Bestwig/Brilon. Die Nachricht vom Verkauf der Bestwiger Firma Stratmann hat der Belegschaft einen Schrecken eingejagt. Wie es jetzt weitergeht.

Der Verkauf des Bestwiger Unternehmens Stratmann an die Lobbe-Gruppe in Iserlohn war kein Schritt aus der Not heraus. Das zumindest hat Unternehmenssprecher Jan Frigger auf Nachfrage unserer Zeitung mitgeteilt. Das Unternehmen sei nach wie vor wirtschaftlich gut aufgestellt, betont er. Daher sei der lang geplante Schritt weder mit Entlassungen noch mit Schließungen von Standorten verbunden. Für Verunsicherung sorgt die Nachricht in Teilen der Belegschaft dennoch.

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Stratmann-Standorte gibt es reichlich: Neben dem Unternehmenssitz im Wiemecker Feld in Velmede ist Stratmann unter anderem in Brilon, Hallenberg, Marsberg, Winterberg, Paderborn, Bad Driburg, Bad Wildungen, Nentershausen und Warburg ansässig. Bereits im Herbst 2018 hatte es laut Frigger erste Gespräche über einen möglichen Verkauf gegeben. Daran sei auch Firmengründer Gottfried Stratmann, der Anfang des vergangenen Jahres gestorben ist, noch beteiligt gewesen.

Eigenständige Tochter

Die Zukunftssicherung der Arbeitsplätze und die Stärkung regionaler Unternehmen hätten immer Prioritäten innerhalb der Stratmann-Gruppe dargestellt und können auf diesem Weg auch weiterhin gewährleistet werden, sagt Gesellschafter Carsten Stratmann, der bereits am 31. Dezember des vergangenen Jahres als Geschäftsführer aus dem Unternehmen ausgeschieden ist. Diese Ziele seien bereits seinem Vater ein großes Anliegen gewesen.

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„Daher haben wir uns vor über einem Jahr gemeinsam zu diesem Schritt entschlossen und den Verkaufsprozess in die Wege geleitet“, betonte Stratmann. Geschäftsführer Marcell Wiese bleibt laut Frigger weiterhin im Unternehmen.

Mit dem Verkauf wird die Stratmann-Gruppe als eigenständige Tochter in die Lobbe-Gruppe integriert. „Lobbe ist ebenfalls ein sehr gut aufgestelltes, mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen, das aufgrund der großen Gemeinsamkeit in der Unternehmensphilosophie ideal zu Stratmann passt und für die gleichen unternehmerischen Grundsätze steht“, so Carsten Stratmann. Mit dem Anschluss an die Lobbe-Gruppe könne das Traditionsunternehmen Stratmann die nachhaltige Fortführung all ihrer Aktivitäten auch in Zukunft sichern - und zusätzlich auf eine noch stärkere Basis zur Bewältigung der Marktherausforderungen zurückgreifen.

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Ebenso wie Frigger für die Stratmann-Gruppe, spricht auch Sabine Günther für Lobbe von einer „freundlichen Übernahme“. Seit vielen Jahrzehnten verbinde die Inhaberfamilien Stratmann und Edelhoff über alle Generationen hinweg eine persönliche Freundschaft. „Es gibt viele große Entsorgungs-Unternehmen um uns herum“, sagt Frigger und nennt beispielhaft Remondis.

„Und auch Lidl mischt den Entsorgungsmarkt seit einiger Zeit unter dem Namen ‘Pre Zero’ auf“, so Frigger. Das seien Unternehmen, bei denen viel Geld dahinter stecke. Als mittelständischer Betrieb sei es wichtig, Acht darauf zu geben, nicht unter die Räder zu kommen. Insgesamt steige nun die Wettbewerbsfähigkeit, da bestehende Märkte ausgebaut und neue erschlossen werden, heißt es bei Lobbe. Wie Sabine Günther betonte, profitiere Stratmann nun unter anderem von den beiden Wertstoffsortier-Anlagen, die Lobbe unterhält.

Familie Edelhoff hat sich angekündigt

Die Stratmann-Belegschaft war zu Beginn der Woche über den Verkauf informiert worden. Viele seien im ersten Moment erschrocken gewesen, wie Betriebsratsvorsitzender Kristof Gudera erklärte. Einfach, weil man wisse, wie solche Verkäufe enden können, sagte er. Der erste Schreck habe sich aber gelegt. „Viele kennen Lobbe schon lange und wissen, dass wir mit dem Verkauf einen guten Partner an uns gebunden haben, mit dem wir uns breiter aufstellen können.“

Es gebe zwar durchaus noch Mitarbeiter, die seit der Nachricht in Sorge sind. „Es ist aber nicht so, dass unter der Belegschaft die große Zukunftsangst umgeht“, so Gudera. Als positiv wertet er den für Samstag angekündigten Besuch der Familie Edelhoff - jene Familie, die als Inhaber hinter dem Erfolg von Lobbe steht. „Ein solcher Besuch ist nicht selbstverständlich“, sagte Gudera. Aber er sei wichtig, weil die Nachricht so ein Gesicht bekomme.

  • Als Partner von Städten und Kreisen sind Stratmann und Lobbe künftig gemeinsam in der kommunalen Entsorgung für rund 1,8 Millionen Menschen im Hochsauerland, Ostwestfalen, Nordhessen und Südwestfalen verantwortlich.
  • Das Bestwiger Unternehmen Stratmann ist seit mehr als 60 Jahren im Bereich von Entsorgung und Recycling engagiert. Das Unternehmen beschäftigt an mehr als 14 Standorten insgesamt 450 Mitarbeiter.
  • Außerdem ist Stratmann Gesellschafter der Zentek. Die Zentek ist ein Gemeinschaftsunternehmen führender konzernunabhängiger Entsorger in Deutschland und betreibt für überregional, bundesweit und grenzüberschreitend tätige Unternehmen flächendeckende Entsorgungssysteme.
  • Die Gründung der Firma Stratmann geht ins Jahr 1956 zurück. Damals begann Firmengründer Gottfried Stratmann neben der täglichen Arbeit im eigenen landwirtschaftlichen Betrieb, damit, mit Pferd und Wagen die Abfälle in Velmede einzusammeln.
  • Lobbe ist ein mittelständisches, familiengeführtes Unternehmen im Bereich technische Dienstleistungen mit Sitz in Iserlohn. Das Unternehmen umfasst die Bereiche Industrieservice und Abfallentsorgung. Bundesweit hat Lobbe 1950 Beschäftigte an 44 Standorten und 100 Auszubildende. Lobbe erwirtschaftet jährlich 320 Millionen Euro (Stand 2018).