Bödefeld. So eine Situation hat Familie Knipschild noch nicht erlebt: Busse ohne Kennzeichen stehen auf dem Parkplatz. Fahrer und Büro-Team in Kurzarbeit.
Ein trauriges Bild bietet sich der Familie Knipschild und allen, die den Platz auf dem die Omnibusse sonst nur in der Nacht geparkt werden, aktuell besuchen. Denn dort stehen momentan 30 Omnibusse ohne Kennzeichen. „Zuerst wurde der Fahrdienst von Flixbus eingestellt, zu dem Zeitpunkt war das Ausmaß von Corona noch keinem bekannt und der Bahnverkehr lief auch noch normal“, erzählt Friedel Knipschild mit ernster Stimme „doch dann wurden die Fahrgastzahlen immer kleiner und es ging Schlag auf Schlag - unsere Busse standen still.“
Kurzarbeit angemeldet
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Das vorerst nur Flixbus die Fahrten einstellte hatte zur Folge, das 10 Busse samt Fahrern nicht mehr benötigt wurden. Da das Busunternehmen nur über einen Schulfahrplan und nicht über einen Ferienfahrplan im Nahverkehr verfügt fielen mit der Schließung der Schulen zusätzlich 9 Busse weg. Abschließend kam es dann zur Schließung der deutschen Grenze, so dass auch die Reisebus-Reisen eingestellt wurden, angesetzt waren noch Fahrten nach Passau, Lyon und Monte-Carlo, sie sollten Kreuzfahrtpassagiere zu den Häfen bringen, sowie einige Urlaubs- und Kurzreisen.
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„Vor allem bei Auslandsfahrten ist die zukünftige Planung schwierig, denn nur weil es in Deutschland irgendwann wieder normal läuft, läuft es nicht automatisch in unseren Nachbarländern wieder normal.“ Momentan fahren nur noch 3 Fahrer für Hunau-Reisen an Samstagen, da einzig hier der Nahlinienverkehr nicht betroffen ist. „Alle Fahrer und auch das Büro-Team wurden in Kurzarbeit geschickt, manche erhalten also nur 60 Prozent ihres Lohns, das ist schon hart an der Grenze, aber die Ungewissheit wann alles wieder normal läuft, ist die größte Sorge“, so Knipschild.
Fortlaufende Kosten
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Besonders ärgerlich sei, dass das Unternehmen in den letzten Jahren viel in umweltfreundliche Fahrzeuge investiert hat und dies in den letzten Jahren, als auch in der aktuellen schwierigen Situation nicht gewürdigt werde, sagt er. Wegen dieser Investitionen seien die Fixkosten die das Unternehmen monatlich hat sehr hoch, hinzu komme dass alleine für März bzw. April 500.000 Euro des Umsatzes wegfallen. Um die monatlichen Kosten zu verringern hat Familie Knipschild vorerst 27 der 30 Busse bei der Versicherung abgemeldet.
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„Ich würde sie ja am liebsten auch bei den Zulassungsbehörden abmelden, aber die Wiederaufnahme des Busverkehrs kann schneller eintreten als erwartet und dann zählt für uns jede Stunde, das könnte bei der Zulassungsstelle zur Zeit länger dauern.“ Es macht Friedel Knipschild traurig, seine Omnibusse so zu sehen. Er weiß, dass die aktuelle Lage für alle schwer ist, deshalb hat er auch lange überlegt, wie das Unternehmen mit Storno-Rechnungen umgeht, vor allem bei Stammkunden war es für ihn keine gesetzliche, sondern eine moralische Frage.
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Doch die Familie kann nicht alle Kosten auffangen und trifft bei ihren Kunden damit auf vollstes Verständnis: „Wir waren alle überrascht, wie viele Anrufe und Nachrichten von unseren Kunden kamen, dass sie Verständnis für unsere Lage haben.“ Ein kleiner Lichtblick in einer harten Zeit.
Die Ausgleichszahlungen
Eine geraume Zeit hatte der Auftraggeber des Busunternehmens den Unternehmer im Bezug auf die Ausgleichszahlungen des Landes vertröstet, so dass mehrere Busunternehmen aus der Region bereits einen Brandbrief an alle heimischen Politiker geschrieben hatten, um Unterstützung in dieser Sache zu erhalten.
Allerdings wurden nun erste „kleine Entschädigungen für ausgefallene Schul- und Linienfahrten seitens unseres Auftraggebers bestätigt. Dies ist aber nur eine Tropfen auf den heißen Stein, aber wir freuen uns in dieser Situation über jeden Euro.“ Besonders Busunternehmen, sowie die Hotels und Gastronomie treffe es hart. „Wir hoffen, dass das gesamte Busgewerbe und vor allen Dingen auch unsere fast 50 Mitarbeiter die Krise gut und gesund überstehen.“