Meschede. Rutsche, Schaukel, Wippe: Ist das noch zeitgemäß für einen Spielplatz? In Meschede will man jetzt neue Angebote für junge Familien schaffen.

Bürgermeister Christoph Weber hat die Ergebnisse und Anregungen im „Heimatcheck“ in unserer Zeitung genau verfolgt. Wie viele Leser, teilt er selbst die Kritik an den Mescheder Spielplätzen. Er will die Spielplatz-Situation verbessern. Denn: „Besteht der Spielplatz von morgen noch aus Rutsche, Schaukel und Wippe?“

Weber ist stattdessen auch offen für einen großen modernen Spielplatz in der Stadt – dann so attraktiv gestaltet, dass junge Mescheder Familien deswegen nicht mehr wegfahren müssen.

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Wochenendtourismus weg von Meschede

„Wir haben einen Wochenendtourismus weg von Meschede in benachbarte Städte. Das ist leider verstärkt der Fall“, räumt der Bürgermeister ein. Er weiß das selbst aus Gesprächen mit Eltern. Die besuchen mit ihren Kindern gezielt attraktive große Spielplätze mit Parkplätzen und Kiosk dabei. So etwas fehlt in Meschede. Dabei herrscht ja kein grundsätzlicher Mangel im Stadtgebiet: Der Bauhof kümmert sich um insgesamt 68 Spielplätze. Nur können die vom Anspruch her nicht mithalten mit der neuen Generation an Spielplätzen und zeitgemäßen Wünschen.

Ortstermin: In Meschede typisch ist eher ein Spielgelände wie das hinter den Hochhäusern an der Walburgastraße. Es ist ein „Quartierspielplatz“, eingerichtet für Kleinkinder aus der unmittelbaren Nachbarschaft. „Hier kann man sich mal eine halbe Stunde aufhalten“, sagt der Bürgermeister selbst – mehr eigentlich nicht. Dieses Grundstück ist mit 600 Quadratmetern gar nicht einmal klein, aber es stehen darauf nur besagte Rutsche, Schaukel und Wippe, dazu ein Sandkasten und eine Tischtennisplatte.

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Manfred Breider (links) und Christian Sauerwald vom Bürgertreff sitzen im Campus. Sie engagieren sich in Meschede unter anderem für das Wohl der Senioren. Ähnlich großes Engagement gibt es aber auch in den anderen Orten.
Von Jürgen Kortmann, Alexander Lange und Frank Selter

Begrenzte Gestaltungsmöglichkeiten

Das darf auch gar nicht mehr sein. Hintergrund sind die deutschen Vorschriften. Bauhofleiter Marc Böhm erklärt, dass zum Beispiel um eine Schaukel herum vier Meter Freiraum nach vorne und nach hinten sein muss – Vorschrift.

Schaukel, Wippe, Fußballtore: Einer dieser Spielplätze in Minimalausstattung In der Birmecke in Meschede.
Schaukel, Wippe, Fußballtore: Einer dieser Spielplätze in Minimalausstattung In der Birmecke in Meschede. © Jürgen Kortmann

Jedes Gerät braucht viel Platz um sich herum – das ist die Vorgabe. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind deshalb enorm begrenzt. Genutzt wird die Fläche trotzdem. Fachmann Böhm erkennt das sofort daran, dass um die Geräte herum kein Gras wächst. Aber auch er weiß: „Solch ein Spielplatz erfüllt nicht die Ansprüche an einen Wochenendspielplatz.“ Auch im neuen Sportkonzept der Stadt, dass die Mescheder künftig zu mehr Bewegung ermuntern will, wird zur Überprüfung der Spielplatz-Situation geraten. „Nach dem Sportstättenkonzept brauchen wir ein Spielplatzkonzept“, sagt der Bürgermeister:

Bei dem Sportstättenkonzept ging es um Vereine, Sportplätze und Sporthallen, jetzt müsste es in einem Spielplatzkonzept um die Bedürfnisse junger Eltern gehen. „Es ist an der Zeit, dieses Thema anzugehen“, so Weber.

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Versuche, diese Spielplatzfrage aufzugreifen, gab es in der Vergangenheit schon. Angesichts des Geldmangels wollte sich die Stadtverwaltung auf weniger Spielplätze konzentrieren, die aber besser ausstatten. Das hätte aber auch die Aufgabe einiger Plätze bedeutet: An wenigen Stellen, wie an der Friedenstraße in Meschede, gelang das auch, wo gar keine Frequenz mehr durch Kinder war. Meistens scheiterte das aber am Widerstand von Ratsmitgliedern, Ortsvorstehern – und auch von Anwohnern, die lieber eine ungenutzte Spielplatzfläche neben sich haben wollten als den Verkauf dieser Fläche als Bauplatz.

„Was will die Bevölkerung?“

Der Bürgermeister will die Spielplatzfrage „ergebnisoffen“ angehen: „Was will die Bevölkerung? Brauchen wir alle Spielplätze noch? Oder wollen wir lieber ein oder zwei Großspielplätze haben?“ Für ihn geht der Weg in diese Richtung: „Wir haben das klare Ziel in der Politik, familienfreundlich zu sein, junge Familien anzusprechen und zu bedienen.“

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In diese Richtung geht der zuletzt entstandene Spielplatz im Hennepark am Kreishaus, abseits des Straßenverkehrs, aber nahe zur Innenstadt. Auch hier gibt es aber wieder das deutsche Regelwerk: Der ursprünglich angepflanzte Weidenzaun an der Henne wurde inzwischen durch einen massiven Gitterzaun ersetzt, wegen der möglichen Gefahr des Spielens am Wasser. Auch die neuen Dorfplätze zum Beispiel in Wennemen und Wehrstapel greifen schon das Ziel von Bewegungs- und gleichzeitiger Spielflächen auf: „Das sind wegweisende Ideen“, sagt Fachbereichsleiter Heinz Hiegemann.

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11. Juli 2018, Hagen. WP Serie
Von Jürgen Kortmann, Alexander Lange und Oliver Eickhoff

>>>HINTERGRUND<<<

Für Investitionen in Spielplätze stehen aktuell nur 30.000 Euro im Haushalt zur Verfügung.

Der Integrierte Baubetriebshof der Stadt Meschede kümmert sich um den Unterhalt der 68 Spielplätze: Mähen, das Einsammeln von Müll, die Kontrolle der Spielgeräte.

Es gab sogar schon den Fall, wo auf einem Spielplatz Stahlseile an den Geräten angesägt waren.