Schmallenberg. Beim Schulsanitätsdienst lernen Schüler des Gymnasiums Schmallenberg, im Ernstfall zu handeln. Sie haben viele Einsätze im Schulalltag.
Ein aufgeregter Schüler rennt ins Sekretariat des Schmallenberger Gymnasiums. Ein Mitschüler hat sich verletzt, er ist die Treppe hinunter gestürzt. Im Sekretariat wird über die Anwendung „RettAlarm“ sofort der Alarm ausgelöst. Ein paar Sekunden später klingelt im Unterrichtsraum bei Schülern aus der Q 1 und der Q 2 das Handy. Der einzige Fall, in dem Handys im Unterricht erlaubt sind: Beim Sanitätsdienst. Vier Schüler haben heute Bereitschaft. In der Alarmnachricht steht der Ort des Unfalls, kaum eine Minute später sind die Schüler im Sanitätsraum und packen die Tasche, holen die notwendige Ausrüstung. Sie wissen genau, was jetzt zu tun ist.
Im Zweifelsfall zählt jede Sekunde. Sie überprüfen die Vitalzeichen, fixieren die Halswirbelsäule. Der Schüler klagt über Schmerzen im Arm und hat eine blutende Wunde am Kopf. Die Sanitäter kümmern sich um die Erstversorgung. Im Normalfall würden sie jetzt den Rettungsdienst rufen - zum Glück ist es dieses Mal nur eine Übung. Aber wenn es ernst wird, müssen die Schüler einen kühlen Kopf bewahren. Das lernen sie im Projektkurs in der Oberstufe.
Projektkurs gibt es seit einem Jahr
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Den Kurs „Schulsanitätsdienst“ gibt es seit dem vergangenen Schuljahr am Schmallenberger Gymnasium. „Er findet in der regulären Unterrichtszeit statt - insgesamt zwei Stunden pro Woche“, erklärt der Kursleiter und Lehrer Markus Hufnagel. Es gibt Theorie- und Praxiseinheiten, die den Leitlinien des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) entsprechen.
Dazu kommen stetige Einsätze im Schulalltag. Wählbar ist der Kurs für die Q1. Ausgebildet wird der neue Rutsch an Schulsanitätern unter anderem von den Q2-Schülern, die bereits erfolgreich ihre Prüfung abgelegt haben. Auch siebte und achte Klassen werden von den Schülern geschult. „Es ist wichtig, dass man anderen im Notfall helfen kann. Hier lernt man etwas fürs Leben“, sagt Schüler David Linhoff (18).
Die Inhalte in Theorie und Praxis sind umfangreich. Es geht von Papierschnitten bis hin zu Übelkeit, Asthmaanfällen, Zuckerschock, Knochenbrüchen oder Herzkreislaufstillständen und Reanimation. Gelernt wirst erst in der Theorie - beispielsweise an aufgebauten Stationen, und dann wird auch praktisch aneinander geübt.
Nötige Sicherheit für den Ernstfall
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„Die Theorie bringt einem im Ernstfall nichts. Da muss man sich auch trauen, das Gelernte anzuwenden. Die Übungen geben einem dabei die nötige Sicherheit“, sagt Schülerin Julia Heßmann (17). Sie hatte selbst schon einige Einsätze im Schulalltag - hin und wieder auch in der Hauptschule, die ebenfalls im Schulzentrum liegt. „Wir müssen dann richtig handeln können und in Ernstfällen die Erstversorgung übernehmen, bis der Rettungsdienst hier ist.“
Die Einsätze werden jedes Mal in einem Formular dokumentiert. Am Ende des Jahres legen alle Q1-Schüler, die noch in der Ausbildung sind, ihre Prüfung zum „Sanitäter/Sanitäterin“ ab. Sie wird von Lehrer Markus Hufnagel gemeinsam mit zwei weiteren Rettern vom DRK abgenommen.
43 Schüler legen Prüfung ab
Im vergangenen Schuljahr haben insgesamt 43 Schüler erfolgreich die Prüfung abgelegt. In diesem Jahr sind wieder rund 30 Schüler in der Ausbildung. „Das Angebot wird super angenommen“, sagt Hufnagel, dem das Thema am Herzen liegt. „Die Schüler arbeiten begeistert mit, das finde ich toll.“
Er teilt auch die Schüler in die Bereitschaftsdienste ein und vergibt die Handys, kümmert sich um Organisation und Material. „Alles entspricht dem Standard wie beim DRK. Die Schule und der Förderverein stellen dafür Gelder zur Verfügung. Ohne wäre es gar nicht möglich“, sagt der Lehrer dankbar. Denn für ihn ist der Projektkurs auch eine echte Herzensangelegenheit - genau wie für die Schulleitung. Dr. Elke Winekenstädde: „Im Zweifel können die Schüler Leben retten - auch von ihren Mitschülern. Das ist einfach eine tolle Sache.“