Meschede. Bisher durften in Meschede bis zu 40 Prozent der Lehrer nicht unterrichten. Seit Freitag gibt es eine neuen Erlass. Er soll ab Pfingsten gelten.

Rund ein Drittel aller Lehrer, so schätzt die Bezirksregierung in Arnsberg, konnte bisher am Präsenzunterricht in Corona-Zeiten nicht teilnehmen. Der Grund: Sie waren zu alt, schwanger oder hatten Vorerkrankungen. Während Kollegen über 60 Jahre auf Antrag weiter unterrichten durften, waren die Lehrer mit Vorerkrankungen, wie Asthma und Diabetes, vom Unterricht ausgeschlossen. Es gab quasi ein Berufsverbot. „Für die Schule war es eine besondere Herausforderung, gleichzeitig die Klassen zu verkleinern und mit einer geringeren Anzahl an Lehrern das alles zu schaffen“, weiß Christoph Söbbeler, Pressesprecher der Bezirksregierung. Eine Quadratur des Kreises.

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Von Ute Tolksdorf, Jürgen Kortmann, Oliver Eickhoff, Frank Selter, Alexander Lange, Christina Schröer

Neue Vorgaben seit Freitagnachmittag für alle Schulen in NRW

Freitagnachmittag nun hat der Staatssekretär die Vorgaben verändert. Sie sollen nach Pfingsten und dann bis zu den Sommerferien gelten. Der Erlass wurde diesmal nicht direkt an die Schulen geschickt, sondern über die Schulaufsicht verteilt. Nicht alle Schulen werden ihn daher bereits vorliegen haben.

Demnach soll die Zuordnung zur Risikogruppe nun nicht mehr pauschal, sondern nur mit ärztlichen Attest erfolgen, schwangere und stillende Lehrerinnen sowie Ü60- Lehrer sind nicht mehr grundsätzlich Teil der Risikogruppe. Angehörige dürfen nur noch zu Hause bleiben, wenn sie tatsächlich jemanden zu Hause pflegen, bei dem eine COVID 19-Erkrankung absehbar einen schweren Verlauf nehmen würde.

Persönliche Katastrophe

Für einige Mescheder Lehrer war die bisherige Regelung eine persönliche Katastrophe. „Ein Kollege wollte seine Zehner noch bis zum Abschluss begleiten. Wegen seiner Vorerkrankungen durfte ich ihn im Präsenzunterricht nicht einsetzen“, bedauert Schulleiter Detlev Pecko von der Konrad-Adenauer-Hauptschule. Ein anderer Kollege habe mit einem Attest erreicht, dass er arbeiten darf. Auch der Schulleiter selbst ist schon über 60. Er erklärt ein weiteres Problem, das auch nach der aktuellen Änderung bleibt: Gerade die älteren Kollegen hätten meist Vollzeitstellen. Sie fallen aber statistisch wegen Vorerkrankungen eher aus. „Und das hat für jede Schule stärkere Auswirkungen, als wenn eine jüngere Teilzeitkraft ausfällt.“

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Auch an der Grundschule in Berge klingt Schulleiter und Vollblut-Lehrer Friedhelm Baumhöfer fast ein wenig verzweifelt. Im Präsenzunterricht sei rund 30 Prozent der Lehrerschaft nicht einzusetzen. Über sich selbst sagte er: „Der Stammesälteste darf wohl leider keine engeren Kontakte mehr mit den Kindern haben. Es ist zum Heulen.“

Das Raumproblem

Franz Stratmann, Schulleiter der Städtischen Realschule, kämpft mit weiteren Corona-Regeln. „Von unseren Lehrkräften können nur 60 Prozent im Unterricht eingesetzt werden. Für den Präsenzunterricht sind unsere limitierenden Faktoren aber neben der Anzahl der zur Verfügung stehenden Lehrkräfte auch die Anzahl und Größe der Räume sowie die Klassengröße.“ So könne eine Klasse mit 24 Schülerinnen und Schülern noch in zwei, eine Klasse mit 32 Kindern müsse jedoch in drei Gruppen aufgeteilt werden. „Nach derzeitigen Vorgaben können wir maximal nur 1,5 Jahrgänge pro Tag beschulen.“

Claudia Bertels, Schulleiterin am Gymnasium der Stadt, erklärt ein weiteres grundsätzliches Problem: „Lehrer ist längst nicht gleich Lehrer.“ Viele unterrichteten unterschiedliche Stundenzahlen. Die genauen Fehlzeiten abzufragen, das habe bisher nicht mal das Ministerium oder die Bezirksregierung gemacht. Sie habe die im Präsenzunterricht bisher ausfallenden Lehrkräfte recht gut „kompensieren“ können. Doch mit den unteren Jahrgängen habe man alles noch einmal neu überdenken und Raum- und Vertretungspläne aufeinander abstimmen müssen.

>>> HINTERGRUND

Viele Ü60-Lehrer wollen weiter arbeiten und lassen sich für den Präsenzunterricht freistellen. Diese Zahlen nennen die Schulen auf Nachfrage. Sie gelten noch bis Pfingsten:

Schule unter dem Regenbogen Meschede/Remblinghausen: Von 24 Lehrern sind rund ein Viertel nicht einsetzbar.

Luziaschule Berge: 30 Prozent sind nicht im Einsatz, eine Lehrerin Ü60, hat sich für den Präsenzunterricht freistellen lassen.

Marienschule Meschede: Von rund 14 Lehrern sind 10 Prozent nicht im Präsenz-Einsatz.

St.-Johannes-Grundschule Eversberg/Wehrstapel: Hier stehen 13 Prozent der Lehrkräfte nicht zur Verfügung. Eine Lehrerin Ü60 hat sich freistellen lassen.

St.-Nikolaus-Schule Freienohl/Wennemen: 20 bis 25 Prozent der Kolleginnen fehlen, eine Kollegin über 60 ist freiwillig im Einsatz.

St.-Walburga-Hauptschule Meschede: Von 20 Kollegen fehlen fünf, da sie zur Risikogruppe gehören. Eine Kollegin Ü60 arbeitet freiwillig im Präsenzunterricht.

Konrad-Adenauer-Hauptschule Freienohl: Rund 38 Prozent der Kollegen sind nicht einsetzbar. Ein Kollege, der älter als 60 Jahre ist, arbeitet im Unterricht.

St.-Walburga-Realschule: Etwa ein Drittel der Kollegen stehen für den Präsenzunterricht nicht zur Verfügung.

Realschule der Stadt Meschede: 40 Prozent der Lehrkräfte sind nicht verfügbar. Zwei Kollegen haben sich freistellen lassen, um unterrichten zu dürfen.

Gymnasium der Stadt Meschede: Von 55 Lehrerinnen und Lehrern, inklusive Referendare dürfen bisher sechs nicht eingesetzt werden.

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Gymnasium der Benediktiner Etwa 10 Prozent gehören der Risikogruppe an, die nicht im Präsenzunterricht eingesetzt werden darf. Die Ü60-Kolleginnen und Kollegen sind fast ohne Ausnahme bereit, den Präsenzunterricht wahrzunehmen.

Berufskolleg Meschede: Von 90 Kollegen darf ein Viertel nicht unterrichten. Einzelne Kollegen haben sich auf Antrag trotz Altersgrenze freistellen lassen.