fühlte sich damals dermaßen vor den Kopf gestoßen, dass er den Vertrag seines Sohnes, der Ende 2020 ausläuft und auch den seiner Frau, der ebenfalls über „Mobilcom-Debitel läuft, kurz darauf gekündigt hat. „Mir ist ja klar, dass ich das Handy trotz allem hätte bezahlen müssen. Aber ein bisschen Kulanz bei den Verbindungskosten und Verständnis für meine Situation hätte ich mir wirklich gewünscht“, erklärt Pech.
Verständnis für die Mitarbeiter
Und als ob die Angelegenheit für Familie Pech nicht schon schlimm genug sei, folgte auf die Kündigung postwendend der obligatorische Anruf des Anbieters mit den typischen Fragen: Warum haben Sie gekündigt? Was können wir tun, um Sie als Kunden zu behalten? Jeder, der schon einmal einen Mobilfunkvertrag gekündigt hat, ist wohl mit diesem Vorgehen vertraut.
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Klaus Pech fasste sich daraufhin noch einmal ein Herz und erklärte dem Mitarbeiter die Beweggründe für seine Kündigung. Doch wieder: Keinerlei Entgegenkommen oder Verständnis für seine Situation. „Letztlich weiß ich ja, dass ich da höchstwahrscheinlich mit einem Call-Center-Mitarbeiter gesprochen habe, der keine Handhabe hatte“, sagt Klaus Pech und bringt sogar noch ein wenig Verständnis auf.
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„Mir geht es jetzt wirklich nicht mehr um das verlorene Geld. Es geht rein um die Menschlichkeit, die ich bei der Sache völlig vermisse.“ Nach einer telefonischen Nachfrage zum Sachverhalt bei der zuständigen Freenet-Group, wurde die Redaktion gebeten, die Presseanfrage per E-Mail an die zustände Pressestelle zu richten und ein Datum zu nennen, an dem die Anfrage spätestens bearbeitet sein müsste. Auch mehrere Tage nach Fristende gab es keinerlei Rückmeldung der Freenet-Group zu Herrn Pechs Fall. Die Schilderungen sowie der Wunsch nach Verständnis und etwas Kulanz wurden seitens des Mobilfunkanbieters bis heute ignoriert.