Meschede. Neue Einzelheiten zum Betrug mit den Geschenkgutscheinen in Meschede: Der Schaden ist höher als bisher angenommen. Jetzt hilft auch die Stadt.
Die Stadt Meschede greift der Werbegemeinschaft „Meschede aktiv“ mit einer Bürgschaft in Höhe von 56.000 Euro finanziell unter die Arme. Das ist eine Folge aus dem Skandal um die kriminellen Manipulationen bei dem Papier-Geschenkgutschein bei der Werbegemeinschaft in der Vergangenheit. Eine damalige Mitarbeiterin der Stadt hatte diese Papiervorlagen in Umlauf gebracht, ohne dass sie Geld dafür zahlte.
Der Schaden liegt inzwischen schon höher als erwartet. Bei ihrer Mitgliederversammlung im Frühjahr war die Werbegemeinschaft noch von insgesamt 60.000 Euro ausgegangen. Diese Summe ist aber mittlerweile bereits erreicht worden. Bis Ende Dezember 2020 können noch Papier-Geschenkgutscheine eingelöst werden – erst danach steht die gesamte Schadenshöhe fest. Die Werbegemeinschaft geht jetzt von einem Gesamtschaden von dann 70.000 Euro aus, der in der Zeit von 2015 bis zur Entdeckung im Januar 2017 entstanden ist. Wie berichtet, stellte der Einzelhandel in Meschede sein System inzwischen auf eine fälschungssichere elektronische Geschenkkarte um, die auch aufgeladen werden kann und bei der Teilbeträge abgebucht werden können.
Auch interessant
Ehemalige zahlt Teil zurück
Die Werbegemeinschaft muss den Gesamtschaden ausgleichen. Dafür hat sie einen Kredit von 70.000 Euro erhalten. Die Tilgung dieses Darlehens erfolgt zum Teil aus Rückzahlungen von der inzwischen verurteilten ehemaligen Stadt-Mitarbeiterin. Der höhere Teil wiederum soll nach Angaben des Vorsitzenden Andre Wiese und des Kassierers Peter Horst über die nächsten zehn Jahre durch Überschüsse aus dem neuen Gutscheinsystem getilgt werden. Zur Sicherung des Darlehens und zur Reduzierung der Zinsbelastung braucht die Werbegemeinschaft die Bürgschaft durch die Stadt.
Der Mescheder Stadtrat hat die Bürgschaft für den Zeitraum von zehn Jahren einstimmig abgegeben: Allerdings nur über 56.000 Euro, weil die Stadt laut Beihilferecht der Europäischen Union eine Bürgschaft auf 80 Prozent einer Darlehenssumme beschränkt.
Auch interessant
Die Stadtverwaltung hatte „aufgrund der Konstellation des entstandenen Schadens“ dem Stadtrat eine Bürgschaft empfohlen. Denn die Werbegemeinschaft arbeite mit daran, die Attraktivität und die Anziehungskraft von Meschede als Einkaufsstandort zu fördern. Und eigene Sicherheiten habe die Werbegemeinschaft nicht. Das Risiko, dass die Bürgschaft tatsächlich in Inanspruch genommen wird, stuft die Verwaltung als „minimiert“ ein.
>>>HINTERGRUND<<<
Zwei Einzelhändlern aus Meschede war – unabhängig voneinander – Ende 2016 aufgefallen, dass eine der städtischen Mitarbeiterinnen häufig bei ihnen Gutscheine einlöste. Und häufig wurde die Ware dann Tage später in den Geschäften gegen Bargeld zurückgegeben.
Die Frau wurde drei Monate lang von der Polizei observiert. Bei einer Hausdurchsuchung fanden sich Blanko-Gutscheine und auch ein städtischer Stempel.