Bestwig. Die Bestwiger CDU erntet im Internet gerade zum Teil heftige Kritik. Es geht um das Foto einer Wahlkampfveranstaltung.

Die Bestwiger CDU muss sich gerade zum Teil heftige verbale Prügel im Internet gefallen lassen. Hintergrund ist ein Foto, das Teile der Partei dicht gedrängt bei einer Wahlkampfveranstaltung vor dem Bestwiger Rathaus zeigt. Darunter auch Bürgermeister Ralf Péus. Angesichts der geltenden Corona-Beschränkungen mit den einhergehenden Abstandsregeln, hagelt es unter dem Foto ordentlich Kritik. Die Reaktionen reichen von Verständnislosigkeit bis Wut.

„Eigentlich hätten Sie eine Vorbildfunktion“

„Eigentlich hätten Sie eine Vorbildfunktion“, schreibt eine Userin unter dem Foto, das am Montagabend auf Facebook eingestellt worden ist, und erntet Zustimmung: „Richtig, denn ich kann nicht von anderen etwas verlangen und es selber nicht tun“, ergänzt eine andere Facebook-Nutzerin den Post. Andere werden noch deutlicher: „Regeln gelten für das Volk und nicht für die herrschende Klasse - läuft bei uns“.

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„Vielleicht geht’s ja nur mir so, aber kommt man sich als Normalbürger nicht irgendwie - vorsichtig gesagt - komisch vor, wenn man selbst versucht, die von der Politik auferlegten Regeln wie Maskenpflicht und vor allem Mindestabstand einzuhalten und dann sieht, dass auf politischen Veranstaltungen offensichtlich andere Regeln gelten und nur ein Abstand von 20 Zentimetern vorgeschrieben ist?“ - mit diesen Zeilen war das Foto am Montagabend ins Internet gestellt worden.

„Der nächste Lockdown kommt bestimmt“

Zwei Fotos gehören zu dem Posting, das seit Montag für viele Reaktionen sorgt.
Zwei Fotos gehören zu dem Posting, das seit Montag für viele Reaktionen sorgt. © Frank Selter

Seitdem überschlagen sich die Kommentatoren darunter. Und die sind zum Teil richtig sauer: „Phantastisch, weiter so! Vorbildliches Verhalten! Der nächste Lockdown kommt bestimmt“, schreibt einer mit einer gehörigen Portion Sarkasmus. Und weiter: „Als Verwaltungschef ist es definitiv nicht förderlich, sich so zu präsentieren. Und die aktuelle Corona-Schutzverordnung dürfte der Verwaltung bekannt sein.“

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Es werde wissentlich gegen bekannte Regeln verstoßen, lautet einer der Vorwürfe, die sich die CDU gefallen lassen muss. Es gebe immer mehr Unmut unter den Bürgern. „Immer mehr Leute, die sich schwer tun, die Regeln zu befolgen.“ Darüber dürfe man sich nicht wundern, wenn die Politiker selbst vormachten, dass man sich an nichts halten müsse. „Der Fisch stinkt vom Kopf“, wird einer der User in seiner Meinung ziemlich deutlich.

„Keine Frage der Perspektive“

Den Einwand, dass das Foto eine Sache der Perspektive sei, lässt die Fotografin, die das Posting erstellt hat, nicht gelten. „Ich kann mit Sicherheit sagen, dass das hier nicht Sache der Perspektive ist und in Wirklichkeit alle zwei Meter Abstand zueinander hatten. Die Menschen standen so eng, dass sie sich mit den Ellenbogen berührten.“ Sie habe eine Rückmeldung von jemandem erhalten, der zu Fuß ebenfalls an der Veranstaltung vorbeigekommen sei, und ihr gesagt habe, dass dort zum großen Teil nicht ein Hauch von Abstand zu sehen gewesen sei.

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Es gibt jedoch durchaus auch versöhnliche Töne unter dem Foto: „Ich glaube, die, die sich aufregen, hatten nichts anderes zu tun. Ich bin der Meinung, man sollte doch froh sein, dass die CDU auf die Menschen zugeht, um so erfahren, was sie besser machen können“, springt eine Userin den heimischen Christdemokraten bei.

„Ich glaube nicht, dass man sich hier aufregen muss“

Und eine andere schreibt: Ich glaube nicht, dass man sich hier aufregen muss. Das sind Leute aus der Gemeinde, Freunde, Nachbarn, Bekannte - Menschen, die man im alltäglichen Leben sieht. Wer meint, sich darüber aufregen zu müssen, dass eventuell kein Abstand besteht, der darf da nicht hingehen. Und ja, wäre das eine Wahlveranstaltung zum Beispiel von der Landesregierung, ich glaub dann würde ich mich auch aufregen. Aber das sind Menschen, die man kennt und mit denen kann man reden und ihnen sagen ‘Bitte haltet Abstand’.“

„Man hätte konsequenter sein müssen“

Bürgermeister Ralf Péus räumt gegenüber unserer Zeitung ein, dass die Zusammenkunft „unglücklich gelaufen“ sei. Ziel der CDU-Veranstaltung, zu der er als Bürgermeister-Kandidat hinzugekommen sei, sei es gewesen, am Montag zwischen 18 und 20 Uhr mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Er habe zu keiner Zeit das Gefühl gehabt, dass die Zusammenkunft aus dem Ruder laufen könnte. Unterm Strich hätten rund 20 Parteimitglieder zusammengestanden, zu denen sich innerhalb der zwei Stunden nach und nach zwei Hände voll Bürger hinzu gesellt hätten. Das bestätigt auch Martin Bracht vom Wahlkampfteam der CDU. Er könne sich nur in aller Form entschuldigen, wenn hier ein falscher Eindruck entstanden sei. „Wir stehen selbstverständlich zu sämtlichen Corona-Richtlinien“, betont er.

„Wir hätten hier konsequenter vorgehen müssen“, räumen Péus und Bracht ein. Dass das nicht erfolgt sei, bedauern beide sehr. „Wir haben natürlich eine Vorbildfunktion“, sagen Bracht und Péus unisono. Daher werde nun darüber nachgedacht, ob und wenn in welcher Form, ähnliche Veranstaltungen stattfinden werden.