Meschede. Christoph Weber tritt als Amtsinhaber bei den Kommunalwahlen an. Hier spricht er über seine bisherige Zeit als Bürgermeister und gibt Ausblicke.

Christoph Weber möchte Bürgermeister in Meschede bleiben. Der Freienohler ist wieder Kandidat der CDU. Im Interview spricht er über seine Erfahrungen, die Probleme mit dem Samstag – und seine Bewunderung für die Straßenbahn.

Was haben Sie als Bürgermeister lernen müssen?

Dass nicht alles so schnell geht, wie man es sich selber vorstellt! Und ich musste mich darauf einstellen, dass die Gesprächspartner abends von mir genauso erwarten, fit zu sein, wie morgens. Dem Ansprechpartner ist es egal, ob sein Termin morgens um 11 Uhr, nachmittags um 15 Uhr oder abends um 20 Uhr ist.

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Er erwartet präzise Aussagen – und das zu Recht! Aber über den ganzen Tag die Spannung und Konzentration zu halten, war anfangs schon herausfordernd. Da musste ich mich vom Biorhythmus drauf einstellen: Ich habe sehr fest geschlafen in den ersten Monaten (lacht).

Gibt es einen Machtkampf, wenn man als Neuer ins Rathaus kommt? Zeigt einem eine Verwaltung erst seine Grenzen auf?

Nach dem Motto: „Bürgermeister kommen, Bürgermeister gehen, die Verwaltung bleibt!“ (lacht) Ja, es gab anfangs Kollegen, die einem stärker dieses Gefühl geben. Aber insgesamt hat es mir die Verwaltung leicht gemacht. Es gab umgekehrt auch eine gewisse Anspannung, weil ich jemand war, der nicht aus der Verwaltung kam: Wie tickt der wohl?


Wie viel Bürokratie erleben Sie?

Es müssen Regularien her, das ist nun einmal das Grundsystem einer Verwaltung. Zum Glück gibt es Signale und erste konkrete Maßnahmen aus Bund und Land, Bürokratie abbauen zu wollen. Schwieriger ist es, Abwägungen nachzuvollziehen: Die eine Fachbehörde beantwortet eine Frage aus ihrer Sicht, die nächste hat wieder eine andere fachliche Sicht. Das ist sehr zäh und manchmal widersprüchlich.

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Im Rahmen der Digitalisierung müssen analoge Prozesse neu hinterfragt werden. Hier hat sich Meschede schon auf den Weg gebracht. Die Kunden erwarten abschließende Onlinedienste. Deswegen waren wir z. B. auch eine der ersten Kommunen, die fünf Zahlungssysteme implementiert hat – einschließlich der Kreditkarte.

Ihr größter Erfolg?

Besonders gut gefällt mir, dass wir viele ganz unterschiedliche Projekte zeitnah und gut aufeinander abgestimmt hinbekommen haben – vom Rebell/von-Stephan-Platz über Ruhrstraße bis zum Henne-Ruhr-Markt. Das ging Hand in Hand. Jetzt können wir am Kaiser-Otto-Platz weitermachen. Ich konnte nahtlos an die gute Vorarbeit von Uli Hess anknüpfen und wir haben es geschafft, innerhalb von zehn Jahren unserer Innenstadt ein neues Gesicht zu geben. Selbst unsere externen Planungsbüros staunten: Sie kämen selten so schnell zweimal in die gleiche Stadt, weil alles vom ersten Mal schon abgearbeitet worden sei. Da bin ich sehr zufrieden nach Hause gefahren!

Was fehlt Ihnen in Meschede?

Samstags sind wir noch weit hinter unseren Möglichkeiten. Wenn ich samstags nachmittags Termine habe, ist mir hier noch zu wenig los. Aber es hat sich ja etwas getan: Als ich vor fünf Jahren angefangen habe, war nur an den Markttagen die Stadt richtig voll. Inzwischen ist das aber auch montags, mittwochs und donnerstags der Fall. Das ist schon toll. In der Außendarstellung hätte ich gerne ein noch stärkeres „Branding“ für Meschede: Einen Dreiklang aus der Abtei Königsmünster, dem Stift St. Walburga und der Himmelstreppe / Hennesee als gemeinsame Marke für Meschede. Wir haben tolle Geschichten dazu – aber wir erzählen sie bisher zu wenig!

Haben Sie etwas als Niederlage empfunden?

Enttäuscht war ich über die Kommunikation zwischen Schülern, Schulleitungen und Stadtverwaltung. Wir haben unheimlich stark in die energetische Sanierung unserer Schulen investiert. Offenbar haben wir dies in Richtung der Schüler nicht ausreichend kommuniziert. Plötzlich gab es Diskussionen – bis zur Frage um Aufenthaltsqualität und Schultoiletten.

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Technisch ist zum Beispiel die Aula im Schulzentrum in Ordnung, aber optisch? Wir brauchen offenbar eine andere Kommunikationsform, damit auch Schüler verstehen, wofür ein Schulbudget eingesetzt wird. Da müssen wir umdenken und die Schüler besser abholen. Vielleicht muss der Stadtrat künftig auch entscheiden, weniger in energetische Sanierungen und mehr in Aufenthaltsqualität zu investieren.

Was freut Sie als Bürgermeister besonders?

Die geradeaus gestellten Fragen, wenn mich Kindergärten oder Grundschulen besuchen! Ohne Schnörkel! Da muss man auch gut sein: Sie stellen auch präzise Fragen und Forderungen. Ein Kind forderte zuletzt einen Zoo für Meschede. Da habe ich gesagt, ich hätte gerne eine Straßenbahn – damit wir endlich einen vernünftigen Takt im ÖPNV anbieten können.

Eine Straßenbahn?

(lacht) Natürlich nur im übertragenen Sinne. Es ist ein Beispiel, an dem sich die große Herausforderung beim Thema Mobilität im ländlichen Raum zeigt. Straßenbahnen fahren immer und in kurzen Abständen - aber eben nur in Ballungsräumen. Leider gibt es bei uns im ländlichen Raum kein solch engmaschiges Angebot. Deshalb gibt es ja den Anstieg des Individualverkehrs bei uns, obwohl eigentlich niemand Spaß hat, zwei Autos zu bezahlen. Viele Haushalte sind auf mehrere Autos angewiesen. Ich möchte das Thema ÖPNV gemeinsam mit dem Kreis weiterentwickeln, damit der ÖPNV für mehr Einwohner eine Alternative zum Auto wird.

Machen Sie sich Sorgen um Meschede als Einkaufsstadt?

Nein, wir liegen verkehrstechnisch ganz gut. Denn wir liegen weit genug weg von den nächsten Ballungszentren Dortmund und Münster. Da fährt man nicht mal eben so hin. Das spricht für den Handel in unserer Stadt. Kaufen wird zunehmend Event-Charakter bekommen.

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Wenn Kinder hier ihre Eltern oder Großeltern besuchen, kann man sie inzwischen auch dazu bewegen, mit in die Stadt zu kommen - auch dank des Henne-Ruhr-Marktes und der Außengastronomie. Es gibt noch die ein oder andere Lücke. Ich glaube, die Stadt könnte z. B. noch einen weiteren Fahrradhändler vertragen. Insgesamt sehe ich Meschede als attraktive Einkaufsstadt aber auf einem guten Weg.

>>> Steckbrief

Alter: 54

Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Kinder

Wohnort: Freienohl

Beruf: Diplom-Ingenieur; seit 2015 Bürgermeister

>>> Kurz und knapp

Meine Stärke:Besonnenheit und Verantwortung
Meine Schwäche: Ungeduld Mein Vorbild: Ich habe keine bestimmte Person als Vorbild Mein Lieblingsverein: SG Ruhrtal / „Torfabrik“
Lieblingsgetränk: Mescheder Wasser
Hier bin ich gerne: Zuhause mit der Familie auf der Terrasse Hobby: Mountainbike und Radwandern
Lieblingsbuch: „Gourrama“ von Friedrich Glauser
Urlaubsort: Campingurlaub auf Texel
Mein Traum: Radtour durch ganz Deutschland