Meschede. . Thomas Bigge organisiert seit 2006 Konzerte auf dem Hennedamm. Im Seegespräch verrät er, was er sich für die Talsperre noch wünscht.
Der See - das ist für Thomas Bigge Heimat, Natur, Sportstätte und vor allem Bühne. Seit 2006 - direkt mit dem ersten Hennesee-Fest - organisierte er Konzerte, später auch Kinoabende auf dem Hennedamm, die meisten umsonst und draußen. Damit macht er auch sich selbst eine Freude. Auch bei Seefest am Hennesee ist er wieder dabei. Wie im vergangenen Jahr treffen wir auch in diesem Sommer Menschen am See und unterhalten uns mit ihnen über ihr Leben, die Talsperre und die Stadt.
Was verbinden Sie mit dem See?
Thomas Bigge: Ich bin an Seen aufgewachsen, am Essener Baldeneysee, später am Diemelsee und seit 1992 lebe ich in Meschede am Hennesee, einige Jahre in Mielinghausen mit direktem Zugang zum Ufer. Früher habe ich auch Wassersport gemacht, gesegelt und gesurft. Und am Diemelsee habe ich auch das erste Mal als Discjockey gearbeitet.
Musik am See - was ist da das Besondere?
Musik in der Halle, das muss Geld einspielen. Das wird vor allem aus kommerziellen Gründen gemacht. Musik am See - das entspricht meiner Seele. Es ist wunderschön, wenn man hier bei romantischer Atmosphäre mit Lichtshow abends am See steht. Das ist wie Urlaub.
Die Musik und auch Ihre Gäste sind aber oft schon sehr speziell?
Nicht speziell - eher unkommerziell. Ich habe meine Wurzeln in den 80ern, die Musik, die mich damals in Berlin begleitet hat, die hole ich jetzt nach Meschede. Das ist für mich genauso schön wie für die Musiker, die abseits des Mainstreams immer weiter Musik gemacht haben. Und dafür gibt es mittlerweile eine große Fangemeinde, die das mitträgt, die in den 80er-Jahren auch noch jung und wild war und heute nur noch wild ist(lacht). Nein, aber es sind durchaus etablierte Kreise darunter, die abends bei mir in schwarzem T-Shirt und Jeans rocken und am Montag wieder im OP stehen. Ich habe 1500 Fans in einer eigenen Facebook-Gruppe. Die reisen zum Teil weit an für die Konzerte. Nicht umsonst waren zum Ann-Clark-Konzert die Hotels in der Umgebung ausgebucht.
Wenn Sie sich noch etwas für den See wünschen könnten, was wäre das?
Ein Kinderspielplatz hier am Chillin’ wäre schön. Das ist schon ein weiter Weg von hier bis zur Badebucht für junge Mütter mit Kinderwagen. Das war sogar schon mal geplant. Man könnte auch die alte Idee aufgreifen und die Halbinsel am Randweg abtrennen und dort etwas für Kinder anbieten oder Baumhäuser als Ferienwohnungen.
Überhaupt wäre es gut, wenn sich all’ diejenigen, die rund um den Hennesee aktiv sind, einmal im Jahr treffen, um solche Ideen zu entwickeln. Wie ja auch die Regionale die tolle Idee mit dem Henne-Boulevard gebracht hat - und der Himmelstreppe - da war die erste Idee übrigens von mir. Ich habe auch nie verstanden, warum man nach Kyrill die Brachflächen rund um den See nicht für ökologische Null-Energie-Baugebiete erschlossen hat. Das wäre eine tolle Attraktion für viele Städter und auch für viele sicher ein Grund zurückzukehren.
Was hat Meschede noch für eine Szene?
Gastronomisch ist die Szene völlig zusammengebrochen. Das quirlige Leben, das man noch in den 90er-Jahren auf den Straße hatte, das gibt es nicht mehr. Das lebt mal gerade noch in wenigen alteingesessenen Kneipen.
Worin sehen Sie den Grund?
Vor allem im geänderten Kommunikationsverhalten. In den 80ern hatten wir drei Programme und ein Festnetztelefon. Man war froh, wenn man sich treffen, tanzen, feiern und neue Leute kennenlernen konnte. Heute hast du doch als junger Menschen mehr Kommunikation als dir manchmal lieb ist. Und auch die Älteren tragen die Kopfhörer selbst im Fitness-Studio. Für mich bewegt sich die Gesellschaft hin zum Massen-Autismus. Die Kneipe als Feuer in der Dorfmitte ist für die meisten nicht mehr wichtig.
Wie stellen Sie sich Ihr Leben in 20 oder 30 Jahren vor?
Was ich heute mache, mache ich gern, es füllt mich aus. Da wird sich nichts ändern. Nur die Konzertschiene, die würde ich gern noch ausbauen - auch mit Angeboten in der Stadthalle. Das Ann-Clark-Konzert hat doch gezeigt, wenn du was Gutes anbietest, ist es egal wo - dafür kommen die Leute auch nach Meschede.
>>>HINTERGRUND
Thomas Bigge stammt aus Essen, ist 54 Jahre alt, verheiratet und hat fünf Kinder im Alter zwischen 19 und 31 Jahren.
Gelernt hat Bigge Vermessungstechniker, aber nie in dem Beruf gearbeitet. Nach dem Abschluss ging er erst nach Brilon - am Diemelsee hatten seine Eltern Ferienhäuser. Dort lernte er bereits seine jetzige Frau kennen. Später ging er nach Berlin. Dort machte Bigge sein Hobby zum Beruf, arbeitete als Lichtdesigner und Discjockey.
Im Juli 1990 fand mit „The Wall“ auf dem ehemaligen Todesstreifen zwischen Brandenburger Tor und Leipziger Platz eines der größten Rockkonzerte der Welt statt. „The-Wall“ von Pink Floyd erlebte Bigge als Techniker auf der Bühne.
Als er 1992 die Gelegenheit erhielt, sich im Fort Fun als Fotograf selbstständig zu machen, griff er zu und kehrte ins Sauerland zurück.
Das Chillin’ übernahm er 2005, nachdem er zuvor schon mehrmals beim Ruhrverband angefragt hatte. Außerdem betreibt er seit Halloween 2005 die„monoBAR“. 2006 - beim ersten Fest auf dem Hennedamm - war er als Mitveranstalter dabei..
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