Ramsbeck. Für Getränkehändler wie die Nölkes aus Ramsbeck ist das Corona-Jahr ein schwarzes Jahr. Doch es gibt auch Grund zur Freude.
Genau jetzt wäre eigentlich die Zeit des Jahres, in der sich Rita und Volker Nölke vor Arbeit kaum retten könnten. Die Zeit der Schützenfeste. Die Zeit der Schulabschlussfeiern. Die Zeit der Ferienlager und der Fußballcamps. Kurzum: Die Zeit, in der das Telefon ihres Getränkehandels in Ramsbeck kaum still steht, weil alle Menschen feiern und den Sommer genießen wollen – weil sie Veranstaltungen mit vielen Gästen planen und dafür gerüstet sein wollen.
Die Nummernschilder liegen in der Ecke
Das Auftragsbuch der Nölkes für den Sommer 2020 war voll, wie in all den Jahren zuvor. Dann kam Corona und hat alles verändert. Jetzt ist das Buch so gut wie leer, der größte Teil der Kühl- und Verkaufswagen steht abgemeldet im Lager, das eigentlich nur für die Wintermonate bestimmt ist, die Nummernschilder liegen in der Ecke und Nölkes geben sich Mühe, dass die wenige Arbeit, die es gibt, gerecht unter den Mitarbeitern aufgeteilt wird. Acht sind es in Spitzenzeiten. Aber von Spitzenzeiten sind Getränkehändler wie die Nölkes im Moment so weit entfernt wie der Mond von der Erde.
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Trotzdem haben die beiden Ramsbecker bis jetzt weder ihre gute Laune noch ihren Optimismus verloren. „Kampflos geben wir jedenfalls nicht auf“, sagt Rita Nölke und lacht. Und ihr Mann ergänzt: „...ganz nach dem Motto: Schnute abwischen und weitermachen“. Beide wissen: Es werden auch wieder andere Zeiten kommen. Bessere Zeiten. Die Frage ist nur wann. „Hinter dieses Jahr können wir jedenfalls einen Haken machen, ist Rita Nölke überzeugt und spricht von einem „schwarzen Jahr“.
Zweifel trotz Optimismus
Da komme nicht mehr viel, zumindest, was größere Veranstaltung angehe. Und ob das Geschäft zur Karnevalszeit Anfang des kommenden Jahres endlich wieder spürbar anzieht und an die Vorjahre herankommt? Da hat Volker Nölke trotz allem Optimismus noch so seine Zweifel. „Im Rheinland sind doch schon die ersten Karnevalsveranstaltungen abgesagt worden“, sagt er. „Aber ich lasse mich da sehr gerne eines Besseren belehren!“
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Obwohl Familienfeiern in einem gewissen Rahmen aktuell wieder erlaubt sind: Bei vielen hält sich die Lust, eine Party auszurichten, nach wie vor in Grenzen. Und Volker Nölke weiß auch warum: „Wenn ich eine Party schmeiße, dann will ich doch auch feiern, wie ich möchte und nicht mit Masken, Desinfektionsmittel und Abstandsregelungen.“ Er könne das durchaus verstehen. Seit Karneval haben die Nölkes vor einigen Tagen das erste Mal wieder einen ihrer Kühlwagen für eine Familienfeier vermietet. „Normalerweise musst du als Kunde zu dieser Jahreszeit Glück haben, wenn du für deine Feier überhaupt noch einen Kühlwagen bekommst“, sagt Volker Nölke. „Aber man freut sich ja schon über Kleinigkeiten“, ergänzt er und schmunzelt.
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Dreiviertel ihres Gesamtumsatzes machen die Nölkes mit ihrem Veranstaltungsservice und als Partner für Hotel- und Gastrobetriebe. Doch auch dort läuft es eher schleppend. Die Tagungshotels, die sie beliefern, sind nach wie vor geschlossen und die Getränkenachfrage in Restaurants und Kneipen sei ebenfalls noch überschaubar. „Hier mal ein Fässchen und da mal ein Fässchen“, sagt Volker Nölke. Durch Corona sei im Moment die ganze Trinkkultur weg.
Dankbar für die Treue der Kunden und Mitarbeiter
Immerhin laufe der Getränkemarkt erstaunlich gut. Den haben die Nölkes Anfang des Jahres saniert. „Damals hat noch niemand an Corona gedacht - und dann hatten wir für diese Arbeiten plötzlich ganz viel Zeit“, versucht Nölke der Situation mit einem müden Lächeln etwas Positives abzugewinnen. Aber es gibt auch Dinge, über die er sich gemeinsam mit seiner Frau wirklich freut und für die sie sehr dankbar sind: Da sind zum einen die vielen Kunden, die ihnen in dieser Zeit die Treue halten.
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Da sind die Mitarbeiter, die Rita und Volker Nölke auch in der Krise die Stange halten, obwohl sie sich genauso gut einen anderen Job suchen könnten. Da ist der Baron von Fürstenberg, der die Lagerhalle für die Kühlwagen aktuell ohne Miete zur Verfügung stellt. Und da ist der im August anstehende Urlaub und die Aussicht darauf, genau in diesem Zeitraum Oma und Opa zu werden. „Es ist ja nicht so, dass alles schlecht ist“, sagt Volker Nölke und lacht. Und trotzdem wünschen sich die beiden neben einem gesunden Enkelkind im Moment vor allem eins: Die Zeit zurück, in der sie nachts wieder los zu müssen, um nachzuliefern, weil Gäste den Gastgeber trocken getrunken haben.
- Das inhabergeführte Traditionsgeschäft „Getränke Nölke“ versorgt seit 2007 ganze Schützenfeste, zahlreiche Gastronomiebetriebe sowie Großveranstaltungen in der Region.
- Der Getränkehandel wurde 1984 unter dem Namen „Kronland“ eröffnet. Das Unternehmen Getränke Nölke ist 2007 gegründet worden. Mit der Firma „Dursty-Getränkemärkte“ wurde gleichzeitig ein professioneller Partner für den Getränke-Abholmarkt gefunden.
- Hannelore Nölke übergab am 31. Dezember 2012 die Leitung des Geschäfts an ihren Sohn Volker.
- Volker Nölke, der bereits seit Jahrzehnten in der Getränkebranche tätig ist, hat am 1. Januar 2013 den Familienbetrieb zusammen mit seiner Ehefrau Rita übernommen.