Eslohe. Die Volksbanken Reiste-Eslohe, Marsberg und die Spar- und Darlehnskasse Oeventrop ziehen erstmals gemeinsam Bilanz.

2500 Aufgaben sind zu lösen, um drei Banken miteinander zu verbinden. Ende März sollen die letzten bei der Volksbank Reiste-Eslohe, der Volksbank Marsberg und der Spar- und Darlehnskasse Oeventrop erledigt sind.

Die Vorstände der neuen Volksbank im Hochsauerland sind schon zufrieden mit dem ersten gemeinsamen Geschäftsjahr. Die Bilanzsumme stieg um 3,6 Prozent auf 591 Millionen Euro, der Bilanzgewinn liegt bei 700.000 Euro. „Wir sind auf Wachstumskurs“, so Vorstand Dr. Stefan Eckhardt (Reiste-Eslohe).

Die Hintergründe

In Föckinghausen, geografisch symbolisch in der Mitte der drei Bankbereiche gelegen, hat es am Mittwoch die erste gemeinsame Bilanzpressekonferenz gegeben. Dirk Schulte, Vorstand der Volksbank Reiste-Eslohe, betonte, dass dieses Modell eben keine klassische Fusion sei, bei der ein größerer Bewerber den kleineren übernimmt, sondern eine Verbundlösung gleichberechtigter Partner. Durch den Verbund entstehen Synergien – jetzt sind zum Beispiel nicht mehr drei Jahresabschlüsse nötig, sondern nur noch einer erforderlich; Mitarbeiter, die zuvor mehrere Funktionen erledigen mussten, können sich jetzt spezialisieren. Mit seiner Bilanzsumme ist der neue Verbund weiterhin nur halb so groß wie die durchschnittliche Volksbank in Deutschland. Vorstandssprecher Dirk Lüddecke (Marsberg).

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Folgen für die Kunden

Leichter an Geld kommen künftig durch die Digitalisierung die Kunden – dauerte es früher drei Wochen, bis über einen Konsumentenkredit entschieden wurde, kann die eigene Finanzreserve jetzt per App auf dem Smartphone abgerufen werden. Man kenne ja schließlich die Bonität des Kunden, sagt Vorstand Hans-Jochen Zöllner (Marsberg). Ein Autokauf sei in drei Sekunden möglich. Und gegebenenfalls: Die Ratenstundung kann mit vier Klicks selbst beantragt werden.

Auch Negativzinsen

Bei der Zinspolitik erwartet die Volksbank im Hochsauerland 2020 keine Trendwende. Zwar würden Kredite günstiger, durch den Realzins allerdings würden alle Werte verlieren, auch Lebensversicherungen, so Dirk Schulte in seiner Analyse. Er spricht von „einer langsamen Enteignung der Sparer“. Die Volksbank gibt die Negativzinsen weiter, „denn Liquidität kostet Geld“. Betroffen davon seien aber nur Anleger mit größeren Vermögen von mehreren 100.000 Euro – mit ihnen würden dann Einzelvereinbarungen gesucht, um diese Negativzinsen zu vermeiden.

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Die Filialen

Es bleibt weiterhin bei 15 Filialen, 2020 werden keine geschlossen, so Schulte. Aber die Frequenzen werden beobachtet, jeweils am Jahresende wird beraten: „Der Kunde stimmt mit den Füßen ab“ – häufig genutzte Filialen haben also eine Zukunft. Wobei selbst in Vertreterversammlungen auf die Frage, wie häufig man in der letzten Zeit in der eigenen Filiale gewesen sei, immer weniger aufzeigten. Hans-Jochen Zöllner ist sicher: „Das Standardgeschäft wandert in die digitale Welt.“ Dafür sei im Gegenzug mehr Beratungsqualität gefragt. Und erreichbar seien die Mitarbeiter eben immer telefonisch oder per Mail.

Die Wirtschaft

Aus der Wirtschaft beobachten die Banken weiterhin Investitionsbereitschaft. Für die größte Verunsicherung sorge derzeit das Corona-Virus: Viele mittelständische Unternehmen, so Dirk Lüddicke, hätten Werke in China oder beziehen ihre Ware dorther und sorgen sich jetzt um die Einhaltung der Lieferkette.

>>>ZAHLEN UND FAKTEN<<<

Das gesamte finanzielle Kundenvolumen liegt bei 1,09 Milliarden Euro.

Das Eigenkapital beträgt 57 Millionen Euro.

Die Kundenkredite stiegen um 3,3 Prozent auf 330 Millionen Euro.

130.000 Euro an Spenden sind verteilt worden, plus 14,3 Prozent.

Der Verbund hat 133 Mitarbeiter und 18.233 Mitglieder.

Vorstandssitze liegen in Eslohe und Marsberg, in Oeventrop gibt es mit Mario Tiemann einen Generalbevollmächtigten.

Im Marktgebiet Marsberg stiegen die Zusagen für Baukredite um 38 Prozent an, das Volumen verdoppelte sich nahezu. Über 10 Millionen Euro wurden an Bausparverträgen vermittelt.

In Reiste-Eslohe und in Oeventrop ändert sich die IBAN: Die Fristen dafür sind so lang, dass es keine Komplikationen gibt.