Meschede. SPD-Bürgermeisterkandidat Jürgen Lipke hat eine Krebs-OP überstanden. Er bekräftigt, dass er bei der Kommunalwahl antritt. So geht es ihm.
„Ich habe Krebs“, sagt Jürgen Lipke vorab am Telefon. „Und ich würde darüber sprechen.“ Zwei Tage später sitzt er in der Redaktion dieser Zeitung. Der SPD-Fraktionschef und Kandidat um den Posten des Bürgermeisters in der Stadt Meschede weiß auch um die politische Dimension seiner Erkrankung. Er sieht nicht so aus, als wenn er gerade operiert und bestrahlt worden wäre. Lipke wirkt kraftvoll, als er über die vergangenen Wochen und seine künftigen Pläne spricht.
Warum sind Sie bereit, öffentlich über Ihre Krebserkrankung zu sprechen?
Ich möchte offen damit umgehen. Die Leute, die sich für meine politische Arbeit interessieren, haben es verdient, dass ich ehrlich mit ihnen umgehe. Viele Menschen erkranken an Krebs und viel zu viele hängen ein Mäntelchen des Schweigens darum, das finde ich schrecklich.
Wie haben die Menschen in Ihrem Umfeld auf die Nachricht reagiert?
Einige schauen sehr betroffen. Andere bemerken: Dafür bist Du aber gut drauf.
Wie sind Sie selbst mit dieser Diagnose umgegangen?
Ich habe keine drei Minuten darüber nachgedacht: Überlebst Du das? Es hat mich, anders als ich es eigentlich erwartet hätte, nicht sehr geschockt. Ich muss aber dabei sagen: Mir wurde gleich gesagt, dieser Krebs sei sehr gut behandelbar. Das bedeutete für mich: Da ist ein neues Problem, das muss gelöst werden.
Woran sind Sie erkrankt?
Ein Plattenepithelkarzinom am Hals. Auf einmal bemerkte ich eine äußerliche Schwellung am Hals. Beim Hals-Nasen-Ohren-Arzt hieß es, es könne eine Zyste sein, zur Sicherheit wurde ich zu einer MRT-Untersuchung überwiesen. Später wurde eine Probe entnommen, und dann stand die Diagnose fest. Nach einer Computertomographie war auch klar, dass der Tumor sich ausschließlich im Rachen befand. Ausgelöst wird er übrigens durch Viren.
Was folgte dann?
Ich bin in Recklinghausen bei Professor Ralf Siegert behandelt worden, er ist spezialisiert auf diesem Gebiet. Bei ihm folgte eine Operation mit zwei langen Schnitten am Hals, dabei sind Lymphe entfernt worden. Ich bekam Bestrahlungen. Eine vorsorgliche Chemotherapie folgte im Krankenhaus in Meschede bei Dr. Martin Schwonzen, wo ich mich auch sehr gut aufgehoben gefühlt habe.
Wie ging es Ihnen in der Zeit?
Ich habe die Bestrahlungen und die Chemotherapie gut vertragen. Die Behandlung fand während der akuten Corona-Phase statt, das war natürlich ein Wagnis und ich bin viel daheim geblieben.
Im September finden die Kommunalwahlen statt. Sind Sie fit für einen Wahlkampf, der bald beginnt?
Mein Ziel ist, dass ich im Juli wieder bei der Bundespolizei in Dortmund arbeite. Jetzt bald beginnt die Nachsorge. Der Wahlkampf wird dieses Mal ohnehin anders.
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Er wird kürzer durch die Nähe zu den Sommerferien und er wird wegen des Coronavirus nicht mit großen Veranstaltungen stattfinden können, zu denen viele Menschen kommen. Wir planen allerdings auch Hausbesuche bei potenziellen Wählerinnen und Wählern, wenn sie uns begrüßen möchten. Der letzte Wahlkampf vor fünf Jahren, als ich schon einmal angetreten bin, hat mich durchaus angestrengt. Dieses Mal fühle ich mich top fit.
Warum ist es so?
Ich habe mich viel ausgeruht nach den Behandlungen, zugleich habe ich mich viel bewegt. Ich war im Garten und habe endlich wieder ein Gemüsebeet angelegt. Zugleich haben wir die Zeit genutzt, um programmatisch konzentriert zu arbeiten. Wir hatten viele Videokonferenzen und haben uns von daheim innerhalb der SPD auf den Wahlkampf vorbereitet.
Angenommen, Sie würden gewählt: Könnten Sie den Job eines Bürgermeisters zu 100 Prozent ausüben?
Das kann ich versprechen! Sonst würde ich nicht antreten! Auch deshalb mache ich aus meiner Diagnose kein Geheimnis.
>>> Zur Person
Jürgen Lipke stammt gebürtig aus Marl.
Seine Familie zog in den 60er-Jahren ins Sauerland nach Freienohl.
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Er ist 59 Jahre alt, verheiratet und hat fünf Kinder und vier Enkelkinder.
Jürgen Lipke arbeitet bei der Bundespolizei in Dortmund. Dort ist er im Bereich Einsatz und Auswertung tätig.
Er erstellt unter anderem Risikoanalysen für die Behörde.