Meschede. Das Tierheim in Meschede hat eine neue Leiterin. Ihr Vorgänger und der Leiter des ehrenamtlichen Vorstands hatten unterschiedliche Auffassungen.
Der Leiter des Tierheims in Meschede-Enste hat die Einrichtung verlassen. Der Grund sind unterschiedliche Auffassungen zum Thema Katzenkastration. Das bestätigt der Vorsitzende Klaus Pehle auf Nachfrage.
Der ausgebildete Tierpfleger hatte die Leitung des Tierheims in Enste erst im September 2019 übernommen. Zuletzt war das Tierheim mehrmals in der Presse, weil es ausgesetzte Zwergschweine aufgenommen hatte. In einem Interview, in dem der neue Leiter vorgestellt worden war, hatte dieser sich auch für Katzenkastration von Freigängern eingesetzt. Ein Thema, das auch vom Deutschen Tierschutzbund, der Dachorganisation der Tierschutzvereine, unterstützt und gefördert wird. Er habe eine Kastrationspflicht für Meschede gewollt. Das habe der Vorstand anders gesehen. Die Ansicht des Tierschutzvereins sei für ihn ethisch nicht zu vertreten. Deshalb habe er im März gekündigt, sagte der ehemalige Leiter, der nicht namentlich genannt werden will, auf Nachfrage.
Keine Absprache mit Vorstand
Auch Klaus Pehle ist für die Kastration von Freigängern. Er war allerdings nicht damit einverstanden, wie der Tierheim-Leiter das Thema anging. Ohne Absprache mit dem Vorstand habe der begonnen, Freigänger einzufangen und kastrieren zu lassen. „Das ist mir erst aufgefallen, als die Kosten für Kastrationen von 1200 auf 3500 Euro in die Höhe schossen“, so Pehle. Normalerweise würden alle Katzen, die im Tierheim abgegeben werden kastriert, betont der Vorsitzende. „Aber die Kastration möglichst vieler wildlebender Freigänger, das können wir schlicht nicht leisten.“
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Dabei habe es schon mal mehre Jahre lang eine sehr gute Regelung gegeben. „Damals hatten wir mit dem Ordnungsamt die Abmachung: Wenn uns Menschen Freigänger in Wohngebieten melden, dann fangen wir sie ein und lassen sie kastrieren. Die Kosten haben wir gedrittelt: ein Drittel zahlte die Stadt, ein Drittel wir und ein Drittel die Menschen, die uns die Tiere gemeldet hatten. Und das hat hervorragend funktioniert.“
Kooperation mit Stadt abgeschafft
Pehle berichtet damals von dieser Idee auch im Präsidium des NRW-Tierschutzvereins, von wo es andere Städte übernahmen. „Doch mit den knapper werdenden Haushaltsmitteln, wurde diese Kooperation abgeschafft.“ Ohne dass das Problem beseitigt wäre. „Das eskaliert weiter.“
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Bis zu drei Mal pro Jahr können Katzen Junge bekommen. Der Tierschutzbund schätzt, dass es bundesweit zwei Millionen freilebende Katzen gibt, die von unkastrierten Freigängerkatzen aus Privathaushalten oder ausgesetzten Tieren abstammen. „Als domestizierte Haustiere sind diese Katzen auf menschliche Zuwendung angewiesen“, schreibt der Tierschutzbund. „Viele der Straßentiere leiden unter Krankheiten, Parasiten sowie Mangel- oder Unterernährung.“ Die einzige nachhaltige und tierschutzgerechte Methode, um ihre Zahl in den Griff zu bekommen und das Leid langfristig zu minimieren, sei die Kastration.
Pehle ist auch heute bereit, einzelne störende Freigängerkatzen in Wohngebieten einzufangen und kastrieren zu lassen, wenn sich jemand meldet, der auch bereit ist einen Teil der Kosten zu übernehmen. Die Tiere würden dann aber anschließend wieder an Ort und Stelle ausgesetzt. „Sie im Tierheim zu behalten, das wäre Tierquälerei.“ Aber gezielt und im großen Stil Katzen einzufangen und kastrieren zu lassen, das könne der Tierschutzverein schlicht nicht leisten. „Dann wären wir in kurzer Zeit pleite. Wir können nicht die ganze Welt retten.“
>>>HINTERGRUND<<<
Der Tierschutzverein Meschede setzt auf die Freiwilligkeit.
Er ermuntert die Katzenbesitzer, ihre Tiere sterilisieren zu lassen.
Mit einem Partner, der die Finanzierung auch nur anteilig übernähme, wäre auch eine größere Kastrations-Aktion möglich.
Das Tierheim in Enste wird jetzt geleitet von der ausgebildeten Tierpflegerin Cinja Wolcz.