Schmallenberg. Ende Juli schließt Martin Vollmert seinen regulären Betrieb in der Weststraße. Warum er das Werkzeug trotzdem nicht komplett aus der Hand legt.

Martin Vollmert ist Künstler mit Herzblut. Seine Faszination für Licht und Farben ist ungebrochen. Und das seit Kindestagen. Seine Werkstatt für Glasgestaltung ist eine Institution in der Schmallenberger Weststraße. Doch den regulären Betrieb wird er Ende Juli einstellen. „Ich werde im kommenden Jahr 69 Jahre alt, Zeit für Veränderungen“, sagt Vollmert.

Schon Vollmerts Vater war als Malermeister mit dem Werkstoff Glas stets in Kontakt. „Farben und Glas“, sagt Vollmert, „das war und ist eine Faszination.“ Mitte der 1960er Jahre beginnt Vollmert in Lennestadt und Köln das Handwerk der Kunstglaserei zu lernen, arbeitet später zusätzlich zum Standort Köln auch in Münster.

Zurück zu den Wurzeln

1982 kehrt er zurück. Vom Kölner Ballungszentrum ins beschauliche Schmallenberg. Zurück zu den Wurzeln. Aber Kunst, das sei nicht nur etwas für die Großstädte. Das gehe auch im Sauerland. Die Selbstständigkeit, ein eigener Betrieb, eine eigene Werkstatt, das sei schon immer ein Ziel gewesen, sagt Vollmert. Das Haus in der Weststraße baut er komplett um. Oben die Wohnung, dazu ein Atelier, unten die Werkstatt mit Galerie und Diele: Ein Gesamtkunstwerk. „Ja, Kunst ist etwas Tolles. Das habe ich immer gerne gemacht.“

Auch interessant

Seine Werkstatt will Vollmert auch in Zukunft behalten, nur der reguläre Betrieb werde nicht mehr beibehalten. Künstlerische Arbeiten die Freude machen, die Begeisterung bringen, die wolle er weiterhin erledigen: „Einfach auf Anfrage. Ich bin in einem Alter, in dem ich das mache, worauf ich Lust habe.“ Die Werkstatt bleibe, der Laden auch. Geregelte Öffnungszeiten werde es aber nicht mehr geben. Alles nach Vereinbarung.

Landes- und Bundessieger

Auch wenn Wehmut dabei sei, sei der Schritt nötig, sagt Vollmert: „Die Mitarbeiter lagen und liegen mir auch weiterhin am Herzen. Ich verbinde mit ihnen das gute Gefühl, dass ich mein Wissen und meine Leidenschaft weitergeben konnte.“ Es sei ein gutes Gefühl, insgesamt sechs Mitarbeiter ausgebildet zu haben, einige davon als Landes- und Bundessieger: „Alle sind ihren Weg gut gegangen und Jonas Henkel macht sich in Obringhausen ab August selbstständig. So wird es auch weiterhin einen Glaser vor Ort geben.“

Martin Vollmert am Glasofen in seiner Werkstatt in Schmallenberg.
Martin Vollmert am Glasofen in seiner Werkstatt in Schmallenberg. © Alexander Lange

Fasziniert habe ihn immer die Zusammenarbeit mit Künstlern, das kreative Miteinander, der gegenseitige Austausch. „Vieles waren Sonntagsarbeiten. Es gab keine Morgende, wo ich aufgestanden bin und gesagt habe, dass ich keine Lust mehr auf diese Arbeit habe“, sagt Vollmert. Kapellenfenster in Indonesien stammen aus seinen Händen, Türen in Moskauer Milliardärsvillen, Fenster im Kölner Dom, auch in der Botschaft der Emirate in Berlin hängt Schmallenberger Glas. Sogar Öl-Riese Roman Abramowitsch ließ seine Yacht mit verschmolzenem Glas aus den Händen von Martin Vollmert ausrüsten. Made in Schmallenberg: „Das war Wahnsinn.“ Genauso wie die Glasfenster für die Kathedrale in Ávila in Spanien - Unesco-Weltkulturerbe.

400 Kirchen von innen gesehen

Aus seiner Küche kann Vollmert direkt auf den Schmallenberger Kirchturm schauen. Die Fenster stammen auch aus seinen Händen: „Es ist ein schönes Gefühl. Es macht dich stolz und zufrieden wenn du siehst, dass sich die viele Arbeit gelohnt hat.“ Bestimmt 400 Kirchen habe Vollmert inzwischen von innen gesehen, wie er selber sagt. Die Arbeit an Kirchenfenstern seien immer wieder toll. Bei allen Reisen für die Glaskunst hat Vollmert seine Bodenständigkeit nie verloren. Stolz ist er deshalb, auch seinen Schmallenbergern und der Stadt etwas zurückgegeben zu haben.

Auch interessant

Selber kreativ zu sein, ein facettenreicher Beruf, all das habe die Arbeitsjahre so intensiv und besonders gemacht, sagt Vollmert. Die Glasgestaltung habe sich über die Jahre entwickelt und verändert, mit verschiedenen Künstlern wie Werner Klenk oder Jochem Poensgen arbeitete er zusammen. Ein bisschen wolle er sich die Arbeit beibehalten, doch mit der reinen Auftragswerkstatt sei Schluss. Dann will Vollmert nur noch Künstler sein.

Lehre 1966 begonnen

1966 begann Martin Vollmert seine Lehre zum Kunstglaser in Lennestadt und Köln

1975 machte er seinen Meister in der Glasgestaltung.

1982 eröffnete er seine Werkstatt in der Weststraße 33.