Schmallenberg. Es geht oft um Haltung, sagen die Sprecher der Behinderten-Verbände, wenn man wirklich Barrieren abbauen will. Sie nennen konkrete Forderungen.

Ihr offener Brief sei nicht als Denkzettel zu verstehen, dass in den vergangenen Jahren nichts passiert sei. Vielmehr wollen Marc Brüggemann (Geschäftsführung St. Georg Sozialwerk), Bernhard Pilgram (Projektleitung „Barrierefrei im Sauerland“), Cornelia Steffen (Behinderten-Interessen-Vertretung der Stadt Schmallenberg) und Heinz Arenhövel (Behinderten-Interessen-Vertretung des HSK) dem Thema in Schmallenberg noch mehr Gewicht, noch mehr Öffentlichkeit, noch mehr Bedeutung zukommen lassen.

Antwort der fünf Kandidaten

In ihrem offenen Brief wenden sich die vier an die fünf Schmallenberger Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten, um zum Thema Barrierefreiheit in Schmallenberg und möglichen Zukunftspläne Stellung zu beziehen. Alle fünf Bewerber haben auch - mehr oder weniger ausführlich - geantwortet

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Bernhard Pilgram: „Das Thema ist ja schon lange bekannt, aber wir wollen einfach noch einmal darauf aufmerksam machen. Denn es gibt noch viele Hindernisse im Alltag der Menschen in Schmallenberg.“ Da sei ein Wechsel an der Spitze der Stadtvertretung eine „gute Gelegenheit“: „Denn das Thema gehört an die Spitze des Rathauses.“

Thema betrifft auch Schmallenberger mit Seh- und Hörstörungen

„Bei vielen Schmallenbergern spielt das Thema noch keine Rolle, weil sie nicht betroffen sind.“ Dabei gehe es gar nicht nur um Rollstuhlfahrer, sagt Heinz Arenhövel: „Eine Barriere ist beispielsweise auch eine Hörschädigung oder eine Sehbehinderung.“ Barrierefreiheit bedeute nicht nur, dort Rampen zu bauen, wo Treppen seien, sagt Arenhövel. Es müsse auch um optische und akustische Hilfen, beispielsweise auf Internetseiten oder an Bushaltestellen, oder Formulare in vereinfachter Sprache gehen. Und eine Rampe diene nicht nur einem Rollstuhlfahrer, sondern ebenso Senioren mit Rollatoren oder Familien mit Kinderwagen. Barrieren seien nicht nur im Alter ein Problem.

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Behindertengerechte Parkplätze

Schon über 20 Jahre sei die Barrierefreiheit ein Thema, alle Kommunen im Hochsauerlandkreis seien miteinander vernetzt. Das wolle man vorantreiben: „Weil es ein Thema für alle Menschen ist.“ Es gebe viele Beispiele, wo schon gute Arbeit passiert sei, wo Bevölkerung und Politik bereits sensibilisiert seien, die Bereitschaft zu handeln sei durchaus groß. Doch noch immer mangele es in Schmallenberg zum Beispiel an der Beschilderung von behindertengerechten Parkplätzen oder der Aufstellung von Behindertentoiletten auf großen Festen, sagt Cornelia Steffen: „Die Barrierefreiheit muss bei Veranstaltungen mit auf die Checkliste der Vorbereitung.“

Berücksichtigung bei jeder Bauleitplanung

Pilgram geht sogar weiter und sagt, bei sämtlichen Planungen oder Baumaßnahmen müsse immer ein Interessenvertreter der Behinderten dabei sein. Nicht, um immer den Finger in die Wunde zu legen, sondern einfach um Hilfestellungen zu leisten, Tipps zu geben und Ideen der Umsetzung einzubringen: „Dass Behinderte vollständig am öffentlichen Leben teilhaben können, das muss zur Selbstverständlichkeit werden.“

Aktuelle Probleme

Verärgert sei man darüber, dass bei der Renovierung der Stadthalle keine behindertengerechte selbstöffnende Tür eingebaut worden sei, zudem sei immer noch die Gehweg-Situation in Ost- und Weststraße problematisch - „weil es einfach zu schmal ist“. Die Platten im Kopfsteinpflaster seien zu klein, hinzu kämen etliche Parkplätze und Bäume, die zur Barriere würden: „Man kann die Autos nicht verbannen, aber eine Einbahnstraßenlösung, die mehr Platz schafft, würden wir begrüßen.“

Es müsse für jeden Schmallenberger hier lebenswert sein - ob mit oder ohne Behinderung. „Da wollen wir noch offensiver arbeiten“, sagt Marc Brüggemann, auch wenn man auf einem guten Weg sei: „Und es ist ja gar nicht immer ein Problem des Geldes, häufig geht es auch einfach um die Haltung. Und da hoffen wir auf einen positiven Weg.“ Steffen: „Das ist sowieso ein Prozess, der nie endet. Aber vielleicht können wir so auch Barrieren in den Köpfen abbauen.“