Meschede. So reagieren die Mescheder Gastronomen auf die Anordnungen in der Corona-Krise. Schließungen, Lieferservice und deutliche Worte an die Politik.
Einen fröhlichen Fisch hat Claudia Bittner von Laudis Sauerlandstuben erst vor zwei Wochen auf eine Tafel gemalt. Extra fürs Heringsbuffet, das sie im März stets freitags aufgebaut. Die Resonanz war gleich am ersten Tag super. Am Dienstag griff sie wieder zum Kreidestift. Diesmal sah das Kunstwerk jedoch ganz anders aus.
Mit Tränen in den Augen schrieb Claudia Bittner auf die Außentafel, die von der ehemaligen Bundesstraße 7 gut zu sehen ist: „Restaurant geschlossen. Bleibt alle gesund.“ Daneben malte sie einen kleinen Haufen… und illustrierte damit, das was derzeit die ganze Welt denkt.
Im Gespräch beschreibt die Gastronomin, wie sich ihre Einstellung innerhalb kurzer Zeit verändert hat: „Noch vor sechs Tagen wäre eine Schließung für mich der Albtraum gewesen. Jetzt flehe ich darum, dass alles zu gemacht wird, damit wir diese Lage in den Griff bekommen.“ Auf Facebook beschreibt sie dieses Umdenken ausführlich und hofft, dass viele in der Gesellschaft nun folgen.
Die Reaktionen in der Mescheder Gastronomie sind überall ähnlich. Alle müssen ihre Öffnungszeiten umstellen, manche schließen komplett wie beispielsweise die Abteigaststätte, einige stellen ihr Angebot auf Lieferservice um. Nach dem Motto: Wenn keine Gäste kommen, kommen wir zu den Gästen. So zum Beispiel auch der Gasthof Hochstein in Wehrstapel, der nur wenige Kilometer ruhrabwärts von Laudis Sauerlandstuben liegt. Am Wochenende bleibt das Restaurants mittags geöffnet. Inhaber Andy Hochstein erklärt auf Facebook, dass es nun auch einen Lieferservice gibt: „Wenn Sie nicht auf unsere leckeren Speisen verzichten möchten, bieten wir Ihnen eine kleine Auswahl unserer Gerichte an, die wir im Umkreis von zehn Kilometern kostenlos liefern werden.“ Das Team ist freitags bis mittwochs von 17 bis 20.30 Uhr unter 0291/50523 zu erreichen. Das Angebot gilt vorerst für zwei Wochen, weil derzeit niemand sagen kann, was danach ist.
Andre Wiese richtet einen deutlichen Appell an die Politiker
Andre Wiese, Betreiber des H1, richtet einen deutlichen Appell an die Politik. Sein Restaurant am Hennesee ist geöffnet, jedoch zu reduzierten Zeiten. Er fordert nun eine behördlich angeordnete Schließung aller gastronomischen Betriebe – zum Schutz der Angestellten und Gäste, aber auch, um finanziellen Schaden abzuwenden. „Sobald offiziell eine behördliche Schließung angeordnet wurde, greift bei einigen Betrieben eine Betriebs-Ausfallversicherung. Kommt es nicht zu einer derartigen Anordnung, kommt es für die Gastronomen zu keinerlei Entschädigung“, erklärt Wiese.
Bella Napoli hat bis auf weiteres geschlossen. Die Familie de Luca verspricht aber auf Instagram: „Wir versuchen uns aber etwas einfallen zu lassen, bezüglich Bestellungen außer Haus! Wir halten euch auf dem Laufenden und wünschen allen Gästen in dieser schrecklichen Zeit viel Gesundheit.“ Der Dollenhof in Eversberg schließt sein Restaurant. Der Imbiss bleibt jedoch geöffnet. Die Betreiber Anne und Josef Möller bitten jedoch im telefonische Bestellung, damit niemand warten muss (Tel. 0291/50742).
Auch das Bistro am Markt in Freienohl bleibt geschlossen und bieten von Dienstag bis Sonntag einen Lieferservice an (13 bis 21 Uhr, Tel. 02903/ 9723277). Auf Wunsch wird auch eine kontaktlose Bezahlung via Paypal angeboten. So handhaben es auch die großen Lieferdienste in den Großstädten. „Bleibt gesund“, schreiben die Betreiber.
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Auch die Taverna Akropolis an der Beringhauser Straße stellt komplett auf Lieferservice um von 15.30 bis 21 Uhr (Tel. 0291 - 90868222). Der Dönerimbiss Moderna in der Nachbarschaft bedient nur noch das Fenstergeschäft. Bestellungen werden unter 0291/9086838 angenommen.
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Herzlich und optimistisch zeigt sich die Mescheder Familie von Korff vom gleichnamigen Hotel und Restaurant auf Instagram. Zu einem aktuellen Bild und einer historischen Aufnahme des Hauses schreibt die Familie: „Was sollen wir schreiben. Wir alle haben es zigtausendmal gelesen und gehört. Jeder einzelne ist betroffen und es betrifft uns alle. Wir halten uns an die Entscheidungen der Bundesregierung. Unser Haus - seit 1903 als Hotel am gleichen Platz ... diese Zeit, die Geschichte, das was Generationen vor uns geschafft und in schweren Zeiten durchgemacht haben wird einem noch einmal mehr bewusst. Lasst uns optimistisch nach vorne blicken und uns freuen wenn wir wieder unserer Arbeit nachkommen dürfen. Bleibt gesund und genießt die Zeit mit Euren Lieben.“