Eversberg. In Eversberg sollten Holunderbeeren in großem Stil angebaut werden. Jetzt ist das für das Sauerland einzigartige Obst-Projekt aufgegeben worden.

Am Ende hat der Schädling gewonnen: Michael Schütte muss die Konsequenzen ziehen. Er hat nach zehn Jahren jetzt seinen Versuch aufgeben müssen, in Eversberg Holunderbeeren in großem Stil anzubauen.

Schütte war der einzige im Sauerland, der das in diesem Ausmaß versucht hatte und der klassischen herben Frucht wieder so viel Raum geben wollte. „Da hat viel Herzblut drin gesteckt“, sagt der Eversberger: „Der Schädling war leider stärker.“

Totalausfall der Ernten seit 2016

Der selbstständige Holzkaufmann hatte sich mit den Beeren ein zweites Standbein aufgebaut. 2009 hatte er mit der Planung für sein Holunder-Projekt begonnen, 2011 fuhr er dann auch die erste Ernte ein. Anfangs ging das alles gut. Erst hatte er außerhalb von Eversberg am Gersthagen Holunderbeerenbäume angepflanzt, dann durch den Erfolg im Ort selbst weitere am Sportplatz - 1300 insgesamt. Die schwarze Beere hatte eine Renaissance erlebt: Für das Erfrischungsgetränk „Bionade“ wurde Nachschub benötigt, außerdem wurde sie wegen ihrer intensiven Färbung als Lebensmittelfarbstoff nachgefragt. Danach kam auch noch der „Hugo“ bundesweit in Mode, so dass auch die Blüten begehrt waren. Top-Gastronomen und Feinkosthändler sicherten sich den Saft aus Eversberg.

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Doch die vielen Bäume und Früchte zogen auch Feinde an. 2016 entdeckte sie Michael Schütte zum ersten Mal: Die asiatische Fruchtessigfliege, eingeschleppt durch Lebensmittelimporte nach Deutschland. Von Süddeutschland aus drang der Schädling nach Norden vor, bis eben in die Bergstadt. „Je kleiner der Schädling ist, umso gefährlicher“, beobachtete Schütte.

Bevor die Früchte vollreif sind, bohrt sich die Essigfliege durch ihre Schale, legt Eier ab, schon einen Tag später kommen die Maden durch. „Die Früchte bleiben, aber sie riechen nach Essig“, stellte Schütte fest. Seit 2016 konnte er deswegen keine Fruchternte mehr einfahren – war jedes Mal ein Totalverlust. Marienkäfer als natürliche Fressfeinde kamen gar nicht hinterher, auf chemische Mittel zur Bekämpfung hat Michael Schütte ausdrücklich verzichtet: „Chemie will ich aus Prinzip nicht.“ Ein paar tausend Liter sind in den letzten Jahren produziert worden, die Restbestände hat Schütte jetzt verkauft.

Jetzt schon auf den Wolf vorbereitet

Weiter geerntet werden sollen künftig die Blüten der 650 Bäume am Gersthagen, die am Sportplatz hat er aufgegeben. Eine Brennerei aus dem Münsterland lässt die Blüten in Eversberg weiterhin für ihren Holunderblütensirup pflücken. Am Sportplatz ist jetzt Grünland für Schafe entstanden. Die hatten für Schütte schon den Bewuchs um seine Holunderbeerbäume niedrig gehalten. Jetzt hat er sich damit ein neues Standbein aufgebaut.

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Die Schafe werden nicht nur zur sanften Landschaftspflege eingesetzt, sondern das Lammfleisch soll auch verkauft werden. 12 Mutterschafe hat Schütte schon, ihre Zahl soll auf 30 bis 40 anwachsen. Schüttes „Braune Bergschafe“ kommen ursprünglich aus dem Alpenraum, sie sind eine vom Aussterben bedrohte Tierrasse. Wer mit den Alpen klar kommt, der ist auch fürs Mittelgebirge im Sauerland geeignet – sie sind widerstandsfähig, sehr fruchtbar und für die Landschaftspflege sehr geeignet. Und: Sicherheitshalber hat sich Schütte auch schon zwei Herdenschutzhunde besorgt. Die Pyrenäenberghunde sollen notfalls helfen, falls der Wolf in die Region kommen sollte. Auf diesen Fressfeind ist er dann vorbereitet.