Bestwig. Der alte Wasserturm in Bestwig soll abgerissen, aber das Denkmalamt stellt sich quer - sehr zum Ärger der Bestwiger Kommunalpolitiker.

Das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe hat sich gegen den geplanten Abriss des alten Wasserturms nahe des Bestwiger Bahnhofs ausgesprochen. Dagegen wird sich die Gemeinde nun zur Wehr setzen. Vor allem auch deshalb, weil der Wasserturm, über den sich trefflich streiten lässt, ob er Bahndenkmal oder Schandfleck ist, Plänen von Team Timber entgegensteht.

Nachweis nicht erbracht

Über das Team Timber kooperieren acht mittelständische Sägewerke aus dem Hochsauerlandkreis. Sie planen, den Güterverkehr auf der Oberen Ruhrtalbahn neu zu beleben und wollen eine Umschlaginfrastruktur auf dem alten Bahngelände errichten. Davon sollen am Ende nicht nur die im Team Timber vertretenen Sägewerke, sondern auch regionale Forstbetriebe, weitere regionale Sägewerke und holzwirtschaftliche Unternehmen profitieren. Außerdem, so ist es geplant, könnten künftig auch Unternehmen anderer Wirtschaftsbereiche hinzukommen.

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Dafür aber muss der alte Wasserturm verschwinden, weil er schlichtweg im Weg steht. Während sich die Gemeinde als Untere Denkmalbehörde bereits für einen Abriss ausgesprochen hatte, stellt sich der Landschaftsverband nun quer. Zum einen sei die „Erhaltungsfähigkeit“ des Wasserturms weiterhin gegeben. Außerdem sei der Nachweis, dass eine wirtschaftliche Nutzung des Areals unter Verbleib des Wasserturm nicht möglich ist, nicht ausreichend erbracht.

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Man sei sich der geschichtlichen Bedeutung des Bahnhofs für die Gemeinde sehr wohl bewusst, betonte CDU-Fraktionschef Winfried Gerold in der jüngsten Sitzung des Bürgerausschusses. Allerdings habe die Bahn zu keiner Zeit Interesse am Erhalt der alten Anlage gezeigt und sie vielmehr dem Verfall preisgegeben, so Gerold, der in diesem Zusammenhang an den alten Lokschuppen und die Drehscheibe erinnerte, die bereits nicht mehr vorhanden seien. „Nicht zuletzt aus diesem Grund haben wir damals vom Vorkaufsrecht für das Bahnhofsgebäude Gebrauch gemacht, um damit einen Erhalt des prägenden Gebäudes zu gewährleisten“, erinnerte Gerold.

Lösung gefunden

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Auch für das alte Stellwerk habe man eine Lösung gefunden - ebenso wie für den alten Wasserkran, über dessen Versetzung man sich einig sei. Neben dem Erhalt dieser Objekte wolle die CDU-Fraktion aber auch wieder einen lebendigen Bahnhof. Einen Bahnhof, der neue Arbeitsplätze schaffe und als zukunftsfähiger Umschlagplatz für das Sauerland wie früher wieder von großer Bedeutung werden kann.

„So könnten Güter wieder auf die Schiene gebracht werden“, betonte Gerold mit Blick auf den Klimaschutz. Weil dafür der alte Wasserturm weg muss, bitte die CDU das Denkmalamt, die Entscheidung noch einmal zu überprüfen, damit letztlich kein Ministerentscheid notwendig werde. „Das wäre die sauberste und die schnelle Lösung“, so Gerold.

Kurzfristige Lösung

Deutliche Worte fand auch Bernd Lingemann für die SPD. „Ideologie vor Vernunft“, habe er gedacht als er das ablehnende Schreiben des Landschaftsverbandes gelesen habe. Man könne zum einen nicht von einem Investor verlangen, für den Erhalt eines baufälligen Wasserturm dermaßen viel Geld in die Hand zu nehmen. Wer die Gleisanlage kenne, der wisse zum anderen genau, dass der Wasserturm weg muss, wenn die Pläne von Team Timber umgesetzt werden sollen.

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Daher stehe die SPD weiterhin klar zu dem Beschluss, den Wasserturm aus der Denkmalliste auszutragen und abzureißen, so Lingemann. Ferner bitte die SPD die Gemeindeverwaltung, die heimischen Landtags- und Bundestagsabgeordneten und insbesondere auch die Vertreter des Hochsauerlandkreises in der Landschaftsversammlung mit einzubinden. Es müsse eine kurzfristige Lösung her. „Wir haben die große Sorge, dass der Investor irgendwann das Buch zumacht und wir dann mit leeren Händen dastehen.“ Und das könne es doch wohl nicht sein.

  • Die Sägewerker wollen ihren geplanten Verladebahnhof in Bestwig nicht nur für den Abtransport von Holz verwenden. Das Gelände soll dann auch anderen Branchen zur Verfügung gestellt werden, zum Beispiel Steinbrüchen oder dem verarbeitenden Gewerbe, um ihre Güter auf die Bahn bringen zu können.
  • Einfach abgerissen werden kann der alte Wasserturm wegen seiner Denkmaleigenschaft nicht. Er muss zunächst aus der Denkmalliste ausgetragen werden.
  • Wenn sich das Amt für Denkmalpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe weiterhin dagegen aussprechen sollte, kann sich die Gemeinde zwar darüber hinweg setzen. Dann aber hat der Landschaftsverband immer noch die Möglichkeit, einen so genannten Ministerentscheid herbeizuführen. Soll heißen: Das letzte Wort in der Sache hätte dann das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung in Düsseldorf.
  • Der alte Wasserkran auf dem Bahngelände soll versetzt werden. Über den künftigen Standort in der Nähe des Bahnhof sind sich die Fraktionen allerdings noch nicht einig.