Schmallenberg. Schmallenbergs Bürgermeister ärgert sich, dass die Stadt an der Entscheidungsfindung nicht beteiligt wird. Kritik an Einzäunungsplänen wird laut
Rund 18 Kilometer lang, zwei Meter hoch, ein 840 Hektar großes Areal: Die noch freilebenden Wisente sollen eingezäunt werden. Angepeilt wird ein Baubeginn des Zauns im Sommer. Das hatte Bernd Fuhrmann, Vorsitzender des Trägervereins des Wisentprojektes, in der vergangenen Woche bei einem Pressetermin bekanntgegeben (wir berichteten).
700 Hektar des Areals sollen im Staatswald auf Schmallenberger Seite liegen, 140 Hektar in Bad Berleburg auf dem Gelände der Wittgenstein-Berleburg’schen Rentkammer. Es ist der von NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser vermittelte „tragfähige Kompromiss“ in Sachen Wisentstreit. Darauf hatte sich eine Koordinierungsgruppe geeinigt. In Schmallenberg jedoch ist der Unmut über den geplanten Zaun - und den Ablauf der Entscheidungsfindung - groß.
Der Bürgermeister
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Bürgermeister Bernhard Halbe ärgert vor allem, dass die Stadt in den Entscheidungsprozess nicht eingebunden wird: „Wir haben an mehreren Sitzungen einer Arbeitsgruppe teilgenommen, die sich mit dem Zaun und der Planung beschäftigt hat. Dann wird in der Koordinierungsgruppe ein Zaun und eine Gebietsabgrenzung vorgestellt, ohne die Kenntnis der Arbeitsgruppe. Das ist nicht in Ordnung. Zumal die Stadt Schmallenberg die zuständige Baugenehmigungsbehörde ist.“
Die Pressekonferenz hätte Verwunderung in der Stadtverwaltung ausgelöst. „Es wird betont, dass der Kompromiss von allen Seiten mit getragen wird. Das würde ich in Abrede stellen“, so Halbe. Immer wieder habe die Stadt auch eingefordert, „endlich mal aus der Nichtöffentlichkeit zu treten und eine Informationsveranstaltung zu organisieren.“ In diesem Fall gebe es positive Neuigkeiten. Denn NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser wird schon bald Schmallenberg besuchen. „Wir befinden uns für den Termin aktuell in der Abstimmung. Ich finde aber, dass diese Veranstaltung ein gutes Zeichen ist.“
„Pro Wald“
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Lucas von Fürstenberg aus Brabecke, Interessensgemeinschaft „Pro Wald“, sagt zur aktuellen Situation: „So weit waren wir schon einmal - im vergangenen Jahr. Erst einmal müssen wir jetzt abwarten, ob tatsächlich etwas passiert. Denn aktuell ist man fast genau auf dem gleichen Stand, wie vor einem Jahr.“ Er sehe den Zaun als einzige Alternative: „Ansonsten müsste man in meinen Augen das Projekt komplett einstellen und es als gescheitert erklären.“ Er sieht auch Managementfehler beim Trägerverein: „Das Projekt hat nichts mehr mit Artenschutz zu tun. Es wurde eingeräumt, dass zur freilebenden Herde 26 Tiere gehören. Allein das verstößt gegen den Vertrag, in dem explizit 25 Tiere als Höchstgrenze festgelegt sind. Wann und wie wird da regulierend eingegriffen?“
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Den Zaun sehe er aber grundlegend erst einmal positiv: „Es ist besser als ohne Zaun. Wenn die Bevölkerung es als wertvolles Projekt sieht, dann muss auch die Allgemeinheit die Kosten tragen. Das ist auf jeden Fall besser, als wenn es an den Waldbauern hängen bleibt.“ Sinnvoll seie das natürlich nicht: „Es handelt sich schließlich um ein FFH-Gebiet. Dort machen die Tiere dann genau das kaputt, was eigentlich geschützt werden soll.“
Die Waldbauern
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Waldbauer Hubertus Dohle sieht die Entwicklungen sehr kritisch: „Zahlreiche Waldbauern, dazu zähle auch ich, sagen schon lange, dass dieses Projekt als gescheitert erklärt werden muss.“ Der Zaun sei keine Lösung für das Problem: „Auch dort werden enorme Schäden durch die Tiere in einem FFH-Gebiet verursacht. Die Tiere sind hier nicht heimisch. Sie finden nicht das Futter, was sie brauchen. Auch Inzucht und Machtkämpfe unter den Tieren sind ein Thema. Das wird sich auf einem kleineren Gebiet als jetzt noch verschlimmern.“
Der Rechtsanwalt
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Rechtsanwalt Friedrich von Weichs, der gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Dieter Schulz einen der klagenden Waldbauern aus Oberkirchen vertritt, kann über die aktuellen Entwicklungen nur den Kopf schütteln: „Hier wird ein privat geschaffenes Problem auf die Allgemeinheit abgewälzt. Ich halte das für verantwortungslos. In einer Zeit, in der der Wald stirbt und unsere Heimat ihr Gesicht verändert, werden zahlreiche Buchen für einen sinnlosen Kompromiss geopfert. Es fehlt den Beteiligten schlicht der Mut, das Scheitern des Projektes zu akzeptieren.“ Ein weiteres Problem sieht er in den Kosten. Diese seien zwar noch nicht genau beziffert, aber klar sei: „Das wird teuer. Und dabei muss man immer bedenken, dass es sich hierbei nur um eine Übergangslösung handelt, um die Zeit bis zur Vorlage des Gutachtens zu überbrücken.“