Meschede/Kapstadt. Ausgangssperre bis zum 16. April: Nach einem Traumurlaub stranden zwei Mescheder in Südafrika.

Ausgangssperre, Flugabsage und keine Möglichkeit mit dem Android-Handy einen Rückflug zu buchen. Für die beiden Mescheder Annika und Thomas Pilgrim entwickelt sich der Traumurlaub in Südafrika gerade zu einem Alptraum. Rückholflüge? Vom Auswärtigen Amt scheint es zurzeit nur wenig Hilfe zu geben.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Das Paar sitzt in Kapstadt fest – wie so viele deutsche Urlauber zurzeit angesichts der Corona-Krise. (Zuletzt hatte unsere Zeitung über Marokko-Urlauber berichtet.) Als Individual-Touristen fühlen sie sich aber von der deutschen Regierung im Stich gelassen. „Die Pauschaltouristen dürfen wenigstens in ihren Hotels warten. Wir dagegen werden sogar aus den privaten Unterkünften und Pensionen hinauskomplimentiert, weil sich alle isolieren sollen“, berichtet Annika Pilgrim.

Südafrika, Cape Town: Eine Werbetafel mit der Schrrift: „Stay home if you can“ (Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie können) wird auf einem Appartementhaus in Kapstadt aufgestellt. Seit Donnerstag gilt die Ausgangssperre.
Südafrika, Cape Town: Eine Werbetafel mit der Schrrift: „Stay home if you can“ (Bleiben Sie zu Hause, wenn Sie können) wird auf einem Appartementhaus in Kapstadt aufgestellt. Seit Donnerstag gilt die Ausgangssperre. © dpa | Nardus Engelbrecht

Sie und ihr Mann hatten die komplette Reise selbst geplant und gebucht, die Unterkünfte, den Flug, den Mietwagen. Ihr Ziel: die Garden-Route. Start war am 7. März, geplanter Rückflug am 25. März. Ein Traumurlaub, für den die beiden lange gespart hatten.

Condor sagt Rückflug ohne Vorwarnung ab

„Alles hat gut geklappt“, berichtet Annika Pilgrim nun am Telefon, bis am 20. März Condor plötzlich ohne Vorwarnung den geplanten Rückflug absagte. Seitdem hängt sie in Warteschleifen und gibt Unsummen für Telefongespräche mit Hotlines aus. „So ist doch das ganze Chaos überhaupt erst entstanden“, ärgert sie sich. „Weil jetzt die Flüge hoffnungslos überbucht sind und die Urlauber zu Hunderten am Flughafen stranden.“

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Dazu kam: In den letzten Flug, den sie als Ersatz noch buchen konnten, sind die Mescheder nicht eingestiegen. Ein Fehler? Annika Pilgrim fürchtet es. „Aber wir mussten uns innerhalb von drei Minuten entscheiden.“ Der Flug sollte sie über Doha und London nach Düsseldorf führen. Kurz vor dem Abflug kam die Nachricht, dass der Weiterflug von London nach Düsseldorf auf jeden Fall gecancelt ist. „Unsere Sorge war dann, wie kommen wir von dort weg? Was ist, wenn es auch von Doha nicht mehr weitergeht? Da bin ich lieber in Südafrika als in Katar.“

Keine Einwahlmöglichkeit über Android-Handys

Doch kommen jetzt auch noch technische Probleme. „Man muss sich in die Rückholflüge einbuchen und 99 Euro als Bearbeitungsgebühr zahlen. Das allerdings ist technisch nicht möglich. Offensichtlich liegt das an unseren Android-Handys“, fürchtet Annika Pilgrim. „Der Mann neben mir in der Schlange hatte ein Apple-Gerät, da ging das problemlos. Wir kommen gar nicht auf die Seite, wo wir den Zahlungsbedingungen zustimmen müssen.“

Touristen stehen am Flughafen. Hier warten Urlauber in Manila auf einen Rückholflug..
Touristen stehen am Flughafen. Hier warten Urlauber in Manila auf einen Rückholflug.. © dpa | Alejandro Ernesto

Die Mescheder machen sich nun Sorgen, dass sie sich auf eine lange Zeit in Kapstadt einstellen müssen. Der deutsche Botschafter in Südafrika hat in dem so genannten „Landsleute-Brief“ informiert, dass nach der Ausgangssperre, die ab Donnerstag, 26. März, gilt, „der reguläre kommerzielle Flugverkehr nach und aus Südafrika bis zum 16. April eingestellt ist. Das bedeutet, dass eine reguläre Rückreise nach Deutschland in dieser Zeit nicht möglich sein wird.“ Er empfiehlt, in den derzeit genutzten Unterkünften zu bleiben und erst auszuchecken, wenn man Gewissheit hat, dass man das Land verlassen kann.

Annika und Thomas Pilgrim sind nicht ängstlich. Sie waren schon oft in der Welt unterwegs, mussten schon mal zwei Wochen länger in Thailand bleiben als 2010 in Island der Vulkan Eyjafjallajökul ausgebrochen war. Doch jetzt machen sie sich schon Sorgen. „Wir fürchten uns nicht wegen des Coronavirus. Wir leben hier - mittlerweile in einer gemieteten Wohnung - immer noch sehr privilegiert, wenn auch teuer.“ Aber der Blick auf die Townships macht ihnen deutlich, was diese Epidemie für den Rest von Südafrika bedeuten kann.

>>>HINTERGRUND

Seit dem 26. März um Mitternacht gilt eine Ausgangssperre in Südafrika. Lebensmittelgeschäfte, Apotheken, Banken, Tankstellen und Krankenhäuser bleiben weiterhin geöffnet. Zusätzlich gilt ab dem 24. März. für Reisende, die aus Risikoländern eingereist sind und sich noch nicht mindestens 14 Tage im Lande befinden, eine sofortige Quarantäne bis zum Ablauf der 14 Tage-Frist.

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