Meschede. .

Es war ein Schlüsselerlebnis für Klaus Sauerwald: Eine blinde Frau steht suchend und orientierungslos am Bahnhof. Der 72-jährige Mescheder unterstützt sie. Für die Zukunft möchte er allen blinden und behinderten Menschen helfen.

Mit einem Kunstwerk, das er stiftet: Meschede tast- und erlebbar. Doch er vermisst Unterstützung aus dem Rathaus.

„Ich fühle mich momentan ausgebremst“, sagt er. Mehr als ein halbes Jahr lang hat Sauerwald im Keller seines Hauses gewerkelt, gefeilt und mit Holz gebaut: Er hat ein Modell der Innenstadt von Meschede geschaffen - im Maßstab 1:1000. Das Kloster ragt an der einen Seite hervor, die St.-Walburga-Pfarrkirche ist deutlich zu sehen, liebevoll sind auch einzelne Wohngebäude und Straßenzüge zu erkennen.

Maßstab 1:1000

Das Modell, das später in Bronze gegossen werden soll, ist aber nicht nur zum An­schauen gedacht. Es soll vor allem einen praktischen Nutzen bieten. In Braille, der Blindenschrift mit den Punkten, hat Sauerland eine Beschreibung der markantesten Orte angebracht. „Das Ziel ist es, Behinderten zu helfen“, sagt Sauerwald. Deshalb ist es ihm so wichtig, dass das Kunstwerk künftig an einer bestimmten Stelle steht: am Ruhrplatz.

„Behinderte, insbesondere Blinde, werden in der Regel den Bus oder die Bahn nutzen, wenn sie nach Meschede kommen“, erklärt Sauerwald. Deshalb ist er davon überzeugt, dass das Kunstwerk an der Ecke zwischen Le-Puy-Straße und Unterführung platziert werden soll. „Dort“, meint er, „wird es etwas nützen.“ Doch die Stadt Meschede hat bislang andere Pläne.

Sie favorisiert den Eingang der Ruhrstraße für das Modell. Am Abzweig zum Rathaus soll ein kleiner Platz entstehen, die Mauer in der Fußgängerzone soll abgerissen werden. Dort könne das Modell besser präsentiert werden, auch sei der Bereich am Ruhrplatz zu klein, sobald sich mehrere Menschen um das Kunstwerk scharren würden - so der Tenor aus dem Rathaus.

„Ich hatte gehofft, dass meine Wünsche berücksichtigt werden, wenn man der Stadt etwas schenkt“, erklärt Klaus Sauerwald dagegen. „Ich bin etwas enttäuscht.“ Er hat nicht nur viel Arbeit in das Modell investiert, sich Pläne und Fotos besorgt, um in Feinarbeit das 1,20 Meter mal 1,20 Meter große Modell zu schaffen. Der 72-Jährige hat ge­meinsam mit der Mescheder Behinderten-Interessen-Vertretung auch Spender aufgetan: Knapp 10.000 Euro sind zusammengekommen.

„Es haben mich einzelne Firmen unterstützt, aber es sind auch viele, viele private Einzelspender dabei“, berichtet Sauerwald. Noch fehlen knapp 2000 Euro. Allein der tonnenschwere Sockel, der das Modell tragen soll und künstlerisch Meschede-Süd und -Nord vereint, wird knapp 4000 Euro kosten.

Sehnlicher Wunsch

Den Nutzen des Modells hat Sauerwald bereits in seinem Hobbykeller testen lassen: Ein blinder Mescheder hat das Kunstwerk mit seinen Be­schreibungen ertastet. „Ach, die Post-Filiale ist ein Eckgebäude, das wusste ich ja gar nicht“, war eine der spontanen Reaktionen. Der 72-Jährige Initiator des Projekts bleibt dennoch bescheiden: Sein Name befinde sich nicht auf dem Modell, nur ganz versteckt ein Kürzel. Er hat nur einen sehnlichen Wunsch: Dass er bald den Bronzeguss in Auftrag geben kann und das Kunstwerk dort stehen wird, wo er es für nutzbar hält.

Wer das Projekt unterstützen möchte: Spenden nimmt die Behinderten-Interessenvertretung Meschede unter Konto 8002529, Stichwort „Spende für Bronzerelief“, bei der Sparkasse Meschede, Bankleitzahl 46451012, entgegen.