Nuttlar. Und wieder musste die Familie Holzapfel aus Nuttlar nach dem Brand ihres Zuhauses stark sein. Das Haus ist abgerissen worden. Ein trauriger Tag!

Es war der Tag, vor dem sich die Nuttlarer Familie Holzapfel so lange gefürchtet hatte: Der schwere Tag, an dem der Abrissbagger ihr abgebranntes Haus am Dümel dem Erdboden gleich machen würde. Der Tag, an dem ein Stück Familiengeschichte schmerzhaft verschwindet. Und der war gestern.

Abschied nehmen

Als der riesige Greifer des 27-Tonnen-Abrissbaggers am Morgen zum ersten Mal zulangt, kann Jennifer Holzapfel ihre Tränen nicht mehr zurückhalten. Genau vor diesem Moment hatte sie so lange Angst. Die ganze Familie hat sich am Dümel versammelt, um das traurige Geschehen zu verfolgen.

Die Abrissarbeiten am Dümel nach dem Großbrand im November.
Die Abrissarbeiten am Dümel nach dem Großbrand im November. © Frank Selter

„Man muss das mit einer Beerdigung vergleichen“, erklärt Christoph Holzapfel gefasst. Als nichts anderes sehe er den Abriss des Hauses, das er nach dem Kauf im Jahr 2011 nach und nach mit den eigenen Händen mühevoll aus- und umgebaut hatte. „Wir nehmen heute Abschied“, sagt Christoph Holzapfel.

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Und dafür war die Familie bestens gerüstet: Wenn die beiden Kinder Jonathan und Quentin wegen der Corona-Krise nicht ohnehin schulfrei gehabt hätten, wären sie an diesem für die Familie so wichtigen Tag von der Schule beurlaubt worden. Tochter Eleonore hat als Friseurin ohnehin montags frei und Tochter Gabriella konnte es als Hausfrau problemlos einrichten, die Abrissarbeiten zu verfolgen. In Gartenstühlen, die sie am Morgen auf der Straße aufgestellt hatten, beobachten die Holzapfels, wie die Männer vom Tiefbau- und Abbruch-Unternehmen Wegener aus Brilon ihren Job machen.

Stärke bewiesen

In Körben und Klappkisten vor ihnen lagert jede Menge Nervennahrung: Kekse, Schokolade, Schnaps und Frikadellen. Auf diesen Tag hatten sich die Holzapfels wenigstens vorbereiten können - ganz anders als auf den Tag, als der Großbrand Anfang November ihr komplettes Hab und Gut vernichtet hatte.

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Damals hatte es der Familie den Boden unter den Füßen weggerissen. „Wir müssen jetzt stark sein für unsere Kinder“, hatten Jennifer und Christoph Holzapfel damals immer wieder betont. Und sie waren stark - auch am gestrigen Tag. Davon war sogar Abrissunternehmer Wilfried Wegener beeindruckt. So etwas habe er in der 25-jährigen Geschichte seines Unternehmens auch noch nicht erlebt, sagt er. Und dabei habe er bei einem Einzugsgebiet von Hessen bis ins Ruhrgebiet schon eine ganze Menge gesehen. „Der Zusammenhalt der Familie Holzapfel ist wirklich rührend“, sagt Wilfried Wegener. Daher sei er dem Wunsch, den Abriss des Hauses an einem Montag stattfinden zu lassen, weil dann alle dabei sein können, auch sehr gerne nachgekommen.

Ein neues Zuhause

Die riesige rote Greifer leistet ganze Arbeit.
Die riesige rote Greifer leistet ganze Arbeit. © Frank Selter

Bereits vor drei Wochen hatte das Unternehmen unter anderem mit dem Rückbau des Daches begonnen. Der Rest-Abriss wäre gestern theoretisch in einer Stunde erledigt gewesen. Weil die unterschiedlich zu entsorgenden Materialien aber direkt getrennt werden, gehen die Arbeiten eher gemächlich voran. Und das ist durchaus im Sinne der Familie Holzapfel: Immer wieder kommen Erinnerungen hoch, wenn der riesige rote Greifer ins Haus packt.

Das alte Sofa von Christoph Holzapfels Vater, die Decke des Abstellraumes, an der noch die Lampe baumelt, Jennifer Holzapfels altes Jugendzimmer - so leicht der Greifer all das packt, so schwer sind diese Momente zu ertragen. Ja, die Holzapfels wissen, dass die Abrissarbeiten den Weg frei machen für einen Neuanfang. Sie wissen, dass, wenn alles gut läuft, genau an dieser Stelle vielleicht schon Weihnachten ihr neues Haus stehen wird, ihr neues Zuhause. Und trotzdem ist der Anblick nur schwer zu ertragen.

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In ihrer vorübergehenden Wohnung, die sie in der Kirchstraße bezogen haben, fühlen sich Holzapfels zwar wohl. Aber zu einem Zuhause ist die Adresse noch nicht geworden. „Und das wird sie wohl auch nicht“, sagt Jennifer Holzapfel. Ihr Zuhause war der Dümel, und das soll er so schnell wie möglich auch wieder werden.

  • Bevor das Tiefbau- und Abrissunternehmen von Wilfried und Steve Wegener mit den Arbeiten in Nuttlar beginnen konnte, mussten - wie bei jedem Abriss - zunächst Gutachten und Analysen abgewartet werden.
  • Sie geben am Ende Aufschluss darüber, was genau nach dem Abriss zu entsorgen ist und wie und wo es entsorgt werden kann.
  • Rund 14 Tage, so schätzt Wilfried Wegener, wird es nach dem Abriss dauern, bis die Reste des Hauses vom Grundstück entsorgt sind.
  • Nach dem Abriss beginnen die formellen Vorbereitungen für den geplanten Neubau.