Meschede. Am Montag öffnen Mescheder Gastronomien wieder - einen Rettungsschirm benötigen sie trotzdem und demonstrierten am Freitag dafür.

Endlich wieder zum Lieblings-Italiener gehen und am Abend ein frisch gezapftes Bier trinken. Das ist ab Montag wieder möglich. Doch die strengen Auflagen machen es Hotels, Restaurants und Kneipen nicht leicht. Dass die Branche trotz der nahenden Wiedereröffnung auf finanzielle Hilfe aus der Politik angewiesen ist, zeigten Mescheder Gastronomen am Freitagmittag erneut mit der DEHOGA-Aktion „Leere Stühle“ an der Hennestiege.

Verordnungen zunächst unklar

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Von Ute Tolksdorf, Frank Selter, Oliver Eickhoff, Alexander Lange

Die Stimmung bei den teilnehmenden Gastronomen ist gedrückt, die Vorgaben zur Wiedereröffnung noch unklar. Alle warten auf genaue Vorschriften des Ordnungsamtes, die am späten Freitagnachmittag bekanntgegeben werden sollen. „Ich gehe davon aus, dass die sich mit den aktuellen Hinweisen der DEHOGA decken“, vermutet André Wiese, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Meschede aktiv und Betreiber des H1 und des Postkellers. Darauf hoffen auch seine Kollegen, die am Freitag ihre leeren Stühle aus Demonstrationszwecken aufgestellt haben und vor der großen Herausforderung stehen, bereits am Montag unter Berücksichtigung der Corona-Regeln wieder zu öffnen.

Kapazitäten reichen nicht für Gewinn

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Das größte Problem, das nahezu jeden Gastronomie-Betrieb plagt, ist das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen. Durch die Abstandsregelungen können meist nur wenige Tische besetzt, und deutlich weniger Gäste bedient werden. „Für uns bedeutet das konkret, dass wir nur mit 40 Prozent Auslastung kalkulieren können. Um Gewinn zu erwirtschaften müssten es aber mindestens 70 Prozent sein. Das ist ein Tropfen auf den heißen Stein“, erklärt Meinolf Luckai, Inhaber des Hotels und Restaurants Luckai aus Freienohl. Nun erhofft er sich, wie all seine Gastro-Kollegen, dass seine Branche von der Politik mit einem Rettungsfonds bedacht wird.

Öffnen aus Nächstenliebe

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Dass die Wirtschaftlichkeit nach den Wiedereröffnungen auf der Strecke bleibt, verunsichert die Gastronomen zunehmend. Thomas Bigge, Inhaber der Mono Bar und des Chill-In, formuliert es noch drastischer. Er öffne die Mono Bar am nächsten Wochenende aus reiner Nächstenliebe. Mit nur fünf verfügbaren Tischen im Innenbereich wird er keinen Gewinn erwirtschaften können, doch liegen ihm die Menschen am Herzen, die sonst die Abende und Nächte bei ihm verbringen. Mit einem Außer-Haus-Cocktailservice hält er die Bar zusätzlich am Laufen.

Appell an Verantwortungsbewusstsein

Damit die Wiedereröffnungen am Montag erfolgreich und vor allem sicher verlaufen, appelliert André Wiese sowohl an Gastgeber als auch Gäste: „Angela Merkel hat es ja bereits gesagt, wir müssen jetzt alle Verantwortung übernehmen. Jeder trägt nun dazu bei, dass die Öffnung der Gastronomien unter Berücksichtigung aller Hygiene- und Abstandsregeln funktioniert.“

Gastronomen glauben an Mescheder Solidarität

Viele Gäste erwartet er ab nächster Woche auf jeden Fall wieder. Die Stimmen aus der Region reichen zwar von ängstlich vor Ansteckung bis hungrig auf Verreisen und Ausgehen, die hiesigen Gastronomen gehen aber davon aus, dass sich die Sauerländer solidarisch zeigen. Und auch der Tourismus scheint langsam wieder in Fahrt zu kommen. „Es kommen bereits wieder Buchungen. Und wenn die Touristen zurück im Sauerland sind, profitieren nicht nur die Vermieter von Ferienwohnungen und Hoteliers sondern natürlich auch die Gastronomien“, analysiert Wiese und blickt optimistisch in die Zukunft.