Meschede. Der Keller des Mescheder Schwimmbades gleicht einer Tropfsteinhöhle. Jetzt soll zunächst das Hallenbad saniert werden.
1,9 Millionen Euro will die Stadt in die Sanierung des Hallenbades stecken. Wer in den Keller des Bades hinabsteigt, erkennt schnell die Gründe.
Es tropft. „Die Becken sind undicht“, erläutert Schwimmmeister Andre Kettler. Das Wasser drückt gegen die Fliesen. Diesem Druck geben Betonwanne und Betonumgang jetzt - 51 Jahre nach dem Bau - mehr und mehr nach. „Man rechnet bei einem Schwimmbad die Bestandsjahre mal drei, um das tatsächliche Baualter zu ermitteln“, erläutert Kettler.
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Im Keller sieht man die Alterungsspuren: Kalkausblühungen an den Wänden, Pfützen und sogar Stalaktiten, Tropfsteine, die von der Decke nach unten wachsen. „Wenn wir das Wasser für die Grundreinigung ablassen, fallen uns quadratmeterweise Fliesen von den Wänden“, berichtet Dominik Kotthoff vom Fachbereich Infrastruktur der Stadt. Gehalten würden diese nur durch den Wasserdruck.
Blick ins Wasser des Mescheder Bades
Selbst beim Blick von oben ins Wasser sieht man die maroden Stellen. Dazu kommt, dass die alte Wasserhydraulik nicht mehr die geforderte Wasserqualität garantieren kann. „Hier ist noch nichts gefährlich“, betont Kotthoff. „Wir erfüllen unsere DIN-Vorschriften. Aber alles, was man nicht sieht, ist kaputt. Wir müssen was tun!“ Das ist auch Rat und Verwaltung klar. Es habe ein klares Bekenntnis zum Schwimmbad und zur Sanierung gegeben, betont Bürgermeister Christoph Weber. „Das Bad ist ein Standortfaktor. Es habe eine wichtige Funktion fürs Schulschwimmen, für den Sport und als Freizeitangebot“, betont auch Heinz Hiegemann, Leiter des Fachbereichs Infrastruktur. „Das kann der Hennesee nicht leisten.“
An der Ausrichtung der Einrichtung als Familien- und Sportbad werde sich nichts ändern“, betont Andre Kettler, „klein, fein und familienfreundlich - zu bezahlbaren Preisen.“ Das Bäderteam kennt viele Kinder, die nachmittags hier ihre Freizeit verbringen schon vom Schulschwimmen. „Hierher kann man sie auch mal allein hinschicken und weiß sie sind unter guter Aufsicht“, ergänzt Dominik Kotthoff, weniger als Ingenieur, denn als Vater.
Doch insgesamt 4,7 Millionen Euro für die Sanierung von Hallenbad und Freibad sind kein Pappenstiel. Also hat sich die Verwaltung auf die Suche nach Fördermitteln gemacht und sich auch nach der ersten Absage nicht entmutigen lassen. „Unser Förderantrag an den Bund war gut, aber zu viele wollten Geld aus dem Topf“, erläutert Bürgermeister Christoph Weber. Das Programm war überzeichnet. Auch der Antrag ans Land scheiterte im ersten Anlauf. „Die Bezirksregierung hat uns dann den Rat gegeben, den Antrag zu splitten.“
Also beantragte die Stadt erst mal das Geld für das Hallenbad. Und war beim Land erfolgreich. Auch Corona kann daran nichts mehr verändern. „Der Förderantrag aus dem Sonderprogramm Städtebau liegt schon vor“, freut sich der Bürgermeister. Von den 1,9 Millionen Euro muss die Stadt nun nur rund 200.000 Euro selbst zahlen.
Die Sanierung
Im Rahmen der Sanierung wird ein Edelstahlbecken in das alte Betonbecken eingelassen. Außerdem wird die Hydraulik erneuert, über die das Wasser bewegt und gefiltert wird. Der Umbau im Bestand wird aufwendig: Die Haustechnik und die Filteranlage werden im Keller erneuert. Alte Maschinen müssen dafür zerschnitten und in Einzelteilen herausgebracht werden, die neuen Teile werden dort zusammengesetzt. Der Beckenumgang wird saniert. Dafür muss die Sprunganlage angehoben werden.
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Ein großer Teil der Ingenieurleistung wird im Fachbereich Infrastruktur erledigt. Zuständig sind Dominik Kotthoff und Lars Ester. „Wir arbeiten in enger Abstimmung mit dem extrem engagierten Bäderteam um Andre Kettler“, betont Kotthoff. Der Ingenieur freut sich schon. „Die Umsetzung wird interessant. Sowas macht man ja nur einmal in seinem Leben.“ Das Dumme: Man wird hinterher kaum sehen, was sich alles getan hat. „Nur die Beckenwand ist nicht mehr blau, sondern aus Edelstahl“, weiß der Bürgermeister. Immerhin werde eine Menge Energie eingespart.
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Bei einem Neubau wäre das alles einfacher. Aber der ist nicht zu bezahlen. „Da reden wir dann von einem zweistelligen Millionenbetrag.“ In einem zweiten Schritt ist dann das Freibad an der Reihe, das mindestens noch mal genauso teuer wird. Und da soll dann ein alter Fehler behoben werd: Das Bad ist bisher für nationale und internationale Wettkämpfe nicht zu gebrauchen. Es ist fünf Zentimeter zu kurz.
- Die Planungen für den Badumbau sollen in diesem Jahr abgeschlossen werden, so dass die Sanierung im April starten kann.
- In dieser Zeit wird das Hallenbad zur Großbaustelle.
- Gleichzeitig wird das Freibad geöffnet, um die Ausfallzeiten für das Schulschwimmen so gering wie möglich zu halten.