Schmallenberg. 50 bis 60 Hektar Freifläche, 15.000 Festmester befallen: Der Borkenkäfer breitet sich im Stadtforst aus. Hat der Wald noch eine Zukunft?

Aushängeschild einer ganzen Region, CO2-Speicher, heimischer Wirtschaftsfaktor, Touristen-Magnet. Doch aktuell steht der Schmallenberger Wald vor einem Kampf, der ihn extrem herausfordert. „Denn inzwischen hat der Borkenkäfer auch massiv die Höhenlagen unseres Stadtwaldes erreicht“, sagt Stadtförster Siegfried Hunker. Sei man in den vergangenen Jahren noch vergleichsweise glimpflich davongekommen, durchlöchere der Käfer nun auch die heimischen Rinden.

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Insbesondere seit April verbreite sich der Borkenkäfer immer stärker, an Pfingsten seien die Schwärmflüge am extremsten gewesen. Dann bohrt sich der Käfer in die Fichtenrinde, vermehrt sich und zerstört so den Baum. Als erstes erkenne man Bohrmehlhaufen, wenn die Fichten rostrot werden, sei es schon zu spät: „Wir geben uns gerade Mühe, damit es soweit nicht kommt.“

Bei Befall werden die Fichten gefällt und geschält

Deshalb laufe der Betrieb im Stadtwald momentan auf Hochtouren. Die Fichtenbestände werden auf Einbohrlöcher überprüft, bei erkennbarem Befall gefällt und von der Rinde befreit: „Damit wollen wir verhindern, dass sich der Borkenkäfer immer weiter verbreitet. Wir wollen ihn bestmöglich eindämmen und zurückhalten.“ Die Rinde mit der Borkenkäferbrut werde nicht liegengelassen, sondern in Heizkraftwerke und für die Mulchherstellung abtransportiert.

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Mit einem solchen Ausmaß, wie es bereits in diesem Sommer deutlich werde, habe man aber nicht gerechnet, sagt Hunker: „Selbst die Bestände bis 800 Meter sind befallen, die kühle und nasse Witterung hatte das in den vergangenen Jahren eigentlich immer verhindert.“ Etwa vier Prozent des gesamten städtischen Waldbestandes seien befallen - das mache knapp 15.000 Festmeter: „Die Frage ist, ob unsere Maßnahmen gelingen.“

Schält man die Rinde, kommt der Borkenkäfer zum Vorschein. 
Schält man die Rinde, kommt der Borkenkäfer zum Vorschein.  © Alexander Lange

50 bis 60 Hektar Freiflächen seien inzwischen durch den Borkenkäfer entstanden. Es gehe darum, die gesunden Bäume zu erhalten. Viele Bäume könnten sich mit Harzfluss gegen die Käfer wehren, irgendwann seien aber auch sie mit ihren „Kräften“ am Ende: „Den Borkenkäfer können wir nicht ausrotten. Wir versuchen das zu retten, was wir können.“

Die entstandenen Löcher im Wald werde man dann mit robusten und standortgerechten Baumarten wieder füllen: Roteichen, Traubeneichen, Douglasien oder Küstentannen.

Zusätzliche Mittel zur Wiederaufforstung

Bereits im Haushalt für das laufende sowie für das kommende Jahr seien Gelder in Höhe von 200.000 Euro für die Aufforstung der Wälder eingeplant, sagt Burkhard König als erster Beigeordneter. Angesichts der neuen Schäden werde das jedoch nicht reichen. Auch für die kommenden Jahre seien zusätzliche Mittel für die Wiederaufforstung notwendig.

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94 Euro gebe es für einen Festmeter Holz ohne Borkenkäfer, 40 Euro für einen Festmeter mit Borkenkäfer-Befall. „Wir sprechen inzwischen von einem betriebswirtschaftlichen Verlust durch den Borkenkäfer von 1 Millionen Euro“, errechnet Siegfried Hunker.

Für die nächsten Jahre dürfe man daher die Wirtschaftlichkeit des Waldes nicht in den Vordergrund stellen, so König: „Im Vordergrund steht der Erhalt unseres Waldes. Als Teil des Tourismus, aber auch als Klimaschützer.“ Etwa 22.000 Tonnen CO2 speichert der Stadtwald jährlich.

Lagerung von ein bis drei Jahren

Der Großteil der Bäume wird aktuell im Wald oder in Zwischenlagern geparkt. Sind die Stämme geschält, können sie ein bis drei Jahre liegen bleiben.
Der Großteil der Bäume wird aktuell im Wald oder in Zwischenlagern geparkt. Sind die Stämme geschält, können sie ein bis drei Jahre liegen bleiben. © Alexander Lange

Angesichts des völlig überlasteten Holzmarktes werden viele Stämme direkt im Wald oder in Zwischenlagern geparkt, „bis sich der Markt wieder beruhigt hat.“ Wenn die Rinde geschält sei, könnten die Stämme ein bis drei Jahre gelagert werden, so die Erwartung. Denn der Holz-Markt werde sich irgendwann auch wieder drehen, da deutschlandweit große Fichtenbestände abgestorben seien. Dann, wenn das Holz wieder knapp werde, würden die Preise auch wieder steigen. Deshalb werde momentan auch nur ein geringer Teil der gefällten Bäume zum Export abtransportiert. Der so angelegte Holzvorrat diene auch dazu, die heimische Sägeindustrie mit Holz zu versorgen.

Viele Stämme würden im Wald direkt oder in Zwischenlagern geparkt, „bis sich der Markt wieder beruhigt hat.“ Ein bis drei Jahre könnten die Stämme gelagert werden.

Einen Wald, wie er aktuell bestehe - aus Fichten und Buchen - werde es in Zukunft nicht mehr geben, sagt Hunker: „Wir werden ganze neue Arten, neue Nebenbaumarten brauchen, die im Schatten der Bestehenden wachsen.“

Warum der Schmallenberger Stadtwald unsere Hilfe braucht: Ein Kommentar.