Eslohe. An der Kardinal-von-Galen-Schule in Eslohe herrscht wieder Leben. Lange schien es so, als seien die Kinder in der Corona-Krise vergessen worden.

In dieser Woche durften endlich auch die Kinder und Jugendlichen an die Esloher Kardinal-von Galen-Schule zurückkehren. Lange Zeit schien es so, als hätten Landes- und Bundespolitik in der Corona-Krise die Förderschulen vergessen. Diesen Eindruck hatte zumindest Schulleiter Michael Schäfer-Pieper.

Und er hatte ihn keineswegs allein. Auch Eltern seien empört gewesen, angesichts der langen Perspektivlosigkeit. In all den Schulmails, die es seit Beginn der Corona-Krise gegeben habe, sei es ganze zwei Mal um die Förderschulen gegangen - mit dem Hinweis, dass sie bis auf Weiteres geschlossen bleiben, während an den Grundschulen und den weiterführenden Schulen längst wieder unterrichtet werden durfte.

Botschaft gewünscht

Ja, es ist schwer, an einer Schule, an der geistig und körperlich behinderte Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, Abstandsregeln und Hygienevorschriften umzusetzen. Zumindest schwerer als an vielen anderen Schulen. Insofern kann Schäfer-Pieper durchaus Verständnis dafür aufbringen, dass sich das Ministerium mit einer Entscheidung Zeit gelassen hat. „Allerdings hätte ich mir in den vergangenen Wochen zumindest die Botschaft gewünscht, dass man uns im Blick hat“, sagt der Esloher Schulleiter.

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Dass es schwer, aber eben auch nicht unmöglich ist, Abstandsregeln und Hygienevorschriften einzuhalten, beweist das Esloher Kollegium gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen seit dieser Woche eindrucksvoll. Ein Rahmenkonzept für die Corona-Öffnung seiner Schule lag vorbereitet in der Schublade des Schulleiters. Entsprechend war man in Eslohe also gerüstet, als dann doch in der vergangenen Woche die Mail kam, dass es endlich wieder losgehen kann.

13 kleine Lerngruppen

Seit Montag werden die Kinder und Jugendlichen aller Altersstufen im täglichen Wechsel in 13 kleinen Lerngruppen mit jeweils drei bis 5 Kindern unterrichtet und betreut. Und das funktioniert sehr zur Freude von Schäfer-Pieper größtenteils sehr reibungslos. „Ich muss gestehen, dass ich vor Schulbeginn schon ein wenig nervös und angespannt war“, sagt er und schmunzelt.

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Aber als dann am Morgen der erste Bulli mit Kindern angekommen sei, die sich wie selbstverständlich am Eingang die Hände desinfiziert haben, sei diese Last schnell von ihm abgefallen. In den Tagen zuvor hatte die Schule die Kinder mit Videos auf den neuen Corona-Alltag vorbereitet - ihnen erklärt, worauf es ankommt, was es zu beachten gilt und sie auch darüber informiert, in welchen Räumen sie bis zu den Sommerferien untergebracht sein werden.

Ein Segen für viele Eltern

Nicht nur Schulleiter Michael Schäfer-Pieper freut sich darüber, dass endlich wieder Leben in der Schule ist. Vor allem auch für viele Eltern ist die Öffnung ein großer Segen. „Man darf nicht vergessen, dass Kinder mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen oftmals einer intensiven Pflege und Assistenz bedürfen, erklärt Schäfer-Pieper. All das neben dem Home-Office zu stemmen, sei eine enorme Herausforderung für viele der Eltern gewesen.

Auch von ihnen falle mit der herbeigesehnten Wiedereröffnung der Schule also eine große Last ab. Was für sie in der Krise erschwerend hinzukommt: Auch die familienentlastenden Dienste und Freizeitangebote für Menschen mit Behinderungen durch außerschulische Träger bleiben derzeit auf der Strecke.

22 Schüler bleiben daheim

Alle Eltern schicken ihre Kinder allerdings noch nicht wieder zur Kardinal-von-Galen-Schule. 22 von insgesamt 70 Schülern bleiben nach wie vor daheim - darunter vorsorglich zehn aus dem Martinswerk in Dorlar, um nicht alle anderen Bewohner einem Infektions-Risiko auszusetzen. Für sie schnürt die Schule auch weiterhin Pakete mit Unterrichtsmaterialien.

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Mit zahlreichen Videos hatten die Lehrer der Kardinal-von-Galen-Schule die Kinder und Jugendlichen während der Corona-Pause bei Laune gehalten, haben für sie gesungen und virtuell gemeinsam mit ihnen gefrühstückt. „Das Kollegium war hier wirklich superkreativ und engagiert“, freut sich Schulleiter Michael Schäfer-Pieper und spart nicht an Lob für seine Kolleginnen und Kollegen.

Kein Ersatz für den Besuch der Schule

Dennoch könne all das natürlich nicht den Besuch einer Schule ersetzen, an der handlungsorientiertes Lernen den Unterricht bestimme. „Bei uns geht es ja oft um ganz lebenspraktische Dinge“, sagt Schäfer-Pieper und nennt etwa den gemeinsamen Einkauf als Beispiel. „Das und vieles, vieles mehr sind Dinge, die sich eben nicht ins Homeschooling verlegen lassen“.

  • Die Kardinal-von-Galen-Schule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung in Trägerschaft des Caritasverbandes Meschede.
  • An der Schule werden die Schülerinnen und Schüler individuell gefördert. Das Ziel ist die größtmögliche selbstständige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in der schulischen und nachschulischen Lebensphase.