Meschede. Möbel für Katze und Mensch? Das klingt vielleicht ein bisschen verrückt. Ist es aber nicht, wie Sophia Herrmann aus Meschede beweist.

Am Anfang stand der Ärger. Der Ärger darüber, dass Kratzbäume für Katzen hässlich und unhygienisch sind. Sie bestehen aus Plastik, sind daher ökologisch bedenklich, schnell wieder kaputt und dafür viel zu teuer. Außerdem passen sie sich nicht an bestehende Möbel an, sind meist nur in Braun oder Beige zu haben. Das Problem war also klar, als Sophia Herrmann begann, eine Lösung zu suchen.

Die Regalelemente gibt es in verschiedenen Farben und Größen.
Die Regalelemente gibt es in verschiedenen Farben und Größen. © Ute Tolksdorf

Möbel selbst entwickelt

„Ich bin handwerklich nicht ganz ungeschickt“, sagt die 32-Jährige. Also entwickelte sie ihr Möbel für Katze und Mensch: ein Regal, auf dem man Bücher und Deko abstellen kann, das aber großen und kleinen Stubentigern auch Raum zum Spielen, Verstecken, Schlafen, Klettern und Kratzen bietet. Dann suchte sie sich Betriebe, die mit ihr gemeinsam die Idee zur Serienreife entwickeln wollten: eine kleine Manufaktur in Norddeutschland näht die Textilprodukte, eine Schreinerei aus dem Sauerland verbesserte zusammen mit ihr den Prototyp. „Das Ergebnis übertraf noch meine Erwartungen“, lobt sie. In der Schreinerei werden jetzt die stabilen Multiplex-Platten auch beschichtet, so dass sie weitestgehend kratz- und stoßfest sind und anschließend zugeschnitten.

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Aufbau ist kinderleicht

Der Aufbau der Regalelemente sei dann wirklich kinderleicht. „Man braucht dazu nur einen Inbusschlüssel. Ich schaffe das in zehn Minuten, allein.“ Alle Rohstoffe sind nachwachsend und - wo möglich - aus regionaler Verarbeitung. „Bei Sisal geht das leider noch nicht“, sagt sie und lacht. Mit den Agaven-Fasern werden die Außenflächen der Regale bespannt, damit die Tiere nach Herzenslust kratzen können. „Wohnungskatzen müssen kratzen. Sie schärfen so ihre Krallen und markieren ihr Revier.“ Haben sie keine Möglichkeit dazu, gehen sie an Sofaecken. Sisal sei da optimal. „Die Tiere lieben das Material und verschonen dann andere Möbel.“

So sieht es aus, wenn Kater Jingle, sein Reich in Besitz nimmt.
So sieht es aus, wenn Kater Jingle, sein Reich in Besitz nimmt. © Ute Tolksdorf

Zurück in die Mescheder Heimat

Für die Gründung ihres Unternehmens „pawsonwood“ (Pfoten auf Holz) zog Sophia Herrmann zurück in ihre Heimatstadt Meschede. „Ich wollte gern hier wohnen. Für mich fühlt sich gerade der Hennesee immer nach Urlaub an.“ Außerdem habe sie das Sauerland mit ihrer Unternehmensgründung unterstützen wollen. „Hier im Sauerland kennt man sich. Das gefällt mir.“Auch die kurzen Wege hat sie schätzen gelernt. „Am Ende der Prototyp-Entwicklung war ich häufiger in der Schreinerei als in meiner eigenen Wohnung.“

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Onlineshop Pawsonwood

Seit rund zwei Monaten ist jetzt auch der „Pawsonwood“-Onlineshop eröffnet. Dort kann sich jeder sein individuelles Regal zusammenstellen, drei Größen, sechs Farben, dazu die passenden Liege-Kissen. Jedes Regal wird individuell gefertigt. Einzelne Teile sind auch später noch austauschbar. „Etwa drei bis vier Wochen dauert es, bis zur Lieferung“, sagt die Unternehmerin. Und wer es seiner Katze besonders schnuckelig machen will, kann auch noch das passende Duftkissen bestellen - gefüllt mit Katzenminze und Baldrian.

Sophia Herrmann ist froh, dass sie ihr Problem gelöst hat. „Ich will damit nicht unbedingt reich werden“, sagt sie, „ich freue mich, dass ich die Lösung des Problems jetzt auch anderen anbieten kann.“

>>> Hintergrund

Sophia Herrmann ist 32 Jahre alt. Sie ist in Meschede geboren und aufgewachsen und hat ihr Abitur 2008 am Gymnasium der Benediktiner absolviert.

Nach einer Ausbildung zur Ergotherapeutin studierte sie Gesundheitsmanagement.

Ein Jahr war sie auf Weltreise.

In diesem Jahr ist ihr Buch „Compliance mit Interventionen zur Prävention nosokomialer Infektionen in Therapieberufen. Eine systematische Übersicht“ im Diplomica Verlag erschienen.

Zurzeit arbeitet sie in Teilzeit als stellvertretende Praxisleitung in einem Therapiezentrum im Sauerland.

Vor vier Jahren wurde sie unfreiwillig zur Katzenbesitzerin und verliebte sich dann in die Tiere, von denen sie vorher gesagt hatte: „Ich mag alle Tiere, außer Katzen“. Heute hat sie zwei: Jingle und Baby.