Schmallenberg. Volker Stracke ist Lehrer auf dem Flugplatz Rennefeld. Wo die Gefahren beim Fliegen lauern und warum Kurztrips nach Norderney kein Problem sind.

Für die griechischen Mythenfiguren Dädalus und Ikarus, die laut Überlieferung unter allen Umständen das Fliegen lernen wollten, dürfte Volker Stracke durchaus Verständnis haben. „Ja“, sagt der gebürtige Schmallenberger: „Fliegen ist etwas ganz besonderes.“ Seit kurzem ist Stracke, der inzwischen in Bad Fredeburg lebt und als Beamter arbeitet, einer von vier Mitgliedern der Fluggemeinschaft Rennefeld, die eine Lizenz zum Fliegen von Ultraleichtflugzeugen haben. Damit darf er jetzt ausbilden: „Das Erlebnis in der Luft zu sein und über den Dingen zu schweben - das ist einmalig.“

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Seine ganze Vita ist dabei mit dem Fliegen verbunden. Stracke wuchs quasi auf dem Flugplatz Rennefeld auf, sein Vater Paul Stracke war dort selber 50 Jahre Fluglehrer: „Das war der reinste Abenteuerspielplatz für mich. Ich war jedes Wochenende da.“

Maximales Startgewicht von 600 Kilogramm

Mit 14 begann Stracke dann selber mit dem Segelfliegen - anfangs noch unter Aufsicht, mit der entsprechenden Lizenz und 50 Starts mit Fluglehrer später dann auch alleine: „Ich wurde sogar noch von meinem eigenen Vater im Fliegen geschult.“ Seine Geschwister hingegen hätten nie die Ambition zum Fliegen gehabt, erzählt Stracke.

Ein Rundflug über das Schmallenberger Sauerland.
Ein Rundflug über das Schmallenberger Sauerland. © Alexander Lange

Nach dem Segelflieger folgte der Motorseglerschein, der Motorflugschein, der Segelfluglehrer und jetzt die Lizenz für die Ultraleichtflugzeuge. Ein Ultraleichtflugzeug biete Platz für zwei Personen und habe ein maximales Startgewicht von 600 Kilogramm, erklärt Stracke: „Daher der Name.“ Ein bisschen sei der Flugplatz Rennefeld wie ein kleiner Flughafen. Das Start- und Landefeld, der Tower, die Flugzeughallen und Schulungsräume. Nur, dass es auf dem Rennefeld eben etwas entspannter und gemächlicher zugehe. „Reines Ehrenamt, reines Hobby.“

Selber einmal Pilot zu werden? Das habe sich nie ergeben, sagt Stracke und schmunzelt: „Ich habe dann doch den sicheren Weg des Berufsbeamten gewählt.“ Das Fliegen sei aber ein gutes Hobby zum Herunterkommen, zum Entspannen und um auf andere Gedanken zu kommen. Trotzdem sei es nicht wie das Auto- oder Fahrradfahren. „Ein bisschen mehr gehört schon dazu, klar.“

Nachfrage nach Ultraleichtflugzeugen steigt

Um selber irgendwann in die Wolken zu starten, müsse man einiges lernen. Angefangen beim Verhalten auf dem Flugplatz, dann kommen Sicherheitseinweisungen, die Erklärungen zum Fluggerät, Motor- und Technikkunde, danach erst sogenannte Gewöhnungsflüge: „Da geht es dann darum, dass man feststellt, ob das Fliegen überhaupt etwas ist oder man sich da oben doch gar nicht wohlfühlt.“

Der Flugplatz Rennefeld mit Tower und Kinderspielplatz.  
Der Flugplatz Rennefeld mit Tower und Kinderspielplatz.   © Alexander Lange

Dann werden mit Fluglehrern Übungen nachgeflogen, später folgen Kurven. Das schwierigste am Fliegen sei aber die Landung: „Ja, wenn man so sagt: Fliegen heißt Landen.“ Am Anfang sei alles fremd, wo im Auto das Lenkrad sei, gebe es im Flugzeug nur den Steuerknüppel, dazu Pedale, um die Ruder zu bewegen.

Wer ambitioniert sei, könne den Flugschein nach 1,5 bis 2 Jahren erreichen und dann bereits alleine starten. Alles eine Frage der Zeit, so Stracke. Insbesondere die Nachfrage nach Ultraleichtflugzeugen sei aktuell enorm. Und das in allen Altersschichten: Von 25-Jährigen, die Lust auf ein neues Hobby haben, bis zu 50-Jährigen, die sich noch einmal einen Traum erfüllen möchten.“

Flüge bis nach Sizilien

Irgendwann, dann habe man ein Gespür fürs Fliegen: „Man muss sich nur bewusst sein, dass man eben in drei Dimensionen denken muss.“ Was man dann erlebe, wenn man in der Luft ist, sei einzigartig und „immer wieder toll“. Wenn ihn die Lust packe, begibt sich Stracke mit den Flugzeugen auf eine kleine Tagestour. Ziele sind dann zum Beispiel Norderney oder das Deutsche Eck: „Da suche ich mir dann vorher einen kleinen Flughafen aus und fliege dahin. In Norderney ist man in 1,5 Stunden, das ist schon klasse.“

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Vereinsmitglieder seien mit den kleinen Propellermaschinen sogar schon bis nach Sizilien geflogen. Stracke selber habe inzwischen knapp 2000 Starts auf dem Buckel. „Routine“, sagt er: „Das ist der Feind des Fliegens.“ Man müsse sich vor jedem Start durchchecken, genauso wie die Maschine. „Der Flugplatz muss in Ordnung sein, das Wetter muss passen und dann kann es losgehen. Auch abends, so ein Flug übers Schmallenberger Sauerland, das ist herrlich.“

Das Ultraleichtflugzeug

Um mit einem Ultraleichtflugzeug zu fliegen, muss man mindestens 16 Jahre alt sein. Voraussetzungen sind ein fliegerärztliches Tauglichkeitszeugnis, ein polizeiliches Führungszeugnis und die erfolgreiche Teilnahme an einer Unterrichtung in Sofortmaßnahmen am Unfallort.

Die Reichweite von Ultraleichtflugzeugen ist von vielen Faktoren wie Tankgröße und Motorleistung abhängig. Für viele Ultraleichtflugzeuge sind Strecken von 500 bis 800 Kilometer möglich.

Eine angenehme Fluggeschwindigkeit sei 150 km/h, die Maximalgeschwindigkeit liege bei mehr als 200 km/h. Der Rotor schaffe 5000 Umdrehungen pro Minute.