Cobbenrode. Weidenkätzchen stehen unter Naturschutz. Und trotzdem landen sie aus Unwissenheit oft als Frühlingsboten in den Wohnungen. Das ist nicht gut!
Blühende Weidenkätzchen sind nicht nur schön anzusehen. Sie sind im Frühjahr auch eine wichtige Nahrungsquelle in der freien Natur. Obwohl sie unter Naturschutz stehen, werden sie allerdings oft abgeschnitten - leider auch von Profis, die es eigentlich besser wissen müssten.
Unwissenheit oder Unachtsamkeit
„Immer wieder passiert es, dass die schön anzuschauenden Frühblüher der Sal-Weide abgeschnitten werden, um damit die Wohnung frühlingshaft zu schmücken“, sagt Imker Wolfgang Jenke. Das sei das eine Problem. Das andere: Im Rahmen von Grünschnittmaßnahmen an Wegrändern fallen die Weidenkätzchen leider auch dem Hydraulischen Freischneider von städtischen oder gemeindlichen Mitarbeitern zum Opfer. Oft sei es einfach Unwissenheit oder Unachtsamkeit - so wie jetzt in der Gemeinde Eslohe.
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„Rettet unsere Wildbienen, Schmetterlinge und andere Insekten“ - der Slogan ist in Presse, Funk und Fernsehen inzwischen allgegenwärtig. Daher sei es besonders ärgerlich, wenn eine große Menge knospender Weidenkätzchen sinnlos abgeschnitten werden, sagt Imker Wolfgang Jenke. Er betont: „ Ich mache niemandem persönlich einen Vorwurf, dass die Kätzchen am Bachbett in unmittelbarer Nähe des neu errichteten Insektenhotels von den Arbeitern der Kommune oder dem Personal des Landesbetriebs Straßenbau beim Pflegeschnitt abgeschnitten wurden.“
Äste über dem Bachbett
Es sei jedoch wünschenswert, wenn man in Zukunft gerade den Weidenschnitt nur in zwingend notwendigen Fällen durchführe. Zumal diese Weiden direkt am Esselbach stünden. „Einzelne Äste, die auf den Bürgersteig wachsen, müssen natürlich abgeschnitten werden. Äste, die im Bachbett wachsen, sollten stehen bleiben“, sagt der Imker.
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Leider seien aber genau die Spitzen der Weidenkätzchen mitten über dem Bachbett gekappt worden und das sei sehr schade“, so Anrainer Wolfgang Jenke, der auch Insektenschutzbeauftragter des Hochsauerlandkreises ist.
„Mir ist es wichtig, die Menschen für den Erhalt der Nahrungsquellen unserer Bienen und Insekten allgemein zu sensibilisieren. Gerade Kommunen sollten da eine Vorbildfunktion haben“, stellt er klar.
Wenn Verkehrssicherungspflicht bestehe sei natürlich klar, dass geschnitten werden müsse, aber das sei in diesem Fall wohl eher nicht so gewesen, wundert sich der aktive Naturschützer.
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Dabei sei gegen ein rigoroses Schneiden im Herbst nichts einzuwenden - die Weiden blühen dann nicht mehr und schlagen später wieder aus. Aber gerade jetzt seien Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und viele andere Insekten auf frische Nahrung angewiesen. Sie brauchen das Eiweiß der Weidenkätzchen für die Aufzucht ihrer Brut. Mit Honig allein geht das nicht.
Versprechen der Behörde
„Als Vergleich kann man vielleicht die Ernährung menschlicher Babys bemühen“, sagt Jenke. „Sie werden ja auch zunächst mit Muttermilch versorgt und nicht mit Süßigkeiten.“ Übrigens lieben auch viele Vögel die Fruchtstände der Sal-Weide.
Jenke hat sich bei den zuständigen Mitarbeitern der Behörden gemeldet. Das Vorgehen sei sehr bedauert worden - in Verbindung mit dem Versprechen künftig verstärkt auf diese Problematik zu achten und die Mitarbeiter ausdrücklich darauf hinzuweisen.
Extra angebaut
Es gibt auch in Blumenläden und Supermärkten angebotene Zweige von Frühblühern. Dabei handelt es sich keinesfalls um Wildware, sondern um extra zum Verkauf angepflanzte Bäume. „Ob man nun diese Ware unbedingt kauft, sollte jeder selbst entscheiden. Auch diese Weidenkätzchen sind ja eigentlich Insektenfutter“, sagt Jenke.
Andere Frühlingsboten wie Tulpen, Osterglocken oder auch Primeln, dürfe man sich hingegen bedenkenlos ins Wohnzimmer oder auf den Balkon stellen. Nach dem Verblühen könne man die Zwiebeln sogar noch in den Garten pflanzen.
- Die vier bis sechs Zentimeter langen weiblichen Blütenstände der Sal-Weide kommen in ganz Europa vor.
- Die leuchtend gelben männlichen Blüten (zunächst in Form einer wollig-silbrigen „Behaarung“) sind eine besonders ergiebige und wichtige Nahrungsquelle für Honig-, Wildbienen, Hummeln und Co.
- Bis auf wenige Ausnahmen (Bayern und Österreich am Palmsonntag) ist es verboten, blühende Weidenzweige abzuschneiden.
- Cobbenroder Kinder hatten im Herbst beim Kinderschützenfest ein Insektenhotel gebaut und Mitarbeiter des Bauhofs der Gemeinde stellten es am Esselbach auf.