Meschede. Kurzarbeit so hoch wie noch nie, steigende Arbeitslosigkeit, weniger Stellen: Die negativen Zahlen vom Corona-Arbeitsmarkt im HSK.
Fast die Hälfte aller Beschäftigten im heimischen Agenturbezirk sind von Kurzarbeit betroffen. Eine Vielzahl der Betriebe aus dem Hochsauerlandkreis nutzt das Instrument, um die wirtschaftlichen Risiken abzufedern. Das teilte die Behörde in ihrem Halbjahresbericht mit.
Gastgewerbe besonders betroffen
Allein in den Monaten März bis Mai 2020 sind 3089 Anzeigen auf Kurzarbeit eingegangen – so viel wie noch nie. Analog zu dieser Entwicklung ist auch die Anzahl der betroffenen Personen mit Beginn des Lockdown stark gestiegen. Besonders betroffen sind vor allem das Gastgewerbe mit 493 Anzeigen und das verarbeitende Gewerbe mit 571 Anzeigen.
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In den Monaten März bis Mai 2020 wurden insgesamt 54.223 mögliche Personen in Kurzarbeit gemeldet, davon alleine 21.506 Beschäftigte aus dem verarbeitenden Gewerbe. „Es bleibt abzuwarten, wieviel der angezeigten Kurzarbeit tatsächlich realisiert wird und wie hoch der Arbeitsausfall sein wird. Arbeitgeber haben drei Monate Zeit, den Antrag auf Kurzarbeit einzureichen. Erste grobe Hochrechnungen zur realisierten Kurzarbeit sind Anfang August zu erwarten“, hieß es.
Finanzkrise 2009 bisher schlimmer
In der langfristigen Betrachtung zeige sich, dass die Corona-Pandemie zwar negative Auswirkungen habe, aber die Arbeitslosigkeit im Vergleich noch unter dem Niveau der Finanzkrise 2009 bleibe. In einem Juni war die Arbeitslosigkeit zuletzt im Jahr 2014 mit insgesamt 7389 Arbeitslosen höher. Die vielfältigen Eindämmungsmaßnahmen, davon insbesondere die Möglichkeit, über Kurzarbeit abzufedern, dürften diesen Effekt entscheidend gestützt haben.
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Arbeitslose in den Berufen der Produktion und Fertigung sind bei den Veränderungen zum Vorjahr am stärksten betroffen, gefolgt von Berufen aus Verkehr und Logistik. Auch bei den Berufen aus Handel, Vertrieb und Tourismus sind deutliche Veränderungen erkennbar. Die Bedeutung von Qualifizierungen wird dadurch unterstrichen, dass etwa der Hälfte aller Arbeitslosen im Helferbereich arbeitet.
Frühjahrsbelebung fällt aus
Die sonst einsetzende Frühjahrsbelebung ist mit sinkenden Arbeitslosenzahlen bis Juni aufgrund der Corona-Pandemie dieses Jahr ausgeblieben. In den Sommermonaten steigt traditionell die Zahl der Arbeitslosen saisonbedingt an. „Wir rechnen damit, dass sich die Arbeitslosigkeit ab Juli nochmals erhöht und hoffen, dass sie sich vielleicht nach dem Ende der Sommerferien wieder leicht entspannt“, prognostiziert Oliver Schmale, Chef der heimischen Agentur für Arbeit.
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Im Vergleich zum Vorjahr waren bereits im ersten Quartal 2020 – noch vor der Corona-Pandemie - erste konjunkturelle Eintrübungen erkennbar. So stieg die Arbeitslosigkeit bereits im März gegenüber dem Vorjahr um 1,9 Prozent. Bis zum Ende des ersten Halbjahres 2020 ist die Arbeitslosigkeit im HSK aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie weiter gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 26 Prozent. Insbesondere die letzten drei Monate haben dazu beigetragen, dass beim Arbeitslosengeld 49,7 Prozent mehr Arbeitslose verzeichnet wurden als im Vorjahr, im Bereich der Grundsicherung (Hartz IV) 10,7 Prozent mehr.
Junge Menschen besonders betroffen
Starke Veränderungen bei der Arbeitslosigkeit lassen sich in jeder Altersgruppe erkennen. Dennoch ist die Lage während der Corona-Pandemie besonders für Menschen zwischen 15 und 25 Jahren angespannt. Im HSK sind gut 40 Prozent mehr junge Leute von Arbeitslosigkeit betroffen, als im Juni des letzten Jahres. Neben den möglichen Jobverlusten wurden durch die Pandemie auch Aus- und Weiterbildungen unterbrochen. Ungünstig ist die derzeitige Lage auch für diejenigen, die Studium oder Ausbildung beenden. Bei einer langsamen Erholung der Wirtschaft muss mit einer schwierigeren Bewerbersituation gerechnet werden, da auch kommende Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt drängen.
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Eine wichtige Säule der heimischen Wirtschaft ist nach wie vor das produzierende Gewerbe. Unter Corona-Bedingungen ist vor allem dieser konjunkturanfällige Wirtschaftszweig besonders stark getroffen. Es ist somit nicht verwunderlich, dass in den Berufen aus Produktion und Fertigung mit Abstand die höchsten Stellenrückgänge im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen sind. Insgesamt sei die Arbeitskräftenachfrage angesichts der vorliegenden Rahmenbedingungen aber trotzdem auf einem hohen Niveau.
30 Prozent weniger Stellen
Dadurch, dass sehr viele Betriebe Kurzarbeit eingeführt haben, hat dies auch direkte Auswirkungen auf Neueinstellungen bzw. Stellenmeldungen. Arbeitgeber haben insgesamt im ersten Halbjahr etwa 30 Prozent weniger Arbeitsstellen gemeldet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.