Grafschaft. Ein Sauerländer Fachwerkhaus auf Rädern, Stelen mit mundgeblasenem Opal-Glas oder Sitz- und Gehstöcke: Josef Didam fertigt alles in Handarbeit
Seit seinem 14. Lebensjahr arbeitet Tischlermeister Josef Didam im Familienbetrieb in der Werkstatt. Die Firma hat er früh übernommen und führt sie nun in fünfter Generation. Er ist einer der letzten Handwerksbetriebe in Grafschaft. Den Betrieb stemmt er alleine mit seiner Frau. Neben Bestattungen hat er sich auf hochwertige Lösungen aus heimischen Holz spezialisiert: Stelen mit Glas oder Lichtakzente für den Innen- und Außenbereich, ein Sauerländer Fachwerkhaus auf Rädern sowie hochwertige Sitz- und Gehstöcke bietet der 65-Jährige an. „Das ist meine Leidenschaft“, sagt er.
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„Jedes Teil ist ein Unikat und trägt meine Handschrift. Zu 90 Prozent bestehen unsere Produkte aus heimischem Eichenholz.“ Für ihn spielt vor allem die Qualität eine wichtige Rolle. Je nach Produkt gibt es im Betrieb Preisklassen von 10 Euro (versteinertes Holzteil) bis zu 800 Euro (Holzstele mit Opal-Glas).
Die Stelen
Die Idee für die Stelen aus Holz - für den Innen- und Außenbereich - entstand vor rund zehn Jahren „aus der Liebe zum Holz“, wie Josef Didam und seine Frau Ulrike sagen. „Es gab viele Holzabfälle oder
ungenutzte Fachwerkbalken - beispielsweise alte Eichenbalken vom Kloster in Grafschaft. Wir wollten daraus etwas Besonderes machen“, so das Ehepaar.
Alle Stelen sind Unikate, keine gleicht der anderen. „Theoretisch können die Leute auch gebrauchtes Holz aus ihrem Haus oder Garten mitbringen, welches wir dann nach ihren Wünschen umgestalten“, so Josef Didam. Sie sollen leuchtende Akzente in den Garten oder ins Haus bringen - „eben auf Sauerländer Art“, sagt das Ehepaar und lacht.
Beispielsweise wird in das Holz mundgeblasenes Opal-Glas oder Beleuchtung eingearbeitet, es gibt sie auch mit versteinertem Holz - 50 Millionen Jahre altes Fossiles Material aus Indonesien. Auch Grabstelen gibt es. Je nach individuellen Wünschen, Größe und Technik kostet eine Stele zwischen 300 und 600 Euro. Dafür gibt es echtes Sauerländer Handwerk aus einer Traditionswerkstatt, die es bereits seit 1844 im Ort gibt.
Das Fachwerkhaus
Nach den sichtbaren Schäden und Verwüstungen von Kyrill, kam dem Ehepaar dann der Gedanke, ein Blockhaus auf Rädern zu bauen - als Hilfe für die Waldbauern. Nach langen Überlegungen entstand ein Blockhausmodell - 6,10 Meter lang und 2,30 Meter breit - mit Sprossenfenstern, Tür, Dacheindeckung,
Inneneinrichtung einer Sitzecke mit Tisch und einer Theke mit Arbeitsfläche. „Ein variables Fachwerkhaus bei voller Funktionalität, nach persönlichen Wünschen. Entweder modern oder gemütlich-rustikal.“
Didam bietet das Haus, an dem er mehr als ein Jahr gearbeitet hat, zur Vermietung an - für Feiern, als Wanderziel, Ausstellungsfahrzeug, Verkaufswagen, Atelier oder Wochenendhaus.
„Ich fahre das Haus, das rund 3,5 Tonnen wiegt, zum gewünschten Ort und hole es dort auch wieder ab. 15 bis 18 Personen können rein.“ Zuletzt wurde es beispielsweise von einer Gruppe über Silvester gemietet, es war aber auch schon als Begleitfahrzeug bei der Deutschland-Tour der Radprofis von Kitzbühel bis Bremen zu sehen, oder als Rechenbüro für Rad- und Skiveranstaltungen. Der Mietpreis ist unterschiedlich.
Auf Anfrage würde er für Kunden auch ein neues Haus bauen, „da ich alleine mit meiner Frau in der Werkstatt bin, ginge das aber nur mit Unterstützung durch Handwerkerkollegen.“
Sitz- und Gehstöcke
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Relativ neu im Angebot bei der Tischlerei Didam ist der Grafschafter Sitzstock. Über Jahrzehnte hatte diese Stöcke Herbert Lutter gefertigt. Vor einem halben Jahr übergab er die Produktion der berühmten Stöcke, von denen selbst Konrad Adenauer und Willy Brandt einen besessen haben sollen, an Josef Didam. Der obere einer Geige ähnelnde Teil besteht aus Birkenholz und ist mit einem kräftigen Eschenstock durch eine stabile Achse um 90 Grad schwenkbar - wodurch die Sitzfläche entsteht. „Ich habe die Produktion vom Stock etwas umgestellt“, erklärt der 65-Jährige.
„Jetzt gibt es noch eine Verstärkung mit Eisen im Handgriff. So kann der Stock mit Edelstahlbeschlägen und Verschlüssen aus Hirsch- und Rehbockhorn. nicht so leicht brechen“, erklärt er Die Stöcke, die 185 Euro kosten, werden individuell auf ihre Nutzer angepasst - auch eine Gravur im Griff kann bei Bedarf eingelasert werden. Genutzt werden sie beispielsweise häufig bei Gottesdiensten auf dem Wilzenberg.
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Außerdem bietet der Handwerker noch den Rothaarsteig-Wanderstock an. Er ist aus schichtverleimten Eichenholz gefertigt und bis zu 100 Kilogramm belastbar. „Er liegt glatt in der Hand, ist sanft geschwungen - wie die Sauerländer Berge“ - und sieht immer wieder etwas anders aus. Beim Gehen werden die Gelenke der Wanderer entlastet.
Es gibt den Wanderstock in unterschiedlichen Längen und ebenfalls mit individueller Gravur. Die Kosten liegen je nach Anfertigung zwischen 90 und 125 Euro. „Wir richten uns nach den Wünschen unserer Kunden. Hier ist jedes Teil ein Unikat und individuell anpassbar“, sagt Josef Didam dazu.