Meschede. . Der Trend begann vor etwa einem Jahr. Seitdem sind auch Mescheder vermehrt und erfolgreich mit eigenen Behältnissen zum Einkauf unterwegs.

Plastikmüll belastet die Meere, die Tier- und Pflanzenwelt - auf Jahrtausende. Viele Menschen sind bereit, ihren Lebensstil zu verändern, um so den Plastikverbrauch zu reduzieren. Wir haben in Meschede nachgefragt, was schon möglich ist.

Der Discounter

Für Plastiktüten ab einer bestimmten Dicke muss man in den meisten Geschäften mittlerweile zahlen, das senkt den Verbrauch. Gleichzeitig steigt der Verbrauch an dünnen Tüten, dabei muss auch das nicht sein. Die meisten Händler bieten Mehrweg-Netze an oder haben nichts dagegen, dass man Äpfel und Orangen auch unverpackt aufs Band legt. Für den Transport zum Auto bietet beispielsweise der Hit schon seit mehreren Jahren auch große Mehrweg-Kartons an. Doch immer noch findet man auch die klassische Bio-Gurke in Folie. „Das ist die häufigste Frage der Kunden“, sagt Marktleiter Armin Schnüttgen. „Warum packt ihr gerade Bioprodukte noch in Folie?“ Der Hit-Markt sei aber in Gesprächen mit den Lieferanten, um da den Verpackungsmüll zu reduzieren. Letztlich könne der Kunde da auch vieles selbstbewusst gestalten, indem er eben zu unverpackter Ware greift.

Carolin Pongratz kauft bewusst auf dem Markt ein. Marco Haarmann vom Hof Heidebauer aus Werl schätzt es, wenn die Kunden mit eigenen Behältnissen kommen..
Carolin Pongratz kauft bewusst auf dem Markt ein. Marco Haarmann vom Hof Heidebauer aus Werl schätzt es, wenn die Kunden mit eigenen Behältnissen kommen.. © wp | Ute Tolksdorf

Der Markt

Der Klassiker, wenn man unverpackt einkaufen will, ist ein Besuch auf dem Wochenmarkt. Hier sieht man Jung und Alt mit Stoffbeuteln und Tupperdosen. Und das nicht nur am Biostand. Marco Haarmann vom Hof Heidebauer fragt gezielt nach eigenen Tüten und Behältnissen, bevor er zur Verpackung greift. „Seit einem Jahr etwa sind immer mehr Kunden mit eigenen Behältnissen unterwegs“, hat er beobachtet. „Ich finde das klasse und habe das auch an meinem Tütenverbrauch gemerkt.“Aber auch Eierkartons werden dankbar entgegengenommen. Carolin Pongratz hat gerade bei ihm eingekauft. In ihrem Korb stapeln sich die Dosen: Käse, Aufschnitt und jetzt auch Obst und Gemüse wandern in die eigenen Behältnisse. Vor etwa einem Jahr hat die junge Frau begonnen, ihren Konsum umzustellen. - aus ökologischen Gründen. „Aber das ist nicht einfach“, sagt sie. „Und man merkt es auch im Portemonnaie.“

Klaus Lehnhäuser bietet seinen Kunden auch an, dass er ihre Fleisch- und Wurstwaren in mitgebrachte Plastikschüsseln füllt. 
Klaus Lehnhäuser bietet seinen Kunden auch an, dass er ihre Fleisch- und Wurstwaren in mitgebrachte Plastikschüsseln füllt.  © Ute Tolksdorf/WP

Der Metzger

Es sind einige Metzger, die ihre Fleisch- und Wurstwaren direkt an die Kunden abgeben. Einer von ihnen ist Klaus Lehnhäuser. Gerade bei den zuletzt heißen Temperaturen tut er dies aber mit gemischten Gefühlen. „Wir müssen schon sehr auf Hygiene achten.“ Das Prozedere ist etwas umständlich. Da er selbst die Behältnisse der Kunden nicht anfassen darf, kommt die Dose erst auf ein Tablett, wird dann gewogen und befüllt. Aber auch er beobachtet: „Die Leute fragen häufiger nach.“ Auch für den Mittagstisch, den Lehnhäuser anbietet, bringen die Kunden ihre Dosen mit. Eigene Dosen verkauft er nicht. „Dann bräuchte ich wieder eigenen Lagerraum. Dafür fehlt mit der Platz.“

Der Unverpackt-Laden

Für Petra Skarupa-Schäfer war es die Ja-Plastiktüte, die ihr im Indischen Ozean entgegen dümpelte. „Das war einer der Schlüsselmomente, in dem ich mir überlegt habe, dass ich was gegen den ganzen Plastikmüll tun will.“ Doch die 53-Jährige beließ es nicht dabei, den eigenen Plastikmüll einzuschränken. Sie eröffnete Petras Öko-Eck am Winziger Platz. Noch ist ein solcher Unverpackt-Laden ein einmaliges Angebot in der Region - der nächste ist in Paderborn. In Petras Öko-Eck gibt es jetzt alles rund um den ökologischen Lebenswandel, von der Bambus-Zahnbürste über feste Shampoos, waschbare Obstnetze und Abschminkpads bis zu wiederverwertbaren Edelstahlboxen. Herzstück ihres Geschäfts aber sind die so genannten Bulk-Bins, Abfüllboxen für Kaffee, Tee, Mehl, Reis, Haferflocken oder Linsen. „Insgesamt 45 Stationen sind es mittlerweile“, zählt Petra Skarupa-Schäfer auf. Selbst Waschmittel kann man bei ihr abfüllen. Sie weiß auch, den eigenen Lebenswandel zu ändern ist das eine, „aber wir Verbraucher müssen auch dafür sorgen, dass sich bei den großen Konzernen und in der Politik etwas ändert. „Die großen Discounter werden erst aufhören, Gurken in Plastik einzupacken, wenn sie das im Portemonnaie merken.“

Petra Skarupa-Schäfer betreibt in Meschede Petras Öko-Eck. Herzstück des Ladens sind neben Reformhaus-Artikeln die 45 Abfüllstationen, in denen es Gewürze, Haferflocken, Reis, Linsen und Quinoa aber auch Heilpflanzen wie Ashwaghanda (Schlafbeere) gibt.  
Petra Skarupa-Schäfer betreibt in Meschede Petras Öko-Eck. Herzstück des Ladens sind neben Reformhaus-Artikeln die 45 Abfüllstationen, in denen es Gewürze, Haferflocken, Reis, Linsen und Quinoa aber auch Heilpflanzen wie Ashwaghanda (Schlafbeere) gibt.   © WP | Ute Tolksdorf

>>>HINTERGRUND

Europa exportiert immer noch Müll: Rund 6 Millionen Tonnen Plastikmüll produziert Europa jedes Jahr und exportiert davon rund eine Million Tonnen, vor allem nach Südostasien. Den Müll um die Welt zu verschiffen ist ein lohnendes Geschäft – nachhaltig ist es nicht.

•Recycling schwächelt: Von allen in Deutschland produzierten Kunststoffen werden nur 19% recycelt. Mehr als 50% der Plastikabfälle werden hingegen hierzulande noch immer einfach verbrannt, wodurch schwer abbaubare Giftstoffe entstehen, die separat eingelagert werden müssen – etwa in alten Bergwerken.

•Plastik heizt das Klima an:Plastik emittiert bei Produktion, Herstellung und Entsorgung CO2. Ein Beispiel: Die Treibhausgase der Produktion von Polyesterfasern für Kleidung schaden der Umwelt pro Jahr etwa genauso viel wie 185 Kohlekraftwerke.

lt Plastikatlas herausgegeben von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung