Meschede. „Wenig Achtung und Respekt“: Der Künstler des Bronzereliefs in Meschede ärgert sich über die Stadt. Es geht um den Standort des Modells.
Um den Standort des Bronzereliefs in der Innenstadt von Meschede ist eine Diskussion entstanden. Künstler Klaus Sauerland wirft Bürgermeister Christoph Weber in seinem Schreiben „wenig Achtung und Respekt für das Geschenk vor“.
Debatten um den Standort
Oktober 2011: Das in Bronze gegossene Stadtmodell wird feierlich am Eingang der Ruhrstraße, am Abzweig zum Rathaus, eingeweiht. Um den Standort hat es vorher Debatten gegeben. Künstler Klaus Sauerland hätte das Objekt lieber am Ruhrplatz aufbauen lassen. Dort in der Nähe hatte der Mescheder ein Schlüsselerlebnis: Eine blinde Frau stand suchend und orientierungslos am Bahnhof. Sauerwald zeigte ihr den Weg.
Als Reaktion darauf entwirft er das Modell, das insbesondere zur Orientierung aller blinden und behinderten Menschen beitragen soll. In Braille, der Blindenschrift mit den Punkten, beschreibt Sauerland die markantesten Orte. Die Gebäude sind ertastbar. Die Behinderten-Interessenvertretung und Spender ermöglichen das Modell im Maßstab 1:1000.
„Behinderte, insbesondere Blinde, werden in der Regel den Bus oder die Bahn nutzen, wenn sie nach Meschede kommen“, erklärt Sauerwald damals. Deshalb ist er davon überzeugt, dass das Kunstwerk an der Ecke zwischen Le-Puy-Straße und Unterführung platziert werden soll. Doch es kommt anders: Die Stadt Meschede favorisiert die Ruhrstraße, dort könne das Kunstwerk besser präsentiert werden, dort sei auch mehr Platz.
Neun Jahr später wieder Unmut
Neun Jahre später wird der alte Unmut wieder präsent - durch den Umbau der Fußgängerzone. Das Relief rückt von der Mitte an die Seite, und es wird tiefer gelegt. Er habe das Kunstwerk insbesondere für Behinderte erschaffen, und auch um Ortsfremden die Orientierung zu erleichtern, schreibt Sauerland dem Bürgermeister daraufhin. „Maßgabe für alle das Relief betreffenden Dinge sollten die Belange der Behinderten haben, die es als Randgruppe der Gesellschaft oft schwer genug haben.“
Auch interessant
Auch bei der Standortauswahl solle im Vordergrund stehen, wo und wie das Relief aufgestellt werde, damit Behindert es schnell und einfach finden könnten. Obwohl alle Gegebenheiten schon damals für den Ruhrplatz gesprochen hätten, „hat die Stadtverwaltung entgegen einer vorherigen Zusage Ihres Vorgängers den Platz Ruhrstraße Straßenmitte durchgeboxt“, so Sauerland in dem Brief an Weber.
Andere Proportionen
Schon damals sei die Zufahrt für Feuerwehr, Rettungsdienste und Zulieferer alles andere als einfach gewesen: „Eine krasse und kostspielige Fehlentscheidung, die Sie jetzt mit der Umsetzung des Objektes auszubügeln versuchen.“ Und jetzt - beim Versetzen von der Mitte zur Seite - sei der Sockel obendrein um einige Zentimeter tiefer ins Erdreich abgesenkt worden: „Durch diese Maßnahme werden die Proportionen des Objekts verfälscht“, erklärt Sauerwald. „Verstärkt wird dieser Eindruck noch durch die Verschiebung des Reliefs von der höher gelegenen Straßenmitte zur tieferen Seite.“
Weder der Bürgermeister noch Mitarbeiter der Stadtverwaltung hätten es zudem „für nötig gehalten, mich als Urheber am Objekt über diese Umsetzung vorher oder überhaupt zu informieren“, bedauert Sauerwald.
Die Stadt Meschede erklärte auf Anfrage, sie sehe den neuen Standort des Bronzereliefs als sachlich gelungen und eines Kunstwerks angemessen an. „Das Bronzerelief ist erstmalig an das taktile Leitsystem angeschlossen und kann damit auch von Menschen mit Sehbehinderung sicher erreicht werden. Gleichzeitig befindet sich das Relief nicht mehr im direkten Umfeld der Feuerwehr- und Rettungszufahrt zur Ruhrstraße - dies bedeutet ein Plus an Sicherheit für Passanten, die sich im Bereich des Kunstwerks aufhalten, sowie ebenso für das Relief selbst“, so Pressesprecher Jörg Fröhling.
„Und nicht zuletzt ist es an einem Platz aufgestellt, an dem es von vielen Menschen in der Innenstadt wahrgenommen wird.“