Meschede. Die Rechnungen für Flüge der Rückholaktion sollten rausgehen - doch bislang hat sie keiner bekommen. Eine Meschederin berichtet von ihrer Odysee.

100 Millionen Euro hat die Rückholaktion deutscher Touristen den Bund gekostet. Nun sollen die Rechnungen eintrudeln. Erhalten hat sie aber noch niemand. Auch nicht aus anderen EU-Ländern. Das kann die Meschederin Annika Pilgrim bestätigen. Sie und ihr Mann wurden über die Rückholaktion der Schweiz aus Kapstadt zurückgeflogen.

Ob nun über die deutsche oder schweizerische Rückholaktion zurück nach Hause - das war Annika Pilgrim letztlich nicht mehr wichtig. Hauptsache heim. „In Kapstadt haben sich fast alle für beide Aktionen registrieren lassen und über Deutschland sind auch einige andere Nationen ausgeflogen worden“, erklärt sie. Da die Fluggesellschaft Condor ihren eigentlichen Rückflug nach langem Hinhalten kurz vor knapp gestrichen hatte, dauerte es noch zwei Wochen bis sie und ihr Mann Kapstadt verlassen konnten.

Über 2000 Euro ungeplante Kosten

Auch interessant

Etwa 2000 Euro an nicht eingeplanten Mehrkosten sind so aufgelaufen. Nun kommt bald noch die Rechnung für die Flüge der Rückholaktion hinzu. „Das ist natürlich völlig gerechtfertigt“, sagt die junge Meschederin, die neben ihrem Job als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der FH Südwestfalen als Fotografin tätig ist. Vor dem Rückflug musste sie bereits unterschreiben, dass sie für die Kosten des Rückflugs in Höhe eines durchschnittlichen Ticketpreises für ein Economy-Ticket aufkommen würde.

Reise-Start vor Pandemie-Start

Trotzdem belastet das das Portemonnaie nun enorm. „Wir sind nach Südafrika geflogen, als Corona gerade erst in Italien und dann auch Deutschland angekommen ist, da hat wirklich noch niemand eine Pandemie vorausgesagt“, erklärt sie, um klarzustellen, dass sie nicht völlig naiv in das unfreiwillige Abenteuer gestartet ist. Und sie beschwert sich auch nicht. Vielmehr berichtet sie trotz aller Umstände auch von ganz tollen Erfahrungen, die sie und ihr Mann in Kapstadt machen durften.

Hilfe vor Ort

Auch interessant

Einheimische hatten dem Mescheder Pärchen den entscheidenden Tipp für eine Unterkunft gegeben, in der sie bleiben konnten, als ihr Condor-Flug aus heiterem Himmel gestrichen wurde. „Das Apartment war uns nach einigen Tagen viel zu teuer und als wir das dem Vermieter kommuniziert hatten und deswegen umziehen wollten, hat er uns tatsächlich weiterhin für viel weniger Geld dort wohnen lassen.“

Jobs als Fotografin blieben aus

Auch interessant

Doch jetzt, zwei Monate später, steht Annika Pilgrim auf dem Boden der Tatsachen. Ihren Lebensunterhalt verdient sie mit beiden Jobs, an der Fachhochschule und als Fotografin. Letzteres ist bis heute nahezu komplett weggebrochen - ab Juli stehen zumindest wieder kleinere Jobs an. Auf die Soforthilfe kann sie wegen ihres Zweitjobs nicht zählen. „Je nachdem, wie es im Herbst läuft, rechne ich mit Umsatzeinbußen von 70 bis 90 Prozent“, ist das ernüchternde Fazit in einer kuriosen Zeit, die die junge Meschederin doppelt straft. Das Positive: Termine für Fotoshootings oder Hochzeiten in diesem Sommer sind bei ihr (www.pilgrim-foto.de) aktuell leichter denn je zu bekommen.