Meschede. „Man muss sich arrangieren“: Mescheder Gastronomen geben eine Wasserstandsmeldung aus dem Nach-Corona-Geschäft.
Seit etwa vier Wochen haben Meschedes Gastronomen nach der Corona-Schließung wieder geöffnet. Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen. Während diverse Medien von ersten Restaurantschließungen berichten, scheint die Welt in Meschede - zumindest bei den befragten Gastronomien - auf dem Weg der Besserung zu sein. Hoffnung, Freude oder Akzeptanz des Großen und Ganzen klingen mit.
Touristen beleben das Geschäft
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Michael Heinemann und Inma Ortega führen gemeinsam das spanische Restaurant Casa Conchita in der Mescheder City - und sie sind trotz Umsatzeinbußen genügsam. „Etwa ein Drittel unserer Plätze fallen aufgrund der Abstandsregeln weg, somit auch ein Drittel der Einnahmen“, erklärt Michael Heinemann den aktuellen Wasserstand im Casa Conchita. Unzufrieden ist der Gastronom aber nicht. „Wenn ich mir die Zettel mit den Personendaten so anschaue, sehe ich, dass wirklich viele Urlauber in der Stadt sind“. Nahezu die Hälfte seiner Gäste käme aktuell von weiter her. Das Ausgehverhalten der Einheimischen empfindet Heinemann hingegen noch als zögerlich.
Die Krise im Griff
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Wo er und Inma Ortega ihre Gäste am Wochenende sonst in zwei Schichten bedienen mussten (17-20 Uhr und 20 bis open End), bekommt man aktuell etwas entspannter einen Tisch zum Abendessen. „Es könnte natürlich mehr sein, ich bleibe aber absolut zuversichtlich. Wenn die Temperaturen steigen, wird auch sicher das Terrassengeschäft wieder besser“, so Heinemann, der sich zwar noch lange nicht auf Vor-Corona-Niveau wirtschaftet, die Situation aber pragmatisch angeht: „Die Krise hat uns zwar im Griff, aber wir haben auch die Krise im Griff.“
Ähnlich optimistisch geht auch Claudia Bittner von Laudis Sauerlandstuben in Wehrstapel seit der Wiedereröffnung ans Werk. Sie ist, wie viele Mütter, von der Schulschließung ihres Kindes betroffen und konnte deshalb in den letzten Wochen kein Frühstück im Sauerlandstuben anbieten. „Aber es bringt doch nichts, den Kopf in den Sand zu stecken“, sagt die Gastronomin überzeugend. Natürlich gebe es auch bei ihr bessere und schlechtere Tage, letztlich dürfe man aber nie aus den Augen verlieren, dass die hohen Hygienestandards und -regeln auch die Gastronomen selbst schützen. „Einbußen hat ja gerade jeder, da muss man sich nun mit arrangieren“, bleibt sie ob der aktuellen Lage besonnen. Denn mit den Gästen komme bei ihr auch die gute Stimmung zurück.
Terrassengeschäft schafft Abhilfe
Mit der Wiedereröffnung sind sind auch die Gäste zu Xavers Ranch in Vellinghausen zurückgekehrt. Dort hat die Familie Kersting das Glück, einen großen Außenbereich zu bewirtschaften. Die Geschäfte laufen daher wieder so wie vor der Corona-Schließung. „Wir mussten im Innenbereich nur zwei Tische entfernen und draußen haben wir ja sowieso genügend Platz“, erklärt Franz-Philipp Kersting. Durch Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam sei das Geschäft besonders gut wieder in Schwung gekommen und neben den dem Restaurantbetrieb laufen auch die Ferienwohnungen wieder bestens. „Die Leute sind einfach froh, wenn sie mal wieder rauskommen“, fasst Kersting es zusammen.
Gruppen bleiben noch aus
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In der Mescheder Innenstadt sieht es mit Außenplätzen mauer aus, dennoch will sich Michele Tiscione von La Tavola da Franco nicht beklagen. Bereits am ersten Tag nach Wiedereröffnung testete unsere Redaktion die Nach-Corona-Atmosphäre im italienischen Familienbetrieb. Durch die sowieso vorhandenen Trennwände zwischen den einzelnen Tischen fühlte man sich gleich gut geschützt. Das scheinen auch Tisciones andere Gäste so zu sehen. Der „Pärchen-Betrieb“ liefe schon fast wieder normal. „Uns fehlen aber weiterhin die Gruppen, da kommen die Reservierungen recht sperrlich.“
Dieser Trend bereitet auch den Kotthoffs vom Hennedamm Hotel Sorgen. Tagungen, größere Gesellschaften und Feiern gehören zum Tagesgeschäft, das seit Mitte März so nicht mehr stattfinden konnte. Hoffnung gibt aber die neue Lockerung, die es bis zu 50 Personen erlaubt, Hochzeiten und Familienfeiern jeglicher Art in der Öffentlichkeit gemeinsam zu feiern. Inhaber Johannes Kotthoff geht es da besonders um seine Mitarbeiter: „Seit einigen Tagen sehen wir wieder etwas Licht am Ende des Tunnels. Wir wollen unsere Leute endlich wieder an die Arbeit kriegen.“
Das ist seit dem 15. Juni in NRW erlaubt:
- Private Feiern aus herausragendem Anlass mit bis zu 50 Personen
- Veranstaltungen mit bis zu 100 Personen
- Grillen auf öffentlichen Plätzen oder Anlagen
- Jahrmärkte, Trödelmärkte und Spezialmärkte