Schmallenberg. Ein Azubi beleidigt seinen Chef, schlägt die Chefin und droht, ihre Kinder anzuzünden. Es gibt einen Polizeieinsatz -und eine Gerichtsverhandlung

Bei der Betriebsfeier eines Schmallenberger Hotels hat ein junger Angestellter seine Chefs übel beleidigt und geschlagen. Offensichtlich waren dabei Alkohol, illegale Drogen und Frust eine verhängnisvolle Mischung eingegangen. Er wurde zu einer Geldstrafe - auf Bewährung - verurteilt. Nur wenn er wieder straffällig wird, muss er die 80 Tagessätze zu 20 Euro zahlen.

Verhängnisvolle Mischung

Im Januar 2019 fand die Firmenfeier statt. Auch der junge Mann, der in dem Hotel erst die Ausbildung zum Koch abgeschlossen und dann eine weitere zum Restaurantfachmann begonnen hatte, feierte ausgelassen. Er trank Sekt, Wein, Bier und Schnaps. Dann plötzlich riss bei ihm offenbar der Faden. Schon in den vergangenen Wochen hatte er sich darüber geärgert, dass seine Freundin, die ebenfalls eine Ausbildung in dem Hotel absolvierte, angeblich schlecht behandelt worden sei. „Dass ich das ausgerechnet an dem Abend zur Sprache bringen wollte, war sicher keine gute Idee“, gab er jetzt vor Gericht zu.

Bedroht und geschlagen

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Schon bald rastete er völlig aus, beschimpfte seinen Chef als „Hurensohn“, schlug seine Chefin und kündigte an, dass er ihre Kinder anzünden werde. „Sie werden brennen“, sagte der ehemalige Feuerwehrmann, „und du wirst dabei zusehen!“

Für die dreifache Mutter war diese Drohung schlimmer als der Schlag, den er ihr mit der Faust ins Gesicht gab. „Ich habe ihn nicht wiedererkannt“, sagte sie. „Ich kannte ihn als fleißig, kompetent und einsatzfreudig.“ In seinem Wahn habe er geschrien, dann wieder geweint und gezittert, da habe sie ihn noch in den Arm, genommen.

Dann habe er gedroht, er werde ihr alle Knochen brechen. „Er war wie wild.“ Letztlich konnte er von anderen Mitarbeitern eingefangen und gebändigt werden. Die Polizei wurde gerufen. Sie stellte 1,4 Promille Blutalkohol fest.

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Er selbst habe keine Erinnerungen mehr an den Abend, sagte der 22-Jährige vor Gericht, aber das werde schon so gewesen sein, räumte er ein. „Ich erinnere mich erst wieder, als ich im Krankenhaus aufgewacht bin.“ Am nächsten Tag erhielt er am Hoteleingang die Kündigung.

Als er realisierte, was geschehe war, habe er sich über sich selbst erschrocken. „Das war ich nicht. So wollte ich nicht sein!“, sagte er und zog daraus die Konsequenzen.

Freiwilliger Entzug

Drei Tage nach der verhängnisvollen Betriebsfeier ging er freiwillig in den Entzug. Denn Alkohol und Drogen gehörten schon lange zu seinem Alltag. Er sei regelmäßig alkoholisiert bei der Arbeit erschienen. Am Tattag hatte er vorher Cannabis geraucht und zusätzlich Amphetamine geschluckt.

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Zusammen mit Alkohol eine verhängnisvolle Mischung, wie auch Dr. Thomas Schlömer, Facharzt für Psychologie und Psychotherapie, vor Gericht ausführte. Während Cannabis in der Regel eher dämpfend wirke und im konkreten Fall wahrscheinlich als Auslöser der Aggressivität zu vernachlässigen sei, sei die Wirkung der Mischung aus Amphetaminen und Alkohol nicht klar vorherzusagen.

Emotionaler Ausnahmezustand

„Man weiß nie, was passiert.“ Hinzugekommen sei der emotionale Ausnahmezustand durch die Kündigung der Freundin. Für die Zukunft allerdings, machte der Facharzt Hoffnung. Ein aggressives Grundpotenzial sei bei dem Angeklagten nicht festzustellen. Seit Beginn der Therapie ist er „clean“, so versicherte der Anwalt des Angeklagten. Das lasse sich über die regelmäßigen Bluttests auch beweisen. Bis heute befinde er sich in Therapie. Auch habe er mittlerweile einen Arbeitgeber gefunden, bei dem er seine zweite Ausbildung fortsetze.