Meschede. . Neue Einzelheiten zum Missbrauch von Einkaufsgutscheinen in Meschede: Eine der Täterinnen tauschte die Ware gegen Geld rasch wieder um.
Der finanzielle Schaden für die Werbegemeinschaft Meschede durch illegal ausgegebene Einkaufsgutscheine ist viel höher, als bisher angenommen. Aktuell liegt er bei rund 49.000 Euro. Das wurde in der Mitgliederversammlung von „Meschede aktiv“ bekannt. Die Händler waren in der Vergangenheit nur von einem dreistelligen Betrag ausgegangen. Auch über den Missbrauch der Gutscheine wurden neue Einzelheiten bekannt.
Nach und nach erweist sich der wahre Schaden
Wie berichtet, hatten zwei Mitarbeiterinnen der städtischen Bürgerbüros in Meschede und Freienohl Geschenkgutscheine der Werbegemeinschaft unterschlagen und selbst eingelöst – ohne, dass die Gutscheine vorher bezahlt worden waren. Inzwischen hat die Werbegemeinschaft ihr System bei den Gutscheinen umgestellt: Vom Papier-Gutschein, mit dem der Missbrauch betrieben worden war, hin zum elektronisch aufladbaren Gutschein.
Noch zwei Jahre können die alten Gutscheine eingelöst werden: Nach und nach taucht jetzt der wahre Schaden auf. Derzeit hat die Werbegemeinschaft ein Minus von 49.000 Euro durch die Papier-Gutscheine. Das sagte Kassierer Peter Horst in der Versammlung. Er rechnet damit, dass dieses Minus noch auf 60.000 Euro steigen könnte, bis die Abgabefrist in zwei Jahren abläuft.
Die alten Papier-Gutscheine, die ja noch in Schubladen liegen können, hatten kein Verfallsdatum. Im Moment werden in der Woche noch alte Gutscheine in Höhe von durchschnittlich 100 Euro eingelöst.
Hohe kriminelle Energie
Wieviel von den aktuell 49.000 Euro Verlust auf kriminelle Energie und die beiden Frauen zurückzuführen ist, lässt sich nicht mehr klären. Die Bürgerbüros waren nur zwei der Ausgabestellen in den letzten 15 Jahren. Auch von Geldinstituten wurden die Gutscheine ausgegeben. Ob die beiden Frauen zusammen handelten, oder zufällig unabhängig voneinander, ist nicht bekannt.
Gegen eine der ehemaligen städtischen Mitarbeiterinnen ist ein Strafverfahren inzwischen abgeschlossen, gegen die andere läuft es noch: Die eine Täterin muss der Werbegemeinschaft 10.000 Euro zurückzahlen – in monatlichen Raten von 50 Euro. Um das Minus auf dem Gutscheinkonto der Werbegemeinschaft aber schneller zu verringern, will die Stadt Meschede diesen Schuld-Titel übernehmen. Die Frau müsste dann künftig an die Stadt zahlen. Um das Gutschein-Defizit aufzufangen, hat die Mitgliederversammlung dem Vorstand jetzt die Möglichkeit eingeräumt, ein Darlehen aufzunehmen.
Händler schöpfen Verdacht
Aufgeflogen war der Schwindel, weil sich zwei Einzelhändler aus Meschede – unabhängig voneinander – Ende 2016 an den Vorstand der Werbegemeinschaft gewandt hatten. Ihnen war aufgefallen, dass die eine der städtischen Mitarbeiterinnen häufig bei ihnen Gutscheine eingelöst hatte.
Zum Teil wurde von ihr so Ware im Wert von 500 Euro erworben. Auffallend dazu: Häufig wurde die Ware Tage später in den Geschäften dann gegen Bargeld zurückgegeben. Weil die Händler wussten, dass die Frau im Bürgerbüro arbeitete, „schloss sich irgendwann der Kreis“, so Peter Horst.
Der Vorstand schaltete die Polizei ein. Die Frau wurde über einen Zeitraum von drei Monaten von der Polizei observiert. Bei einer Hausdurchsuchung fanden sich Blanko-Gutscheine und auch ein städtischer Stempel. Die Staatsanwaltschaft hatte bei ihr 200 Fälle der Unterschlagung zwischen Januar 2015 und Dezember 2016 ermittelt.
Versicherung springt nicht ein
Ein Fehler der Vergangenheit rächt sich jetzt: Bei der Einführung der Papiergutscheine vor 15 Jahren ist keine schriftliche Vereinbarung über die Ausgabe getroffen worden. Damals sollte die Ausgabe und Bearbeitung so unkompliziert wie möglich sein und den Ausgabestellen möglichst kein zusätzlicher Aufwand entstehen.
Für die Ausgabe eines Gutscheines reichte ein Stempel und eine Unterschrift aus. Weil aber kein Vertrag damals abgeschlossen worden war, springt auch nicht die Haftpflichtversicherung der Stadt Meschede ein, erklärte Horst in der Mitgliederversammlung.
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