Meschede/Wehrstapel. Claudia Bittner kocht in ihrem Restaurant „Laudis Sauerlandstuben“ für alle Gäste, aber besonders gern auch für Vegetarier und Veganer. (€)

Ein Seegespräch findet natürlich am See statt. Doch diesmal nicht. Claudia Bittner, Inhaberin von Laudis Sauerlandstuben in Wehrstapel, bittet darum, dass wir uns auf dem Weg zur Talsperre - in den Mescheder Henne-Auen - treffen. Dafür nennt sie Gründe.

Ist der Henne-See für Sie als Wehrstaplerin kein wichtiges Ausflugsziel?

Claudia Bittner: Doch natürlich! Vor allem als Jugendliche war ich im Sommer regelmäßig mit Freunden hier.

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Trotzdem wollten Sie sich lieber in den Henne-Auen treffen?

Ich wollte den Blick ein wenig auf diesen Weg zum See lenken, der ja wirklich schön geworden ist. Hier kann man auch Zeit verbringen. Und das gilt im übertragenen Sinn auch für die Beziehung zwischen den Dörfern und der Kernstadt. Die kleinen „Vor-Orte“ haben auch schöne Ecken.

Fahren Sie denn auch heute noch mal an den See?

Meist fehlt mir die Zeit. Klar, der See ist toll und auch wichtig für den Tourismus. aber seitdem ich Mutter bin, bin ich noch mal besonders froh, dass wir in Meschede auch ein Schwimmbad haben. Im Freibad ist es leichter, schwimmen zu lernen, es ist sicherer, es gibt Toiletten. Da fährt man auch mal für ein Stündchen hin und hinterher ist man erholt, das Kind hat sich ausgetobt - und ist vor allem geduscht. (lacht) Auch ich finde es toll, was zum Beispiel Thomas Bigge am See auf die Beine stellt. Um die Band Clan of Xymox zu sehen, bin ich schon bis in den Ruhrpott gefahren. Sowas in meiner Heimatstadt in so toller Umgebung zu erleben, ist grandios!

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Wie ist Ihre Verbindung zur Kernstadt?

Ich finde es wichtig, dass man sich zusammenschließt und gegenseitig unterstützt. Deshalb bin ich auchMitglied bei „Meschede aktiv“.

Ihre Restaurant, Laudis Sauerlandstuben, bietet als Alleinstellungsmerkmal neben Fleischgerichten eine ungewöhnlich große Auswahl an vegetarischen und veganen Produkten. Wie kam es dazu?

Auslöser war eine Anfrage der Gruppe „Sauerland goes veggie“. Damals habe ich das als Herausforderung angenommen und bin mittlerweile begeistert, was sich auch ohne Fleisch alles lecker kochen lässt. Man muss dafür nur ein bisschen kreativ sein. Die meisten Ersatzprodukte - auch für Butter, Sahne und Milch - gibt es ja mittlerweile in jedem Supermarkt.

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Was halten Sie von Fleisch-Ersatzprodukten?

Als Köchin verstehe ich, dass sich die Veggies neben Salat und Gemüse einen weiteren Geschmacksträger suchen, damit sie bei ihren ethischen und moralischen Aspekten auch etwas zu schneiden oder zu kauen haben. Auf meiner Speisekarte verzichte ich aber auf solche fertigen „Ersatzprodukte“, denn der Schnitzelesser hat ja auch lieber ein frisch geklopftes, paniertes Schnitzel als ein fertiges Tiefkühl-Produkt.

2016 haben Sie das Lokal von Ihren Eltern übernommen. War das ein schwerer Schritt als Frau in der Gastronomie?

Nein, denn ich bin in der Gastro aufgewachsen, habe also quasi ein Gastro-Gen. Jeder, der das hat, macht diese Arbeit gern und kann mit viel Fleiß erfolgreich sein. Wie jeder männliche Kollege werde ich auch von meiner Familie und meinem Partner unterstützt. Dafür bin ich dankbar. Ich komme mit meinem Team, den Kollegen, aber auch den Lieferanten gut aus. Dabei halte ich mich an die Devise: „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es auch heraus“.

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Aber der Lockdown war für Sie sicher auch nicht leicht. Wie haben Sie sich darauf eingestellt?

Ich möchte mich nicht beklagen, weil ich finde, dass es nicht nur unserer Branche schlecht geht. So viele Menschen haben ihre Arbeit verloren oder sind in Kurzarbeit. Ich will lieber nach vorn schauen. Ich fand es zum Beispiel störend, dass wir jede Speisekarte abwischen müssen und kein Besteck eindecken dürfen. Also habe nach einer Lösung gesucht. Ich drucke jetzt die Karte auf ein Tischset und packe das Besteck in einen Umschlag. Den kann der Gast auch als Mundschutz-Hülle benutzen, weil ich es nicht schön fand, dass die Dinger so auf dem Tisch liegen. Das kommt toll an und ist für uns eine große Arbeitserleichterung. Daneben bin ich froh, dass ich den großen, neu gestalteten Biergarten zum Ausweichen habe. Wie ich im Winter genug Abstand für meine Gäste schaffe, daran arbeitet es schon in meinem Kopf...

>>>Hintergrund

Claudia Bittner ist 48 Jahre alt und seit 2016 Inhaberin des Restaurants Laudis Sauerlandstuben in Wehrstapel.

Sie hat einen Lebenspartner und mit diesem einen gemeinsamen achtjährigen Sohn.

Gelernt hat sie das Koch-Handwerk bei Deimann in Winkhausen.