Bad Fredeburg. Eigentlich wollte sie nur wandern, doch dann wurde sie zur Lebensretterin. Wie eine 51-Jährige einen Vermissten vor dem sicheren Tod bewahrte.

Dass Christina Eickhoff eine wahrhaftige Lebensretterin ist, das war ihr gar nicht bewusst: „Ich habe einfach das gemacht, was man in der Situation tun sollte.“ Am Samstag, 6. Juni, rettete sie einem Vermissten in Bad Fredeburg das Leben - und das nur aufgrund verschiedenster Zufälle.

In der Sauerlandklinik war Eickhoff in Behandlung, gebürtig kommt die 51-Jährige aus Hessen. „Zwischen Frankfurt und Darmstadt, also eigentlich ein ganzes Stück weg vom Sauerland“, sagt sie. Den Samstagvormittag am 6. Juni nutzte Eickhoff dann für einen langen Spaziergang: „Wir hatten in der Klinik auch eine gemeinsame Walking-Gruppe, aber an diesem Tag dachte ich, dass ich lieber alleine losgehen möchte. Ich wollte einfach ein bisschen für mich sein.“ Ihre Fotokamera hatte sie dabei, um die Sauerländer Wälder festzuhalten.

Dunkelbrauner Pullover zwischen Ästen

Gesagt getan, machte sich die 51-Jährige auf in die Bad Fredeburger Natur. In einem Waldstück oberhalb von Huxel, zwischen „schwarzer Bank“ und „drei Buchen“, wurde sie stutzig: „Da ging es den Hang hinunter, da waren etliche Bäume gefällt und die Äste lagen alle auf Haufen. Und zwischen den zwei Haufen bewegte sich irgendetwas.“ Eickhoff erkannte einen dunkelbraunen Pullover: „Aber die Person hat sich dann nicht mehr bewegt. Ich habe gerufen, ob er oder sie Hilfe braucht, dann hat sich die Person hingelegt.“

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Skurril sei ihr die Situation vorgekommen: „Ich dachte mir: Komisch, jetzt versteckt er sich auch noch, irgendetwas stimmt hier doch nicht.“ Unsicher, was sie nun tun solle, sei sie erst einmal weitergelaufen: „Aber wie wir Frauen dann manchmal sind, habe ich dann meinen Mann angerufen, was ich machen sollte.“ Gemeinsam überlegten sie und waren sich einig: Lieber die Polizei rufen. „Da sollte man lieber einmal zu oft, als einmal zu wenig anrufen.“

Seit zwei Tagen vermisst

Schon am Telefon erklärte die Polizei, dass ein Mann aus der St. Georg-Einrichtung in Bad Fredeburg seit zwei Tagen vermisst werde, die Polizei bereits auf der Suche sei: „Das könnte er also sein, er war wohl auch auf seine Tabletten angewiesen.“ Eickhoff lief zurück, schilderte den Beamten die Lage: „Aber wie er aussah, das war so genau nicht zu erkennen, der war bestimmt 250 Meter entfernt.“

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Nach zehn Minuten trafen die Polizeibeamten ein, liefen zu dem Vermissten und alarmierten gleich den Rettungsdienst: „Und dann wurde die Rettungskette ins Laufen gebracht, weil die Feuerwehr bei der Bergung des Mannes helfen musste.“ Die Böschung sei schwierig zu begehen gewesen, zudem sei das Wetter unbeständig gewesen.

Nach Meschede ins Krankenhaus

Der Vermisste wurde nach Meschede ins Krankenhaus gebracht, wo er stationär behandelt wurde. Ralf Fischer, Sprecher der Schmallenberger Feuerwehr: „Vermutlich wäre der Vermisste im Laufe des Tages erfroren, er war stark unterkühlt.“ Christina Eickhoff, die Wanderin aus Hessen, wurde so zur Lebensretterin: „Aber das war mir in dem Moment gar nicht bewusst. Ich war einfach froh, geholfen zu haben.“ Inzwischen ist sie nach Hessen zurückgekehrt und muss im Nachhinein schmunzeln: „Mir passieren echt immer verrückte Dinge. Meine Bekannten hat es nicht gewundert, dass mir das jetzt auch noch passiert ist.“

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Auch das St. Georg-Werk habe sich bei Eickhoff gemeldet und sich für ihre Hilfe bedankt: „Das war schon schön. Ein bisschen fühlt man sich ja dann mit dem Vermissten verbunden und so konnte ich mich auch über seinen Gesundheitszustand informieren. Ein schönes Gefühl, etwas Gutes getan zu haben.“