Heringhausen. Wegen der Corona-Krise muss auch in Heringhausen das Schützenfest ausfallen. Dafür hat sich die Bruderschaft aber etwas einfallen lassen.

Schon seit längerer Zeit begleitet die Heringhauser Bruderschaft die Bewohner des Ortes mit einer originellen Idee durch die schützenfestlose Zeit. Jetzt über Pfingsten, in der Zeit, in der eigentlich gefeiert worden wäre, gibt es weitere Überraschungen. Wir haben mit Brudermeister Stephan Gerbracht gesprochen.

Das Virus lähmt zwar das öffentliche Leben, aber nicht das Schützenleben: Wie halten Sie Kontakt mit Ihren Mitgliedern und was planen Sie momentan?

Stephan Gerbracht: Damit, dass uns COVID-19 derzeit alle Veranstaltungen unserer Bruderschaft absagen lässt, hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Aber mir war schon zu Beginn der Pandemie klar, dass 2020 ein außergewöhnliches Jahr werden würde. Daher haben wir seit März darauf gesetzt, unsere Schützenbrüder und Freunde digital über das Internet, besonders über die sozialen Medien, in denen wir seit Jahren sehr aktiv vertreten sind, zu begeistern und für das ausfallende Schützenfest ein wenig zu entschädigen. Seitdem läuft daher jeden Abend pünktlich um 19.30 Uhr auf unserer Facebook-Seite eine Foto-Story mit tollen Bildern jedes Schützenfest-Jahres und den dazugehörigen Majestäten in rückwärtiger Reihenfolge. Mittlerweile sind wir in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg angekommen. Dieser tägliche Beitrag wird jeden Abend zwischen 500 und 1700 Mal angeklickt und äußerst positiv wahrgenommen. Im Geschäftsführenden Vorstand haben wir mehrere Videochats durchgeführt, um die laufenden Geschäfte und anstehenden Dinge zu planen. Der Kontakt zum Gesamtvorstand läuft derzeit über Whats App.

Was vermissen Sie besonders, wenn Sie an das ausgefallene Schützenfest denken?

Brudermeister Stephan Gerbracht.  
Brudermeister Stephan Gerbracht.   © Privat

Besonders fehlt mir der Kontakt zu meinen Vorstandsmitgliedern, die Vorbereitungsarbeiten zum Schützenfest, das einzigartige, ausgelassen-fröhliche Fest über das Pfingstwochenende mit der Musik, den vielen Begegnungen und Gesprächen mit Schützen, Dorfbewohnern, Gästen und denjenigen, die man wirklich nur das eine Mal im Jahr sieht, die extra zum Schützenfest anreisen. Mitte April haben wir vom Geschäftsvorstand zunächst unser Königspaar, André Nieder und Cindy Plotnik, unseren Vizekönig Yannik Gockel, unser Kaiserpaar Peter und Christa Kersting, die Musikvereine (von denen der Musikverein Züschen und der Spielmannszug Kirchrarbach schon seit 30 Jahren zu Pfingsten einen festen Termin in Heringhausen haben), das Schützenfestpersonal, die Schausteller, die Lieferanten und Partner und schließlich alle Schützen, Heringhauserinnen und Heringhauser und unsere Gäste über den Ausfall des diesjährigen Festes informiert. Das war schon sehr traurig für mich. Auch die Besuche auf den Festen unserer Nachbarbruderschaften, die Veranstaltungen des Kreisschützenbundes, des Sauerländer Schützenbundes und der Ritterschaft der EGS fehlen mir in diesem Jahr besonders.

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Ein Jahr ohne Schützenfest. Können Sie jemandem, der Schützenfeste nicht kennt, erklären, was dann fehlt?

Wer Schützenfeste nicht kennt, kann sich nur schwer in unsere momentane Situation hineinversetzen. Es fehlt das gesellige Beisammensein, die Freude, der harmonische Kontakt zwischen den verschiedenen Generationen. Es fehlen die sehenswerten Schützenumzüge mit den tollen Majestäten- und Hofstaatpaaren, das spannende Vogelschießen – alles das, was Schützenfest ausmacht und für sehr viele auch heute noch attraktiv ist.

Wie fangen Sie den finanziellen Verlust auf?

Wir hatten für das laufende Jahr einige Umbau- und Renovierungsarbeiten in und an unserer Schützenhalle geplant. Diese wurden zunächst einmal gestoppt. Das Schützenfest ist nicht unsere einzige, aber natürlich eine wichtige Einnahmequelle. Da wir unternehmerisch tätig sind, Umsatz- und Gewerbesteuer zahlen und unsere Kosten bei fehlenden Einnahmen in unserem vereinseigenen Gebäude natürlich weiterlaufen, rechne ich mit enormen, finanziellen Einbußen. Glücklicherweise sind wir momentan noch in der Lage, auf Rücklagen zurückgreifen zu können. Dass wir als Schützenvorstand ehrenamtlich – also kostenlos in unserer Freizeit - tätig sind, darf dabei nicht oft genug lobend erwähnt werden. Ich hoffe, dass wir möglichst bald zur Normalität zurückkehren und somit auch wieder Veranstaltungen in unseren Räumlichkeiten stattfinden dürfen und dadurch neue Einnahmen generiert werden.

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Gibt es Aufgaben oder Aktionen, die die Schützen in der Krise übernehmen?

Ein Einkaufsdienst für die Dorfbewohner wird über die Dorfgemeinschaft Heringhausen geregelt und auch zahlreich angenommen. Hier sind auch einige Schützenbrüder aktiv. Die Gottesdienste in unserer Kirche werden erst am Pfingstsamstag wieder starten. Wir haben für dieses Pfingstwochenende, an denen eigentlich unser Schützenfest stattgefunden hätte, einige Aktionen und Überraschungen für unsere Schützen, die Kinder und die Heringhauser geplant.

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Was ist Ihr Schützenfest-Rezept für daheim?

Daheim Schützenfest nachzuahmen halte ich für unmöglich. Wichtig ist momentan in erster Linie, dass die Ausbreitung des tödlichen Virus gestoppt und möglichst bald ein Impfstoff entwickelt wird. Dennoch können sich besonders die Heringhauser Schützenbrüder über das Internet viele tolle Momente unserer vergangenen Feste nach Hause holen und sich - umso mehr - auf tolle Veranstaltungen im Jahr 2021 freuen. Wir feiern dann hoffentlich nicht nur unser Schützenfest zu Pfingsten, sondern beispielsweise auch im Frühjahr den 100. Geburtstag unserer St.-Jakobus-Schützenhalle.“

  • Gegründet wurde die Schützenbruderschaft St Jakobus Heringhausen im Jahr 1873.
  • Aktuell hat die Bruderschaft 430 Mitglieder.
  • Regiert werden die Schützen vom Königspaar André Nieder und Cindy Plotnik. Nieder hatte sich im vergangenen Jahr nach 101 Minuten und mit dem 213. Schuss gegen gegen Aloys Bracht durchgesetzt.
  • Vizekönig ist Yannick Gockel.