Cobbenrode. .

Sie setzen sich auf den Kuchen. Sie landen in der Fanta. Sie surren durch die Wohnung. Ja, selbst Wolfgang Jenke als Liebhaber dieser Tiere kann nachvollziehen, wenn Menschen die Wespen manchmal als lästig empfinden. Was er aber so gar nicht nachvollziehen kann: Wenn Hauseigentümer Wespen in ihren Nestern töten oder gleich das ganze Nest zerstören. „Das ist gesetzlich sogar verboten“, sagt er. Das wisse aber leider kaum jemand.

Der sichere Tod

Der Cobbenroder Wolfgang Jenke ist Wespen-Beauftragter des Hochsauerlandkreises. Und in dieser Funktion möchte er vor allem eins: Die Menschen sensibilisieren. „Wespen stehen seit dem vergangenen Jahr auf der Roten Liste“, sagt Jenke. Und das bedeutet: Manche Wespenarten gehören zu den gefährdeten und damit schützenswerten Insekten.

„Sie glauben ja gar nicht, was sich manch einer einfallen lässt, um ein Wespennest im Garten loszuwerden“, sagt Jenke ohne weiter ins Detail gehen zu wollen. „Wir wollen am Ende ja nicht noch Tipps geben“, sagt er und schmunzelt.

Es hat sich eine Menge getan in der jüngsten Vergangenheit: „Bis vor wenigen Jahren waren noch die Feuerwehren zuständig“, erinnert sich der Cobbenroder. „Die kamen dann in Schutzanzügen, haben das Wespennest abgeschnitten, in einen Müllsack gestopft und es dann im Sack irgendwo in den Wald geworfen.“ In aller Regel sei das der sichere Tod für die Tiere gewesen.

Heute sind Menschen wie Wolfgang Jenke für solche Fälle zuständig. Man kann ihn bei Wespen-Problemen zu Rate ziehen. Wenn irgendwo ein Nest umgesiedelt werden muss, rückt er aus. Im Moment kann das durchaus drei mal in der Woche sein - die Tiere haben Hochsaison.

Einen Schutzanzug trägt auch Jenke bei einer Umsiedlung. Ganz ungefährlich sind die Tiere in einem solchen Moment nämlich tatsächlich nicht. „Ich schneide das Nest vorsichtig ab und befestige es dann in einem Nistkasten“, erklärt er. Dann heißt es warten. Rund eine Stunde dauert es im Schnitt, bis auch die letzten Wespen ihren Weg in den Kasten gefunden haben. Dann setzt Jenke sich ins Auto und bringt die Tiere zu einem seiner vielen Freunde und Bekannten, die sich tatsächlich über ein solches Nest freuen können. „Das sind zum Beispiel Leute, die eine Streuobstwiese haben“, erklärt Jenke. Dort sorgen die Tiere dann für eine ökologische Schädlingsbekämpfung. „Wespen ernähren sich unter anderem von Bremsen, Schnaken und Raupen“, sagt der Cobbenroder. „Was glauben Sie, was hier alles in der Luft wäre, wenn wir keine Wespen mehr hätten.“

Dabei konnte selbst Jenke, der als Hobby-Imker im Alter von 15 Jahren sein erstes eigenes Bienenvolk hatte, Wespen am Anfang auf den Tod nicht ausstehen. „Ich habe Wespen damals gehasst“, gibt er zu. Heute hingegen hat er zwischen seinen Bienenvölkern im Garten sogar ganz bewusst einige Wespennester angesiedelt. Sobald sich eine Wespe in einen meiner Bienenkästen hineintraut, weiß ich, dass mit dem Volk irgendetwas nicht in Ordnung ist“, erklärt er und schiebt hinterher: „Wespen sind einfach faszinierende und äußerst nützliche Tiere, man muss sich nur mal ein wenig damit beschäftigen“.