Meschede. Der Mescheder Robert Hillebrand ist Feuerwehrmann mit Leib und Seele und seit Januar auch ihr Chef. Er erklärt, was die Faszination ausmacht.

Die Faszination für die Mescheder Feuerwehr ist bei Robert Hillebrand ungebrochen. Der 39-Jährige ist seit seinem 17. Lebensjahr aktives Mitglied, damals noch mit Unterschrift der Eltern. Seit Januar ist er als Stadtbrandinspektor der erste Leiter, der das Amt hauptamtlich ausübt und dafür von der Stadt freigestellt wird. Wenn er an den Hennesee kommt, denkt er an gemütliche Spaziergänge und einen dramatischen Einsatz.

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An welchen Einsatz denken Sie als Feuerwehrmann zuerst, wenn Sie an den See kommen?

Robert Hillebrand: An den Jungen, der hier im Sommer vor zwei Jahren in der Badebucht ertrunken ist. Wir hatten den Einsatz erst glücklich abschließen können, da junge Kameraden des Löschzuges Meschede ihn lebend retten konnten. Trotzdem endete der Einsatz ja leider traurig, weil der Junge dann im Krankenhaus gestorben ist.

Und haben Sie auch schöne Erinnerungen?

Ja, natürlich. Mein Vater war von 1970 bis in die 80er-Jahre aktives DLRG-Mitglied und hat mich später als kleinen Jungen oft mit hierher genommen. Auch für meine Familie ist der See ein attraktives Freizeitziel. Wir laufen hier oft mit dem Hund. Zum Schwimmen war ich als Kind und Jugendlicher allerdings eher im Freibad.

Ute Tolksdorf im Seegespräch mit Robert Hillebrand,Stadtbrandinspektor von Meschede
Ute Tolksdorf im Seegespräch mit Robert Hillebrand,Stadtbrandinspektor von Meschede © Priva

Können Sie mal erklären, was die Faszination Feuerwehr ausmacht?

Ich denke, dass die Faszination „Feuerwehr“ viele Kinder packt und ihren Entschluss beeinflusst, sich dort zu engagieren. So war es zumindest bei mir. Und wenn es einen gepackt hat, dann bleibt man der Feuerwehr meist ein Leben lang treu. Der Grund? Letztlich erfüllt man bei uns eine sinnvolle Aufgabe im Ehrenamt, für die es zwar kein Geld, dafür aber als Dank die gute Kameradschaft im Team gibt. Ich finde, es ist eine extrem sinnvolle Art seine Freizeit zu verbringen.

Zuletzt gab es einige Männer, die erst mit ihren Söhnen eingetreten sind. Kommt man dann noch „dazwischen“?

Auf jeden Fall! Wir machen keine Unterschiede zwischen Alt und Jung, Mann oder Frau, Mescheder oder Auswärtigem. Alle fangen bei uns mit dem gleichen Grundlehrgang an. Da sitzt man dann aber eben auch als 40-Jähriger neben den 18-Jährigen. Das schweißt zusammen.

Die Feuerwehr ist aber schon sehr hierarchisch strukturiert?

Ja, das geht aber auch nicht anders, wenn man innerhalb von wenigen Minuten im Ernstfall Entscheidungen treffen muss. Das kann man nicht mit allen vor Ort ausdiskutieren. Trotzdem hat jeder bei uns seinen eigenen Aufgabenbereich und da rede ich einem Einsatzleiter auch nicht rein. Bei Großeinsätzen kommen meine Vertreter oder ich dazu und bieten unsere Hilfe an. In den seltensten Fällen müssen wir den Einsatz übernehmen. Wir haben insgesamt 20 Verbandsführer, die damit eine vergleichbare Qualifikation haben wie meine Vertreter und ich.

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Mit Stefan Odoj gibt es einen hauptamtlichen Gerätewart, mit Ihnen jetzt einen hauptamtlichen Leiter - ist Meschede auf dem Weg zu einer Berufs-Feuerwehr?

Nein! Warum soll man ein funktionierendes System verändern? Meschede ist in der glücklichen Lage, dass wir eine leistungsfähige Feuerwehr mit ehrenamtlichen Kräften vorhalten können. Das ist möglich, weil wir unsere Schutzziele weiterhin gut einhalten. Unser Ziel ist es, eine ehrenamtliche Wehr zu bleiben.

Wie läuft die Arbeit unter Corona-Bedingungen?

Das ist immer noch schwierig. Alle Gerätehäuser sind weiterhin für die Öffentlichkeit geschlossen. Führungen sind daher zum Beispiel nicht erlaubt, der Übungsdienst ist nur eingeschränkt möglich. Jede einzelne Löschgruppe musste ein eigenes Hygienekonzept erstellen. Wir hoffen, dass wir nach den Sommerferien mit der Jugendfeuerwehr wieder starten können.

Hilfsdienste für den Rettungsdienst haben stark zugenommen. Ist das denn ursächliche Aufgabe der Feuerwehr?

Auf jeden Fall! Menschenleben zu retten, ist eine hoheitliche Aufgabe, die wir wahrnehmen. Dass die Einsätze „Türöffnung“ zunehmen, liegt unter anderem daran, dass die Menschen länger alleine zu Hause leben. Sollte jetzt bei so einer Person ein Notfall eintreten und der Rettungsdienst nicht selbstständig in die Wohnung gelangen können, kommen wir ins Spiel. Da kann man nicht auf einen Schlüsseldienst warten. Das Gleiche gilt für Aufzüge, wenn da jemand die Ruhe behält, reicht es zu warten, bis der Betreiber vor Ort ist - das ist nämlich seine Aufgabe! Sollte jedoch in dem Aufzug ein medizinischer Notfall vorliegen, so wird es zu unserer Aufgabe. Dieses Thema ist sehr komplex und die Einschätzung der Notfälle sehr schwierig. Umso dankbarer bin ich, dass wir viele Arbeitgeber in Meschede haben, die unsere Kameradinnen und Kameraden zu den Einsätzen gehen lassen.

>>>Hintergrund

Robert Hillebrand ist 39 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder (10 und 7 Jahre alt)

Nach einer Lehre bei Honsel zum Industriemechaniker begann er 2001 seinen Zivildienst beim Rettungsdienst des Hochsauerlandkreises.

Seit 2004 arbeitete er dort nach Aus- und Weiterbildung als Rettungsassistent.

Es folgte 2010 bis 2012 eine weitere Ausbildung zum Hygienekontrolleur. In dieser Funktion arbeitet er beim Kreis bis zum 31. Dezember 2019.

Seit dem 1. Januar 2020 ist Hillebrand als Stadtbrandinspektor hauptamtlicher Leiter der Feuerwehr Meschede.

Bei der Feuerwehr trat Hillebrand bereits 1998 als 17-Jähriger ein.

Heute ist er Stadtbrandinspektor und damit Leiter der aktiven Feuerwehr, der Ehrenabteilung, der Jugendfeuerwehr und des Musikzuges. Insgesamt gibt es im Stadtgebiet 12 Einheiten mit rund 520 Aktiven.