Meschede. SPD-Kandidat Jürgen Lipke rechnet mit einer Stichwahl. Hier erklärt er, welche Themen ihm als Bürgermeister von Meschede wichtig wären.
Es ist der zweite Anlauf: Erneut tritt Jürgen Lipke als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters an. Im Interview spricht der SPD-Bewerber über den Wahlkampf in Corona-Zeiten, eine mögliche Stichwahl und über Reizthemen.
Leidet der Wahlkampf darunter, dass es kein besonders strittiges Thema gibt?
Es gibt doch Reizthemen, wir haben beispielsweise eines mit unserer Forderung gesetzt, dass kein Kind eine marode Schule verdient hat. Es gibt ja leider in Meschede ein paar Beispiele. Wir brauchen aus meiner Sicht ein 100-Tage-Programm: In der Zeit müssen alle Schule angeschaut und es muss mit Lehrern und - ganz wichtig - auch mit Schülern gesprochen worden sein. Die Sanierungen werden Zeit und Geld kosten und es muss transparent sein, wann und wie sie ablaufen werden.
Was ist anders als bei der letzten Wahl, davon abgesehen, dass jetzt drei Bewerber antreten, damals waren Sie es mit Christoph Weber?
Alles ist anders! Der Wahlkampf hat erst spät begonnen. Es fehlt der Kontakt auf den Festen, vor allem auf den Schützenfesten. Und mit Maske ist es auch schwieriger als früher direkt auf die Menschen zuzugehen.
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Dafür haben wir sehr viel digital gearbeitet, wir haben bei der SPD viele junge Leute dabei und konnten uns beispielsweise über Videokonferenzen vorbereiten und austauschen. Auch hier hat Corona die Politik verändert.
Was sind die drei wichtiges Themen für Jürgen Lipke?
Schulen. Leben im Alter und Leben als Jugendlicher, wir wollen übrigens das Jugendparlament wieder beleben. Und das Ehrenamt. Wir müssen diejenigen besser unterstützen, die sich engagieren. Ich denke dabei zum Beispiel an die Dienstausweise der Freiwilligen Feuerwehr, die wir auch gerne auf andere Bereiche ausweiten möchten, mit denen unter anderem freier Eintritt in den Schwimmbädern möglich ist.
Wird es eine Stichwahl geben?
Natürlich würde ich sehr gern im ersten Wahlgang gewinnen! Aber, realistisch betrachtet, ja, es wird eine Stichwahl geben, wenn drei Kandidatinnen und Kandidaten antreten. Alle haben ihre eigenen Themen, dann gibt es auch Themen, wo wir Schnittmengen haben. Es ist ein harter, aber fairer Wahlkampf!
Wie sieht der Wahlziel der SPD in Meschede aus?
Wir möchten uns deutlich verbessern, zumal wir viele gute Leute im Team haben. Bislang haben wir zehn Ratsvertreter, freuen würden wir uns über zwölf. Der Bürgermeister zählt übrigens extra. Das Thema Parkplätze beim Heimat-Check dieser Zeitung wurde auffällig unterdurchschnittlich bewertet: Haben wir zu wenige und vor allem zu wenig kostenfreie?
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Wir haben genug, und ich finde immer einen. Aber unser Parkleitsystem ist zu alt, wir sollten es modernisieren. Außerdem bin ich dafür, Elektroautos kostenfrei parken zu lassen. Auch sollten wir mehr an Menschen denken, die Probleme beim Gehen haben, ohne dass sie bereits einen Schwerbehinderten-Ausweis haben. Hier brauchen wir neue Lösungen.
Politisch ist zuletzt wenig zu den Ortsteilen zu hören: Was muss dort passieren?
Mobilität und Digitalisierung! Es ist ganz wichtig, dass die Möglichkeit besteht, mehr als einmal am Tag in die Stadt zu kommen, zum Beispiel über Anrufsammeltaxis. Und dann müssen wir auf die Telekom zugehen, etwa wenn neue Baugebiete erschlossen werden. Es muss möglich sein, auch auf dem Dorf im Home-Office zu arbeiten!
Wird die Corona-Krise das gesellschaftliche Miteinander negativ verändern, und wie könnte Politik versuchen gegenzusteuern?
Ich blicke vor allem auf den Einzelhandel! Wir sollten Projekte unterstützen, bei denen Kunden beispielsweise mit dem Fahrrad zum Einkaufen in die Stadt radeln und ihnen die Waren abends nach Hause geliefert werden.
Ich glaube, hilfreich wären für Meschede weiterhin einheitliche Öffnungszeiten. Vermutlich wird Meschede auch durch Corona weniger Einnahmen haben.
Lassen sich Steuererhöhungen ausschließen?
Ja, das wäre das vollkommen falsche Zeichen in der momentanen Situation! Wie sich die Finanzen entwickeln werden, lässt sich noch nicht seriös abschätzen. Wir werden jedenfalls auf die Ausgaben schauen müssen. Es wird allerdings schwer, noch mehr zu sparen.
Gibt es einen Wunsch an Bund und Land?
Ja, dass sie endlich einen Finanzausgleich schaffen, damit die Kommunen schuldenfrei werden. Außerdem würde ich mir wünschen, dass wir einen Anteil vom Steueraufkommen erhalten, über den wir weitgehend frei verfügen können. Im Gegenzug könnten wir Schlüsselzuweisungen und Zuschüsse abschaffen. Wir hätten dadurch wieder mehr Gestaltungsfreiheit und Eigenverantwortung.
Was würde sich in fünf Jahren in Meschede verändert haben, wenn Jürgen Lipke regiert?
Wir wären mit der Sanierung der Schulen ein ganzes Stück weiter. Wir hätten klare Konzepte für Bürgerbeteiligung, der Radwegeausbau wäre weiter vorangeschritten, wir hätten gewisse Gräben zwischen der Kernstadt und Dörfern beseitigen können und es gäbe regelmäßige Runde Tische, beispielsweise zur Sicherheit und auch mit Ortsvorstehern und Bezirksausschussvorsitzenden.
>>> Kurz und knapp
Meine Stärke: Zuverlässigkeit
Meine Schwäche: zu viel Kaffee
Mein Vorbild: Helmut Schmidt
Mein Lieblingsverein: Borussia Dortmund
Lieblingsgetränk: Kaffee
Hier bin ich gerne: in der Natur
Hobby: Rad- und Motorradfahren.
Lieblingsbuch: Hape Kerkeling „Ich bin dann mal weg“
Urlaubsort: Nordsee
Mein Traum: Mich nochmal mit meiner schwer dementen Mutter unterhalten können
>>>Zur Person
Alter: 59 Jahre
Familienstand: verheiratet, fünf Kinder und vier Enkelkinder
Wohnort: Freienohl
Beruf: Polizeihauptkommissar bei der Bundespolizei in Dortmund