Schmallenberg. Der Bedarf ist da, doch weil ein Frauenarzt keine entsprechende Praxis findet, kommt er nicht nach Schmallenberg. Welche Rolle die Stadt spielt.
Die notwendige Zulassung in Form eines Kassenarzt-Sitzes wäre da, ein Arzt ebenso. Der Bedarf ist schon seit langer Zeit vorhanden. Was fehlt sind die entsprechenden Räume. Und deshalb kommt vorerst keine weitere gynäkologische Praxis nach Schmallenberg.
„Seit 2019 haben wir uns bemüht, in Schmallenberg eine Praxis zu finden, um dort eine Frauenarzt-Niederlassung unterzubringen“, sagt Lara Bäumer von der katholischen Hospitalgesellschaft Südwestfalen in Olpe. Am Ende scheitert das Vorhaben nur daran, dass es in Schmallenberg keine passenden Räumlichkeiten gibt, sagt sie: „Wenn man so will, ist Schmallenberg ziemlich gut ausgebucht.“
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Am Anfang, so Bäumer, habe man auf den gängigen Plattformen gesucht. Nachdem man dort nicht fündig geworden sei, sei man auch in die kleineren Ortsteile, unter anderem nach Grafschaft und Oberkirchen gegangenen. Aber auch dort habe sich kein passendes Objekt finden können. Über die Stadt erhoffte sich Bäumer dann, ein paar Tipps zu bekommen.
Ehemalige Flüchtlingsunterkunft
Die hatte eine ehemalige Flüchtlingsimmobilie in Betracht gezogen. „Aber durch die Corona-Pandemie mussten wir die Flüchtlingsunterkünfte in Bad Fredeburg entzerren, weshalb dann dieses Haus für die Praxis doch nicht infrage kam“, bedauert Burkhard König, Erster Beigeordneter der Stadt.
Er sei gemeinsam mit dem SUZ in stetigem Kontakt mit Bäumer gewesen: „Im Frühjahr hatten wir die erste Anfrage diesbezüglich und sind auch weiterhin um Vermittlung bemüht. Drei bis vier Immobilien haben wir genannt, die dann allerdings alle nicht zum Zuge kamen.“
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Die katholische Hospitalgesellschaft ist verwundert: „Das ist unglaublich. Wir würden gern eine Praxis in Schmallenberg öffnen, können das aber nicht, weil wir keine Räumlichkeit finden“, sagt Bäumer.
Der KV-Sitz, der eine Behandlung von Kassenpatienten erlaube, sei mit einer Frist verbunden. Könne man innerhalb dieser Zeit kein Konzept mit entsprechenden Räumlichkeiten vorweisen, verfalle der Anspruch. So wie in diesem Schmallenberger Fall. Und ohne KV-Sitz dürfen Mitglieder gesetzlicher Kassen nicht behandelt werden: „Wir werden uns jetzt weiter nach Räumlichkeiten umschauen und hoffen, dass wir den Anspruch auf den KV-Sitz im März, April oder Mai des kommenden Jahres wieder erhalten.“
Eine Praxis für 6200 Einwohner
Der Bedarf nach einer weiteren Frauenarzt-Praxis in Schmallenberg sei unübersehbar, sagt Bäumer: „Wir haben in Lennestadt eine Frauenarzt-Praxis, in der bereits in der ersten Jahreshälfte 500 Frauen aus Schmallenberg in Behandlung waren.“ Allein das decke schon den durchschnittlichen Bedarf, laut Regel sollte auf 6200 Einwohner eine Frauenarzt-Praxis kommen.
In Schmallenberg kommen aktuell aber knapp 25.000 Einwohner auf nur eine bestehende Frauenarzt-Praxis. In Lennestadt sei deshalb bereits eine zusätzliche Ärztin eingestellt worden, um zumindest den aktuellen Bedarf bestmöglich zu bewerkstelligen.
Hoffnung auf 2021
Hinzu komme, dass viele Frauen aus Schmallenberg zu Praxen in Plettenberg, Winterberg oder Bad Berleburg ausweichen. Bäumer: „Wenn man einmal im Jahr zur Vorsorge muss, dann ist das vielleicht kein Problem. Wenn man aber schwanger ist und dann so weit fahren muss, ist das sicherlich nicht mehr so schön“, sagt Lara Bäumer. Ganz zu schweigen von möglichen Notfällen.
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„Eine weitere gynäkologische Praxis könnte Schmallenberg durchaus gebrauchen, wir sind darum weiter bemüht“, so König. Deshalb hoffen Bäumer und ihre Kollegen, dass es vielleicht dann im Frühjahr 2021 mit einer Räumlichkeit in Schmallenberg klappt: „Wir probieren es natürlich weiter, aber es kann auch sein, dass sich zum Beispiel das Klinikum Hochsauerland um den KV-Sitz bewirbt und den Zuschlag bekommt.“