Meschede/Bödefeld. Bisher leidet die Branche still. Mittwoch demonstrieren auch Bus-Unternehmen aus dem HSK erstmals - viel Frust und ein Hoffnungsschimmer.

Zu einer Großdemonstration machen sich am Mittwoch Busunternehmen aus der Region auf nach Düsseldorf. Es geht um die Zukunft der Reisebusbranche und für viele schlicht ums Überleben. Zwei Beispiele:

Knipschild-Reisen in Meschede

Die Geschwister Marcus und Sabine Knipschild waren zu spät. Auch sie wollten sich für die Demonstration anmelden. Am Montag kam die Absage. Nur 100 Busse sind erlaubt. Die Unternehmer aus Meschede bieten im Busteam Sauerland gemeinsam mit den Firmen Henneke in Arnsberg, Kersting in Eslohe, Tuss-Bus aus Niedersfeld und Hunau-Reisen in Bödefeld Urlaubsreisen und Ausflüge an. „Seite Mitte März läuft nichts mehr“, sagt Marcus Knipschild. Bis Ende Juni seien alle Fahrten abgesagt. Viele Ausflüge waren zu Veranstaltungen geplant, André Rieu, der ZDF-Fernsehgarten, aber auch Moselrundfahrten - alles storniert. Sieben Busse hat er abgemeldet.

Marcus und Sabine Knipschild vom Mescheder Unternehmen Knipschild-Reisen.
Marcus und Sabine Knipschild vom Mescheder Unternehmen Knipschild-Reisen. © WP | Privat

„Wir brauchen dringend Planungssicherheit“, sagt er. Bis zum 30. Mai gilt noch das touristische Reiseverbot. „Wir müssen abwarten, was uns die Politik danach erlaubt. Ob wir dann wieder fahren dürfen, wie und wohin?“ Dass er im Anschluss so wie früher einen Bus mit 50 Personen besetzen darf. Damit rechnet er nicht. „Aber was muss ich tun?“ Und lohnt sich das dann noch? Und selbst wenn das beantwortet wäre, bleibt eine weitere Frage: Kommen die Gäste zurück? „Die meisten unserer Gäste sind Rentner, die sorgen sich verständlicherweise um ihre Gesundheit.“ Andere wollten das Geld sparen, um die Kinder, die in Kurzarbeit sind, zu unterstützen.

Welche Fahrten auf jeden Fall ausfallen, das sind die der Musikkapellen und Hofstaat-Gruppen zu den Schützenfesten und die Kinder- und Jugendgruppen, die im Sauerland Urlaub machen. „Die haben wir abgeholt und dann auch zu Ausflügen nach Fort Fun oder ins Schwimmbad gefahren.“ Auch der Bergebus muss in der Garage bleiben.

Marcus Knipschild ist froh, dass er neben den Reisebussen ein weiteres Standbein hat: die Linienfahrten. Zwar fuhren auch diese 15 Busse zeitweilig nur im Ferienplan. Mittlerweile aber sind wieder alle wieder normal im Einsatz. „Auch die Auftraggeber, RLG und Bahn, gehen fair mit uns um“, lobt er. Ein Grund, warum er seine Fahrer bisher noch nicht in Kurzarbeit schicken musste. „Sie konnten erstmal Überstunden und alten Urlaub abbauen.“

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Hunau Reisen in Bödefeld

Friedel Knipschild von Hunau-Reisen in Bödefeld hat es ungleich stärker getroffen. Der Unternehmer hat nur sechs Busse im Nahverkehr. 24 Reisebusse hat er abgemeldet. Alle 60 Mitarbeiter sind bereits in Kurzarbeit. Überwiegend hat er Kreuzfahrt-Gäste zu ihren Häfen gebracht oder abgeholt und Flusskreuzfahrten für die Landausflüge begleitet. „Das war ein echter Boom.“ Auch die Lesereisen der Funkemediengruppe wurden gut gebucht. „Die ganze Branche liegt tot“. Er erhofft sich von der Demonstration in Düsseldorf natürlich Aufmerksamkeit für die bisher still leidenden Unternehmen. „Wir brauchen ein Konzept und auch finanzielle Hilfen.“ Mit vier Bussen ist er dabei. Am liebsten wollen alle 50 Fahrer mitfahren.

Friedel und Axel Knipschild von Hunau-Reisen in Bödefeld fahren Mittwoch nach Düsseldorf.
Friedel und Axel Knipschild von Hunau-Reisen in Bödefeld fahren Mittwoch nach Düsseldorf. © Privat

Der 66-jährige Unternehmer hat neben den Flixbussen in den vergangenen Jahren immer wieder neue Ideen mitentwickelt. Auch der Schmallenberger Wanderbus gehört dazu. Nächstes Jahr will er das 70-jährige Jubiläum seines Betriebs feiern und das Geschäft nach und nach ganz seinen Kindern Axel und Marthe übertragen. „Es ist mein Wunsch ein ordentliches und gesundes Unternehmen zu übergeben.“ Deshalb demonstriert er in Düsseldorf und schreibt parallel Programme für Reiseveranstalter in ganz Deutschland, um Gäste ins Sauerland zu locken. „Ich bin sicher, unsere Region hat in Corona-Zeiten eine große Chance. Die Urlauber wollen nicht in die großen Metropolen.“

>>>HINTERGRUND

Friedel Knipschild hat schon eine Ahnung, wie es losgeht: Ein erster seiner zwölf Flixbusse darf am Donnerstag starten. Von Berlin nach Dresden, erstmal eine kurze Strecke, damit man nicht so lange zusammensitzt.

Mundschutz, Handdesinfektion und der Einstieg hinten sind vorgeschrieben. Nur jede zweite Reihe darf besetzt werden - und das immer schräg versetzt. Im Schnitt reisen so statt 50 Menschen 25. Wirtschaftlich sei das nicht.