Schmallenberg. Das Wisent-Projekt sorgt weiter für Diskussionen. Der Zaun im Latroptal ist für den HSK-Landrat keine Alternative. Einzäunung wirft Fragen auf.

Bereits 2016 hatte der HSK-Landrat Dr. Karl Schneider eine Lösung im Wisent-Streit gefordert und eine Einzäunung vorgeschlagen. Vier Jahre später geht es nun genau um dieses Thema - allerdings nicht so, wie es sich viele Schmallenberger erhofft hätten. Der Landrat will sich nun klar positionieren und sagt den Schmallenbergern seine Unterstützung zu. Denn für ihn steht fest: „So wie der Zaun nun geplant ist, kann ich das nicht vertreten.“

Ihn fast ausschließlich auf Schmallenberger Seite zu verlegen sorgt auch bei ihm für Unmut: „Das ist keine gerechte Lastenverteilung. Der HSK und auch die Schmallenberger sind durchaus bereit, einen Kompromiss zu finden oder einen Teil der Last mitzutragen. Aber dass ein Wittgensteiner Projekt nun zum Leidwesen der Schmallenberger wird, kann nicht sein.“ Gespannt erwarte er nun den Besuch der Ministerin, die am Dienstagabend ankündigte, eine einvernehmliche Lösung finden zu wollen. Auch die Einzäunung der Wisente in einem (zum Teil) FFH-Gebiet wirft ungeklärte Fragen auf.

Vertrag kündigen nicht möglich

Karl Schneider macht auch noch einmal deutlich: Der HSK ist nicht Vertragspartner bei dem Auswilderungsprojekt. Kündigen können den Vertrag nur die Vertragspartner (Kreis Siegen-Wittgenstein, Bezirksregierung Arnsberg, Landesbetrieb Wald und Holz, Träger-Verein, Wittgenstein Berleburgsche Rentkammer).

Zwar habe auch die Koordinierungsgruppe das Recht, das Projekt während der Freisetzungsphase abzubrechen, wenn aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse oder aus Gründen der öffentlichen Sicherheit eine Weiterführung nicht mehr zu vertreten sei. Allerdings müsse die Beendigung des Projekts einvernehmlich beschlossen werden - und das scheint unwahrscheinlich.

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Zwar sind viele Schmallenberger gegen das Wisent-Projekt - sie sitzen aber in der Koordinierungsgruppe nicht mit am Tisch. Dort ist zwar der HSK vertreten, ebenso weitere Wisent-Gegner - aber ebenfalls viele Befürworter des Artenschutzprojekts.

Einzäunung wirft Fragen auf

Ein Wisent.
Ein Wisent. © WAZ FotoPool | Torsten Silz

Was also bleibt, ist der Lösungsvorschlag der NRW-Umweltministerin Heinen-Esser. Der Landrat dazu: „Gegen einen Zaun habe ich nichts, wir haben uns von Anfang an mit diesem Vorschlag einverstanden erklärt. Da wussten wir aber noch nicht um den Verlauf.“ Mit Blick auf die Karte würden nun 700 Hektar eines neuen 840 Hektar großen Projektgebiets in Schmallenberg liegen - vor allem das Latroptal wäre betroffen.

„Ich habe gegenüber der Ministerin und auch in der Koordinierungsgruppe bereits betont, dass wir diesem Vorschlag nicht zustimmen können und werden.“ Ein weiteres Problem sieht er auch darin, „dass die Projektträger weiterhin die Berleburger bleiben würden, obwohl das von ihnen angestoßene Projekt eigentlich überhaupt nicht mehr auf Wittgensteiner Gebiet stattfindet.“

Auch eine Einzäunung der Tiere in einem (zum Teil) FFH-Gebiet wirft Fragen auf. In einem Schreiben des Ministerium hieß es dazu: „Die Errichtung einer rechtskonformen Zaunanlage in einem FFH-Gebiet erfordert verschiedene Genehmigungsverfahren unter Beteiligung der Forst-, Naturschutz- und Baubehörden inklusive einer Vielzahl von prüffähigen Unterlagen einschließlich einer Bestandsaufnahme der schutzwürdigen Arten, Biotope und Lebensraumtypen.“

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Bekannt ist allerdings auch, dass die Europäische Kommission Deutschland bereits mehrfach gerügt hatte, den Verpflichtungen aus der Fauna-Flora-Habitat-(FFH)-Richtlinie nicht ordnungsgemäß nachzukommen. Es war sogar ein EU-Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik eingeleitet worden. Dabei geht es vorwiegend auch darum, das FFH-Gebiete erhalten oder verbessert werden müssen.

Dann bleibt aktuell die offene und ungeklärte Frage: Würden die Wisente dem FFH-Gebiet schaden und ist es daher überhaupt vereinbar, sie dort einzuzäunen? Eine Antwort darauf werden wohl erst die entsprechenden Gutachten der Behörden liefern.